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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wollte er sich jeden-
    falls nicht weiter sehen lassen, außer wenn der immerhin
    mögliche Fall vorlag, daß er bei irgendeinem gefährlichen
    Manöver samt seiner Maschine zugrunde gegangen wäre.
    Seit dem Unfall der Goélette ›Markel‹ war im Generalpo-
    lizeiamt kein neuer Bericht eingelaufen und die ganze Sa-
    che überhaupt keinen Schritt vorwärtsgekommen. Das legte
    mir Mr. Ward dar und suchte dabei seine Enttäuschung gar
    nicht zu verhehlen.
    Ja, eine schmerzliche Enttäuschung, und daneben er-
    wuchsen ja immer größere Schwierigkeiten, die öffentliche
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    Sicherheit zu gewährleisten. Verfolge nur einer Übeltäter,
    die zu Lande und zu Wasser unergreifbar sind! . . . Und
    wenn die lenkbaren Luftschiffe erst zur erstrebten Vollkom-
    menheit ausgebildet sind, dann fliege einer den Banditen
    einmal durch die Lüfte nach! Mehr und mehr drängte sich
    mir auch schon die Frage auf, ob wir, meine Kollegen und
    ich, eines schönen Tages nicht gänzlich zur Ohnmacht, zur
    Untätigkeit verurteilt sein würden und, wenn dann alle Po-
    lizisten überhaupt nutzlos wären, ob wir nicht bald endgül-
    tig verabschiedet werden würden.
    Da erinnerte ich mich an den Brief, der mir vor 10 Ta-
    gen zugegangen war, jener vom Great Eyrie datierte Brief,
    der mich mit dem Verlust der Freiheit, sogar des Lebens
    bedrohte, wenn ich meinen früheren Versuch zu wiederho-
    len wagte. Ich dachte auch daran, daß man mich vor kurzer
    Zeit so auffallend belauert hatte. Seit diesen Tagen war aber
    kein weiterer Brief dieser Art angekommen, und den bei-
    den verdächtigen Personen war ich niemals begegnet. Auch
    die stets auf der Wacht stehende Grad hatte sie in der Long
    Street nicht wiedergesehen.
    Ob es wohl ratsamer wäre, jetzt Mr. Ward ins Vertrauen
    zu ziehen? Bei näherer Überlegung sagte ich mir jedoch,
    daß die Angelegenheit betreffs des Great Eyrie augenblick-
    lich kein besonderes Interesse bot. »Der Andere« hatte die
    Erinnerung daran ausgelöscht. Höchstwahrscheinlich dach-
    ten die Landleute jener Gegend auch nicht mehr viel da-
    ran, da die merkwürdigen Erscheinungen, die Ursache ihrer
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    Angst, sich nicht erneuert hatten, und so gingen sie jeden-
    falls sorglos wieder ihrer gewohnten Beschäftigung nach.
    Ich beschloß deshalb, meinem Vorgesetzten gegenüber
    den Brief nicht eher zu erwähnen, als bis die Umstände es
    später vielleicht angezeigt erscheinen ließen. Er würde jetzt
    darin doch nur den Schelmenstreich eines Witzbolds er-
    blickt haben.
    Nach einigen Minuten des Stillschweigens wurde unser
    unterbrochenes Gespräch wieder aufgenommen.
    »Wir werden versuchen, mit jenem Erfinder in Verbin-
    dung zu kommen, um mit ihm zu verhandeln«, sagte Mr.
    Ward. »Er ist jetzt verschwunden, das steht fest, doch das
    berechtigt nicht zu der Annahme, daß er auch niemals
    wieder auftauchen und daß sein Erscheinen nicht von ir-
    gendeinem Punkt des amerikanischen Gebiets aufs neue ge-
    meldet werden könnte. Nun ist unsere Wahl, lieber Strock,
    auf Sie gefallen; halten Sie sich also bereit, auf den ersten
    Wink aufzubrechen, ohne eine Stunde zu säumen. Gehen
    Sie nicht mehr aus, außer um nach dem Polizeiamt zu kom-
    men, um unsere letzten Verhaltensmaßnahmen zu erfah-
    ren, und wenn es dann nötig erscheint . . .«
    »Ich werde mich Ihren Vorschriften nach allen Seiten
    anpassen, Mr. Ward«, erwiderte ich, »und werde bereit
    sein, Washington auf den ersten Wink zu verlassen, wohin
    es auch sei. Ich erlaube mir nur noch, eine Frage an Sie zu
    richten: Soll ich ganz allein verhandeln, oder empfiehlt es
    sich nicht, mir Begleiter zu geben?«
    »Das wollte ich vorhin gerade sagen«, unterbrach mich
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    Mr. Ward. »Wählen Sie selbst zwei Polizisten, zu denen Sie
    Vertrauen haben.«
    »Das wird leicht genug sein, Herr Direktor, und wenn
    ich nun früher oder später mit dem Mann« – dem Teufels-
    kerl, sagte ich für mich – »zusammentreffe, was soll ich
    dann tun?«
    »Zunächst ihn nicht aus den Augen verlieren, und, wenn
    es ratsam erscheint, sich seiner bemächtigen, denn Sie wer-
    den einen Haftbefehl mitzunehmen haben . . .«
    »Wohl eine nutzlose Vorsicht, Mr. Ward. Wenn der nun
    auf sein Automobil spränge und mit der Ihnen bekannten
    Geschwindigkeit davonsauste . . ., da versuche einer doch,
    so einen Burschen zu fangen, der in der Stunde 240 Kilo-
    meter hinter sich bringt!«
    »Ja, die darf er eben nicht erst machen können, Strock,
    und nach der Verhaftung

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