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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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müde.
    Hier muss der Schrein des Herrn der Krähen sein, sagte der Fremde, und ohne auf Bestätigung zu warten, begann er zu klagen. Er leide, sagte er, unter ungeheuren Leibschmerzen.
    „Ich will nicht behaupten, dass ich verhext bin, aber ich habe kein Geld und kann deshalb nicht ins Krankenhaus. Ich möchte von Ihnen nur ein paar Wurzeln und Blätter zum Kauen, damit die Schmerzen vergehen.“
    Kamĩtĩ versuchte zu leugnen, der Herr der Krähen zu sein, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Die unerwarteten, abrupten Wendungen in seinem Leben wurden ihm langsam unheimlich. Der Alte zwang ihn auf einen Weg, den er nicht gehen wollte.
    „Warte hier auf mich“, sagte er dem Mann, nachdem er ein paar flüchtige Fragen zu dessen Krankheit gestellt hatte.
    Er log; er wollte davonlaufen. Kamĩtĩ ging durch das Grasland und wagte nicht, sich umzudrehen, aus Furcht, seine Entschlossenheit zu verlieren. Doch als er draußen im freien Feld war, nagten Zweifel an ihm. Was soll Nyawĩra denken, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt und einen Fremden, einen kranken alten Mann, vor ihrer Tür findet? Benahm er sich nicht wie der Esel im Sprichwort, der seine Dankbarkeit zeigt, indem er seinen Wohltäter tritt? Nyawĩra hatte ihm Obdach und Essen gegeben, hatte ihn in der Nacht vor den Toren des Paradise vor der Verhaftung bewahrt. Sie war es, die ihn aus den bevölkerten Straßen der Stadt hinaus ins Grasland geführt und ihm Wärme und Gastfreundschaft geschenkt hatte. Alles, was er ihr nun zurückgab, war sein wortloses Verschwinden – seine Art von Dankbarkeit. Dann fragte er sich: Woher kannte sie sich im Grasland so gut aus? Er versuchte, das Dickicht wiederzufinden, das sie gerettet hatte, als die Polizei sie jagte. Er folgte den Spuren, und nachdem er eine Stunde lang gesucht hatte, fand er den Ort. In der Nacht ihrer Flucht war ihm nicht aufgefallen, dass sich der Buschwald weit außerhalb von Santalucia befand. In der Mitte des Gehölzes befand sich eine Erhebung, die von einem Pfad durchschnitten wurde. Kamĩtĩ setzte sich auf einen Stein, um die Dinge zu ordnen, die ihm durch den Kopf wirbelten.
    Es tat ihm gut, wenn er sich zwischen Pflanzen und Bäumen aufhielt. Jetzt schien auch der Gestank aus seiner Tasche verschwunden zu sein. Seine Augen suchten die Umgebung ab, und bevor er sich dessen bewusst wurde, hatte die reiche Pflanzenvielfalt seine Neugier geweckt. Er streifte zwischen ihnen umher und suchte nach Pflanzen, die seiner Meinung nach Heilkräfte besaßen. Was er sammelte, verstaute er in seiner Tasche, ohne zu merken, wie die Zeit verrann. Aber diesmal wusste er, dass er die heilkräftigen Wurzeln und Blätter nicht für sich suchte, sondern weil ein Patient vor Nyawĩras Haus auf Heilung wartete. Vielleicht ist der Alte inzwischen gegangen, redete er sich ein, als er nach Santalucia zurückkehrte. Der Alte aber wartete noch immer geduldig vor der Tür.
    Kamĩtĩ ließ ihn ein, gab ihm die Wurzeln und Blätter und wies ihn an, sie zu kochen und den Sud in regelmäßigen Abständen zu trinken.
    „Und achte darauf, dass du den Extrakt während der Mahlzeiten trinkst“, fügte er hinzu.
    „Mahlzeiten? Haben Sie Mahlzeiten gesagt? Glauben Sie wirklich, dass ich in den letzten Tagen etwas zu essen bekommen habe? Wenn die Wirkung dieser Medizin vom Essen abhängt, dann taugt sie nicht für mich.“
    Kamĩtĩ ging in die Küche und bereitete Rühreier mit Tomaten und gab sie dem Alten zusammen mit einem Glas Milch. Nyawĩra hatte sicher nichts dagegen, wenn er großzügig mit ihren Vorräten umging. Er gab dem alten Mann ein Blatt und ein Stück Rinde zum Kauen. Dann kam ihm plötzlich eine Idee: Um von seiner Rolle als Herr der Krähen loszukommen, musste er sich von dem Geld trennen, das er damit einnahm. Und wie konnte er das besser erreichen als durch einen Akt der Wohltätigkeit? Also griff er in seine Tasche, nahm das ganze Bündel Geldscheine heraus, und gab es dem Alten als Teil der medizinischen Behandlung.
    „Was ist denn?“, fragte Kamĩtĩ besorgt. Der alte Mann hatte beim Anblick des Geldes aufgeschrien. Kamĩtĩ glaubte zunächst, der Schrei des Alten rühre vom Gestank des Geldes, was ihn darin bestärkte, ihn nicht allein wahrzunehmen. Aber der alte Mann hatte vor Freude, Dankbarkeit und Staunen geschrien.
    „Ich fühle mich schon besser, fast geheilt. Sie sind wahrhaftig ein Zauberer und ein Hüter der Gerechtigkeit; möge der Herr im Himmel Sie immer segnen.“
    „Woher

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