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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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ich ein Wort dazu sagen“, mischte sich Sikiokuu ein, dem die Beförderung dieses Verräters einen Stich versetzte. „Sie haben mich nach den Warteschlangen und dem Schlangenwahn gefragt. Seit Sie den Wahn verboten haben, haben sich keine Schlangen mehr gebildet. Ich bin überzeugt, dass sie so gut wie verschwunden sind. Darüber hinaus habe ich schon Leute organisiert, die mir berichten werden, falls es irgendwo in Aburĩria zu einem Wiederaufleben des Wahns kommen sollte“, fügte er hinzu und hoffte, dass die weitere Untersuchung des Schlangenwahns nicht auch noch der vorgesehenen Einheit zugeschlagen würde.
    „Wenn mir also zu Ohren kommt, dass der Schlangenwahn wieder aufgetreten ist, dann höre ich wohl Lügen?“, fragte der Herrscher.
    „Nun, keine Lügen, aber Falschmeldungen“, antwortete Sikiokuu. „Ich kann behaupten, dass, wer immer so etwas meldet, nicht im Besitz aller Fakten ist und sich mit mir hätte abstimmen sollen. Manche sagen alles Mögliche, um befördert zu werden“, fügte er mit Blick auf Kaniũrũ hinzu, den er verdächtigte, erneut gelogen zu haben.
    Da der Herrscher sich immer noch ärgerte, wie herablassend die Global Banker mit ihm geredet hatten, als wüssten sie besser über sein Land Bescheid als er, war er nicht abgeneigt, Sikiokuus Versicherung zu glauben, auch wenn das den Verdacht, weshalb die Global Bank ihn zur Rückkehr in sein Land gedrängt hatte, verstärkte.
    „Du hast gut daran getan, den Schlangenwahn einzudämmen“, sprach der Herrscher, „aber das heißt nicht, dass wir deshalb weniger wachsam sein dürfen. Wie sagen die Engländer? The price of internal vigilance is freedom.“
    „Vielen Dank, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, für Ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten“, sagte Sikiokuu, obwohl er davon überzeugt war, dass der Herrscher bei dem englischen Sprichwort etwas durcheinandergebracht hatte.
    „Ja, Sikiokuu, und noch etwas“, sprach der Herrscher. „Ich will, dass du mir einen Tilgungsplan für das Geld vorlegst, das du bislang mit Marching to Heaven gemacht hast“, meinte er knapp. „Und noch eins: Bevor ich in die USA geflogen bin, befahl ich dir, das Land zu durchkämmen und jeden Stein umzudrehen, um diese Nyawĩra zu finden. Ich bin seit Wochen zurück, und bisher hat mir noch keiner vermeldet, dass sie sich in Gewahrsam befindet. Wenn du geglaubt hast, von dieser Aufgabe entbunden zu sein, dann hast du dich geirrt. Stell deinen Neid auf die Fähigkeiten anderer zur Seite und bring sie mir. Ich will es dir leichter machen. ASS Njoya wird dich unterstützen. Es gilt folgende Abmachung: Wenn du mir die Frau bringst, könnte ich sogar das Geld vergessen, das du mir schuldest.“
    Der Herrscher versteht sich wirklich gut auf Zuckerbrot und Peitsche, dachte Sikiokuu und war froh, nicht aus seinem Amt gejagt worden zu sein und mit Njoya wenigstens einen seiner treuen Untergebenen behalten zu haben. Trotzdem schmerzte es ihn, wenn er daran dachte, dass Kaniũrũ befördert und an die Spitze einer Unterabteilung gestellt worden war. Sikiokuu sah nichts als Schwierigkeiten auf sich zukommen.
    „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, bitte verschaffen Sie mir Klarheit über die Befehlskette. Wem ist Kaniũrũ unterstellt?“
    „Kaniũrũs Einheit gehört zu deinem Ministerium, also wird er meistens dir berichten und manchmal auch mir, wenn ich das für nötig halte. Ist das klar genug?“
    „Ja, Sir“, antwortete Sikiokuu, dem bewusst wurde, dass ihm ab sofort die Hände gebunden waren.
    „Was habe ich euch gesagt?“, fragte der Herrscher, bevor er seine Frage selbst beantwortete. „Ich weiß, wer der wahre Feind des Landes ist.“ Er machte eine Pause und sah allen fest in die Augen, bevor er seinen Blick zuletzt auf Machokali richtete. „Und ich habe folgende Botschaft für ihn“, fuhr er fort und drohte Machokali mit dem Finger, als würde er den Schuldigen identifizieren, „wo er auch steckt, und er mag glauben, dass er ganz besonders gerissen ist, aber …“
    Der Zorn ließ den Herrscher einen Augenblick lang verstummen, als fluteten jetzt alle Schmerzen, die er gespürt, alle Schwierigkeiten, die er überstanden, alle Demütigungen, die er erlitten hatte, sein Gehirn.
    Machokali wusste nicht, worauf der Herrscher hinauswollte. Zunächst hatte er sich über Kaniũrũs Beförderung gefreut, weil sie Sikiokuus Degradierung bedeutete. Aber nun, mit diesem drohend auf ihn gerichteten Zeigefinger?
    „Noch Fragen?“, sprach der

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