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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sache
    noch viel mehr wert sei«!
    Die anderen Nationen schienen freilich nicht der glei-
    chen Ansicht zu sein, denn ihre Gebote blieben hinter jener
    Zahl zurück. Die unterlegenen Bewerber ergingen sich nun,
    wie zum eigenen Trost, in allerlei Bemerkungen . . . Der Er-
    finder werde sich nicht zu erkennen geben . . . Den Mann
    gäbe es überhaupt nicht . . . Er hätte niemals existiert, oder
    . . . Er foppe nur die Welt in großem Stil . . . Wisse man denn
    übrigens, ob er nicht mit seiner Maschine in einen Abgrund
    gestürzt oder in der Tiefe des Meeres umgekommen sei? So
    quittierten die Zeitungen der Alten Welt ironisch den gebo-
    tenen hohen Preis.
    Leider verstrich immer mehr Zeit ohne eine Nachricht
    von unserem Mann, ohne eine Antwort von ihm. Von nir-
    — 138 —
    gendsher wurde sein Erscheinen gemeldet. Seit seinen
    Kreuzfahrten am Oberen See hatte ihn niemand wiederge-
    sehen.
    Ich wußte nun bald nicht mehr, was ich von der Sache
    denken sollte, und fing schon an, jede Hoffnung auf glück-
    liche Erledigung der seltsamen Angelegenheit aufzugeben.
    Da wurde am Morgen des 15. Juli im Briefkasten des
    Hauptpolizeiamts ein Brief ohne Stempel und Postmarke
    gefunden.
    Gleich nachdem die Behörden von seinem Inhalt Kennt-
    nis genommen hatten, überließen sie ihn den Zeitungen
    Washingtons, die ihn als Faksimile in einer Sonderausgabe
    veröffentlichten.
    9. KAPITEL
    Ein zweiter Brief
    Das Schreiben war in folgenden Worten abgefaßt:
    An Bord der ›Terror‹
    15. Juli
    An die Alte und die Neue Welt:
    Die von verschiedenen Staaten Europas gemachten An-
    gebote, ebenso wie die, die zuletzt von Amerika ausgegan-
    gen sind, können keine andere Antwort erhalten als diese:
    Unbedingte und endgültige Ablehnung des angebotenen
    Preises für den Ankauf meines Apparats.
    — 139 —
    Diese Erfindung wird niemals in den Besitz Frankreichs,
    Deutschlands, Österreichs, Rußlands, Englands oder Ame-
    rikas übergehen.
    Der Apparat bleibt mein Eigentum, und ich werde von
    ihm Gebrauch machen, wie es mir beliebt.
    Mit ihm verfüge ich über die Herrschaft über die ganze
    Erde, denn es gibt keine menschliche Macht, die in der Lage
    wäre, ihm unter sonstwelchen Umständen Widerstand zu
    leisten.
    Unternehme niemand den Versuch, sich seiner bemäch-
    tigen zu wollen . . . Das würde nimmermehr gelingen. Das
    Übel, daß man mir anzutun gedächte, würde ich hundert-
    fältig vergelten.
    Was den mir angebotenen Preis betrifft, so verachte ich
    ihn . . . ich brauche das Geld nicht. Sollte es mich später je-
    mals verlangen, Millionen oder Milliarden einstreichen zu
    wollen, so brauchte ich ja nur die Hand auszustrecken, sie
    zu nehmen.
    Mag es sich die Alte und die Neue Welt gesagt sein las-
    sen: Sie vermögen nichts gegen mich auszurichten, ich aber
    alles gegen beide.
    Ich unterzeichne dieses Schreiben als Herr der Welt
    — 140 —
    10. KAPITEL
    Vogelfrei
    So lautete der an die Regierung der Vereinigten Staaten ge-
    richtete Brief, der ohne Vermittlung der Post im General-
    Polizeiamt abgeliefert worden war. Die Person, die ihn in
    der Nacht vom 14. zum 15. Juli dorthin gebracht hatte, war
    von niemand bemerkt worden.
    Und doch bewegte sich nach dem Untergang bis zum
    Wiederaufgang der Sonne eine große Menge ungeduldiger
    Leute vor dem Polizeiamt hin und her. Wie hätte jemand
    aber den Überbringer – vielleicht gar den Absender – des
    Briefs sehen können, wenn dieser in der stockfinsteren
    Neumondnacht, mit anderen auf dem Trottoir hingedrängt,
    den Brief in den von außen zugänglichen Kasten steckte?
    Man konnte ja kaum 3 Schritte weit noch etwas erkennen.
    Ich habe schon gesagt, daß dieser Brief als Faksimile in
    den Zeitungen erschien, denen die Behörden ihn schleu-
    nigst übermittelt hatten. Man darf aber nicht glauben, daß
    der davon gemachte Eindruck etwa darauf hinausgelaufen
    wäre, daß der Brief von jemand herrühre, der sich einen
    schlechten Spaß erlaubte.
    Nein, der Eindruck entsprach völlig dem, den ich emp-
    funden hatte, als mir vor 5 Wochen der Brief vom Great Ey-
    rie zuging. Jetzt hatte mich dieser zwar weniger als früher
    beschäftigt, und doch veränderte sich allmählich mein Ur-
    teil darüber, kurz, ich wußte bald nicht mehr recht, was ich
    von der Sache denken sollte.

    — 141 —
    — 142 —
    Weder in Washington, noch in sonst einem Teil der
    Union nahm man, das erscheint ja sehr natürlich, die An-
    gelegenheit – wie man sagt – auf die leichte Schulter, und
    wenn

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