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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Dann richtete er sich auf, um sich zu rechtfertigen.
    Es sei tatsächlich so, gab er unumwunden zu, dass die aburĩrische Geschäftswelt bei ihm vorgesprochen habe, nachdem sie erfahren hatte, dass man ihm die einmalige Ehre erwiesen habe, seinem Herrscher und dem Land als Stellvertretender Vorsitzender von Marching to Heaven zu dienen. Dabei hätten sie ihm übergeben, was sie als Visitenkarten bezeichneten, und dies seien natürlich Briefumschläge voller Geld gewesen. Zuerst habe er nicht gewusst, was er mit diesen Umschlägen machen solle, aber nachdem er sich in dieser Angelegenheit mit seinem Freund und Wohltäter Minister Silver Sikiokuu beraten habe, sei man übereingekommen, dass er fünfundzwanzig Prozent behalten und die restlichen fünfundsiebzig Prozent auf verschiedene Konten Sikiokuus einzahlen solle.
    Sikiokuu traute seinen Ohren nicht.
    „What? Are you crazy?“, schrie er und sprang auf, ohne genau zu wissen, wie er sich verhalten sollte. Also stand er einfach da und zog sich voller Zorn an den Ohrläppchen, während er den Herrscher anflehte: „Eure Vortrefflichkeit, begreifen Sie doch! Meine Feinde haben sich mit diesem Mann zusammengetan, um meinen Namen und meinen Charakter in Verruf zu bringen. Ich schwöre, dass ich nichts mit diesen Umschlägen zu tun habe. Kaniũrũ, stimmt es also, was die Waswahili sagen? Der Dank des Esels ist ein Fußtritt. Ja, asante ya punda ni mateke. “
    „Mein Freund“, sagte Kaniũrũ leutselig, „wie du und jeder andere in Aburĩria auch, habe ich nur ein Leben. Der Unterschied zwischen meinem Leben und dem anderer ist, dass meines vollständig dem Herrscher geweiht ist und ich vor ihm niemals eine Lüge aussprechen könnte. Glaub mir, mein Körper würde mich verraten.“
    „Der Mann lügt, wenn er den Mund aufmacht“, schrie Sikiokuu aufgebracht.
    „Junger Mann“, sprach der Herrscher, „ist dir klar, dass das, was du da sagst, sehr schwerwiegend ist? Hast du irgendwelche Beweise für deine Behauptungen?“
    „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, ich begreife nicht, warum Sikiokuu leugnet, von den Umschlägen und ihrem Inhalt zu wissen. Ich kann Ihnen versichern, dass weder Sikiokuu noch ich um die Gaben der Geschäftsleute gebeten haben. This has absolutely nothing to do with bribery or corruption“, betonte er.
    „Genau, und ich hatte gar nichts damit zu tun“, sagte Sikiokuu.
    „Das stimmt“, bestätigte Kaniũrũ, „aber nur deshalb, weil ich alles abgewickelt habe.“
    „Wo sind die Beweise?“, fuhr der Herrscher dazwischen. „Ich will Beweise, keine endlosen Diskussionen.“
    „Darf ich vortreten?“, fragte Kaniũrũ den Herrscher, als wäre er, Kaniũrũ, ein Anwalt, der um Erlaubnis bittet, an den Richtertisch treten zu dürfen.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, griff Kaniũrũ nach einem Bündel entwerteter Schecks und übergab sie dem Herrscher. Sie bewiesen, das Kaniũrũ über Monate Schecks auf Sikiokuu ausgestellt hatte. Alle trugen einen dem Anschein nach gültigen Bankstempel, der zeigte, dass sie entweder eingereicht oder auf Sikiokuus Konto eingezahlt worden waren.
    Kaniũrũ verriet allerdings nicht, dass seine Freundin in der Bank, Jane Kanyori, ein fingiertes Konto auf Sikiokuus Namen eröffnet hatte, um Kaniũrũs Einzahlungen zu ermöglichen. Noch verriet er, dass ihm Jane Kanyori eine Bankkarte auf Sikiokuus Namen ausgestellt hatte, die es Kaniũrũ ermöglichte, Geld von Sikiokuus Konto abzuheben und es bei einer anderen Bank auf seinen eigenen Namen wieder einzuzahlen. Alles, wie es sich gehörte. Kaniũrũ war Künstler, und sein kalligraphisches Können kam ihm zugute, als er Sikiokuus Unterschrift fälschte.
    „Sollte mein Anteil von fünfundzwanzig Prozent jemals für eines Ihrer Selbsthilfeprogramme benötigt werden, werde ich ihn jederzeit herausgeben“, erklärte Kaniũrũ und setzte sich wieder auf den Stuhl neben Sikiokuu.
    Sikiokuu war zum ersten Mal im Leben vollkommen sprachlos. Der Mund stand ihm offen, doch er konnte weder leugnen noch protestieren oder seine Unschuld beteuern. In Gedanken versuchte er ebenso verzweifelt wie vergeblich herauszufinden, wie und wann er Kaniũrũ jemals übel mitgespielt hatte. Aber ihm fielen lediglich Wohltaten für seinen Freund ein.
    „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, dahinter steckt mehr, als wir alle im Moment sehen“, sagte Sikiokuu schließlich weinerlich. „Bitte, ich flehe Sie an, erlauben Sie mir, die Sache zu untersuchen und ans Tageslicht zu bringen,

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