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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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haben?
    Es war zu spät, die Geschichte zu ändern. Er würde bei der Unwahrheit bleiben müssen, komme was wolle. Von nun an, so schwor er sich, würde er sich an das halten, was er am besten beherrschte: die Wahrheit zu verdrehen, statt blanke Lügen zu erzählen.
    „Ich habe die drei Säcke mit Dollars dem Herrn der Krähen überlassen“, sagte Tajirika.
    Der Herrscher brach in trockenes Gelächter aus. Sikiokuu spürte, wie das Leben in ihn zurückkehrte. Kaniũrũ rümpfte die Nase. Machokali sah seinen Freund mitleidig an. Hatte er keine bessere Erklärung?
    „Was?“, fragte der Herrscher.
    „Ich habe alles dem Herrn der Krähen überlassen.“
    „Ich verstehe nicht. Hast du ihm Geld geschuldet?“
    „Das war der Lohn dafür, dass er mich geheilt hat.“ Tajirika erzählte von seiner Krankheit der Wörter. „Ich war so glücklich, meine Stimme wiederzuhaben, dass ich mir über den Lohn keine Gedanken machte. In diesem Moment war es keine große Sache, das Geld wegzugeben. Dort, wo dieses Geld hergekommen war, gab es noch mehr zu holen.“
    „Was hat der Zauberer mit dem Geld gemacht?“, fragten der Herrscher, Machokali und Sikiokuu gleichzeitig.
    „Drei große Säcke mit Dollars! Wow!“, fügte Kaniũrũ hinzu, um nicht abseits zu stehen.
    „Als wir zusammen in einer Gefängniszelle eingesperrt waren, erzählte er mir, dass er sie bestattet hat“, antwortete Tajirika.
    Alle lachten, als wären sie sich einig, dass Tajirika mit seinen Lügen jetzt zu weit gegangen war.
    „Und natürlich hat er es vermieden, Ihnen zu sagen, wo er es vergraben hat“, meinte Sikiokuu sarkastisch.
    „Im Gegenteil“, erwiderte Tajirika zum Erstaunen aller, „er hat es mir gesagt.“
    Sie sahen sich gegenseitig an, bevor sie sich mit ihrer unausgesprochenen Frage zu Tajirika umdrehten.
    „Er hat das Geld im Grasland hinter Santalucia vergraben.“
    „Und Sie sind es natürlich nie suchen gegangen“, sagte Kaniũrũ.
    „Nein“, erwiderte Tajirika umgehend, „weil ich annahm, dass der Hexenmeister mich belog. Und ehrlich gesagt wollte ich auch nichts damit zu tun haben und will es auch jetzt nicht. Es ist verflucht. Soll es vergraben bleiben – wenn er mir überhaupt die Wahrheit gesagt hat. Und wenn es das Geld nicht mehr gibt, dann ist das auch in Ordnung. Nur der Herr der Krähen kann uns über das Schicksal der Dollars aufklären.“
    Der Herrscher schien Tajirikas Verteidigung kaum wahrzunehmen. Ihn beschäftigte ein einziges Thema: Diese Männer hatten die Arme bis zu den Ellbogen in die Ladenkasse gesteckt. Die Kontoauszüge bewiesen, dass Sikiokuu Millionen eingesackt hatte, doch der stand da und leugnete es rundheraus, trotz überwältigender Beweise. Und dann Tajirika mit seinen kindischen Lügen. Tajirika deckte seine Komplizen, unter anderem vielleicht Machokali. Kaniũrũ war der Einzige, der einigermaßen ehrlich und offen gewesen war. Was denken die sich? Dass ich ein Dummkopf bin? Ich werde ihnen zeigen, dass dieser Herrscher immer noch das eine oder andere As in seinem Ärmel hat.
    „Wir werden jetzt nicht entscheiden, wer hier lügt und wer die Wahrheit sagt“, verkündete der Herrscher und schaute von Sikiokuu zu Machokali. „Ihr beide werdet mir von denen, die bereits mit dem Herrn der Krähen in Berührung gekommen sind und so mutig waren, sich ihm zu stellen, drei eurer vertrauenswürdigsten Polizisten oder meinetwegen Jugendbrigadisten geben.“
    „Peter Kahiga und Elias Njoya“, sagte Sikiokuu sofort. „Sie lügen nicht wie andere, die ich kenne, und, was noch wichtiger ist, sie wissen, wann sie den Mund halten müssen.“
    „Ich schlage A.G. vor“, sagte Machokali.
    „Ja, und A.G. “, stimmte Sikiokuu zu.
    „Tajirika, dir will ich sagen, dass ich es am meisten hasse, wenn man mir Lügen auftischt. Es ist besser, man sagt mir die Wahrheit wie Kaniũrũ oder bittet mich hinterher um Verzeihung, wenn man gelogen hat. Aber ich will dir noch eine Chance zur Wiedergutmachung geben. Eine zweite Chance. Eine allerletzte Chance. Du hast bereits gesagt, dass du mit dem vergrabenen Schatz nichts zu tun haben willst. Deshalb wirst du Kahiga, Njoya und A.G. die Stelle zeigen – sie werden das Ausgraben übernehmen. Du bist dabei, um alles zu überwachen, damit die Polizisten auch ehrlich bleiben. Aber ich warne dich! Wenn die Dollars nicht gefunden werden, solltest du selbst gleich in das Loch springen und flehen, dass man dich zuschaufelt. Hast du verstanden? Man treibt keine Späße

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