Herr der Welt
Tiefe des Kirdallsees ausgeht . . . eine Er-
scheinung, für die man verschiedene Erklärungen gesucht
hat.Anfänglich war man der Meinung, daß die Bewegung
des Wassers eine Folge seismischer Vorgänge sein könnte,
wobei der Grund des Sees durch plutonische Kräfte grö-
ßere Veränderungen erführe. Von dieser Vermutung mußte
man aber zurückkommen, als man erkannte, daß die Stö-
rung nicht örtlich beschränkt blieb, sondern sich über die
ganze Fläche des Kirdallsees, im Osten wie im Westen, im
Norden wie im Süden, in der Mitte wie am Ufer zeigte und
hier nacheinander, man hätte sagen können, mit einer ge-
wissen Regelmäßigkeit auftrat, was doch den Gedanken an
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eine Erderschütterung oder an eine vulkanische Ursache
ausschloß.
Da kam man denn bald zu einer anderen Hypothese.
Sollte es sich hier nicht vielleicht um ein Seeungeheuer han-
deln, das das Wasser des Kirdallsees so heftig aufrührte?
War das betreffende Ungeheuer jedoch nicht im See selbst
geboren und hatte es sich nicht in diesem zu riesiger Größe
entwickelt, was doch kaum annehmbar erschien, so mußte
es von draußen gekommen und irgendwo in den Kirdallsee
hineingelangt sein. Nun hat dieser aber gar keine Verbin-
dung mit der Umgebung jenseits der Berge. Was ferner das
Vorhandensein unterirdischer Kanäle betraf, die von den
Strömen von Kansas gespeist würden, so hielt diese Erklä-
rung einer strengeren Prüfung nicht stand. Ja, wenn Kan-
sas wenigstens an der Küste des Atlantiks oder des Pazifiks,
oder etwa am Golf von Mexiko gelegen hätte. Doch nein, es
ist ein Binnenstaat in großer Entfernung von den amerika-
nischen Meeren.
Kurz, die Frage ist nicht so leicht lösbar, und es erscheint
viel leichter, die offenbar falschen Anschauungen zu wider-
legen, als die genaue Wahrheit zu entdecken.
Gilt es jedoch als nachgewiesen, daß die Anwesenheit ei-
nes Seeungeheuers im Kirdallsee unmöglich ist, kam dann
nicht etwa ein Unterwasserboot in Frage, das in der Tiefe
des Sees hin und her fuhr? . . . Kennt man gegenwärtig nicht
eine ganze Menge von Fahrzeugen dieser Art? . . . Hat man
nicht von Bridgeport in Connecticut vor einigen Jahren
einen Apparat, den ›Protector‹, vom Stapel laufen lassen,
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der sich auf dem Wasser, unter dem Wasser und auch auf
dem Land fortbewegen konnte, der von seinem Erfinder
namens Lake erbaut, und mit zwei Kraftmaschinen, einer
elektrischen von 75 Pferdestärken, die auf zwei Zwillings-
schrauben wirkte, und mit einem Petroleummotor von 250
Pferdestärken ausgestattet war? Es war bei seinen verschie-
denen Verwendungsarten nämlich auch mit metallenen Rä-
dern von 1 Meter Durchmesser versehen, die es ihm ermög-
lichten, sich auf den Landstraßen wie auf dem Meeresgrund
fortzubewegen.
Recht schön! Nimmt man aber an, daß die beobachte-
ten Störungen durch ein Unterwasserboot von Lake’scher
Bauart – selbst wenn ein solches auf der höchsten Stufe der
Vollkommenheit stand – verursacht wurden, so bleibt noch
immer die Frage bestehen: Wie hat es in den Kirdallsee ein-
dringen können, auf welchem unterirdischen Weg ist es
dorthin gekommen? Wir verweisen hier nochmals darauf,
daß der an allen Seiten von einem Bergkranz umrahmte See
weder für ein Schiff noch für ein Seeungeheuer zugänglich
ist.Ein solcher Einwand scheint ja unwiderlegbar zu sein,
und dennoch bleibt es die einzige annehmbare Hypothese,
daß sich ein derartiger Apparat unter der Oberfläche des
Kirdallsees bewege, der sich übrigens, das sei hinzugefügt,
auf der Oberfläche niemals gezeigt hat. Nach allem, was am
vergangenen 20. Juni vorgekommen ist, läßt sich hieran gar
nicht mehr zweifeln.
An diesem Tag ist nämlich die Goélette ›Markel‹, die un-
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ter vollen Segeln nach Nordwesten lief, am Nachmittag mit
einem Körper zusammengestoßen, der in geringer Tiefe
hinglitt. Ein Riff oder eine Klippe gibt es aber an der betref-
fenden Stelle nicht; die Sonde weist ja vielmehr eine Tiefe
von 80 bis 90 Fuß nach.
Die an Backbord nahe der Schwimmlinie getroffene
Goélette war in Gefahr, voll Wasser zu laufen und in we-
nigen Minuten unterzugehen. Es gelang aber glücklicher-
weise, das Leck wenigstens notdürftig zu verschließen und
das Fahrzeug nach dem nächsten, 3 Meilen entfernten Ha-
fen zu bringen.
Als die ›Markel‹ entladen und auf den Strand geschleppt
worden war, wurde die Havarie am Äußern
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