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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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mit mir.“
    Verbittert bedauerte Tajirika den Moment, in dem er die Lüge über die Dollars ausgesprochen hatte. Er stand mit weichen Knien auf und stolperte zur Tür, eine gebrochene Seele, die davon überzeugt war, dass die Aufgabe, die man ihm übertragen hatte, einem Todesurteil gleichkam.

7
    Sogar Machokali, Sikiokuu und Kaniũrũ hatten das Gefühl, Zeugen eines Todesurteils geworden zu sein. Tajirika würde man nicht mehr lebend zu Gesicht bekommen, und das ließ sie dankbar sein, weil ihr eigenes Leben verschont geblieben war. Kaniũrũ beglückwünschte sich zu seiner Kunst des Lügens, die er auf seinen gewitzten Verstand zurückführte, der so anders war als der Tajirikas. Der war ein Idiot, dessen Lügen danach schrien, als solche erkannt zu werden.
    Machokali und Sikiokuu dachten dasselbe. Beide wussten, dass auch Kaniũrũ gelogen hatte. Aber er hatte zumindest geschafft, das vernünftig zu vertuschen.
    Trotzdem wurde ihre Freude von der Angst getrübt, am Ende selbst noch in die Falle zu gehen. Im Schweigen, das auf Tajirikas Abgang in Begleitung von bewaffneten Polizisten folgte, war jeder mit Gedanken beschäftigt, wie er die eigene Haut auf Kosten der beiden anderen retten konnte.
    Wieder war es der Herrscher, der das Schweigen brach.
    „Sikiokuu“, rief er, „du weißt doch sicherlich, dass ein guter Schäfer eine Hyäne erkennt, auch wenn sie sich unter einem Schaffell verbirgt?“
    „Jawohl, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit“, antwortete Sikiokuu beflissen, weil er glaubte, der Herrscher werde nun Kaniũrũ entlarven. „Der Herrscher sei gelobt für seine große, angeborene Weisheit“, fügte er hinzu.
    „Sie ist direkt von Gott gegeben“, meinte Kaniũrũ.
    „Entspringt aber zugleich seinem eigenen Streben“, fuhr Sikiokuu fort, dem Kaniũrũs Versuch missfiel, in sein Loblied einzustimmen. „Er trägt alles Bücherwissen in sich.“
    „Er ist der wahre Spender des Wissens“, tönte Kaniũrũ, „und der Lehrer der Lehrer, der größte unter den Lehrern. Der Herrscher ist die Quelle allen Wissens in der Welt.“
    „Das reicht jetzt“, unterbrach sie der Herrscher und tat so, als ärgerte er sich über ihre Ausschweifungen. „Es ist nicht gut, jemanden in Anwesenheit zu loben; das könnte ihn in Verlegenheit bringen.“
    „Ich teile diese Empfindung, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit“, sagte Sikiokuu. „Oh, Sie sollten mich hören, wenn Sie nicht zugegen sind, dann singe ich das Lob auf Ihre Gaben am ungezügeltsten.“
    „Auch ich lobpreise Sie, jederzeit, wo immer ich bin“, schmeichelte Machokali, der nicht zurückstehen wollte.
    „Tief in meinem Herzen“, schwärmte Kaniũrũ, „kenne ich keine höhere Berufung, als allzeit Lob auf Sie zu singen und Ihre Taten zu preisen. Ich habe einmal mein eigenes Herz belauscht, wie es sagte: Wenn Gott und der Herrscher einmal nebeneinander stünden, und ihnen flögen gleichzeitig die Hüte weg, dann würde ich zuerst den Hut des Herrschers aufheben, und ohne dass ich es bemerkte, hatte ich laut gesagt: Halleluja, gelobet sei mein Herr und Gott bis in alle Ewigkeit, Amen.“
    „Ich werde es verbieten, dass man mich immerfort mit Gott auf ein Podest stellt“, sprach der Herrscher mit gespielter Bestimmtheit.
    „Dann würden Sie aus jedem Bürger einen Gesetzesbrecher machen, denn das wäre ein Gesetz, welches das Volk nie und nimmer befolgen könnte“, gab Sikiokuu zurück.
    „Und ich bin dir dankbar, dass du die Sache auf den Punkt gebracht hast, Sikiokuu“, sprach der Herrscher, „denn einige Leute haben, wie du weißt, meine Gesetze gebrochen, und ich bin fest entschlossen, sie zu zermalmen. Du bist ein guter Hirte, Sikiokuu, und während wir darauf warten, dass Tajirika mit dem Bericht über seine Feldarbeit zurückkommt, solltest du uns bitte erzählen, was du unternommen hast, diese Nyawĩra zur Verantwortung zu ziehen.“
    Sikiokuu hatte gehofft, der Herrscher wäre inzwischen vom Fall Nyawĩra abgekommen, weil ihn die ausführlichen Berichte über den Schlangenwahn und den Hochverrat schockierten.
    „Ach, diese Frau“, sagte er und räusperte sich. „Das haben wir bald. Ich warte noch einige Dinge ab, bevor ich zuschlage.“
    „Was für Dinge?“
    „Spiegel und ihre Benutzer.“
    „Ihre Benutzer?“
    „Ja, deren Benutzer. Ich nenne ihn den Deuter. Ich habe in Japan, Italien, Schweden, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA Spiegel bestellt“, berichtete Sikiokuu begeistert, als wüsste der

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