Herr der Welt
und im Innern
genau untersucht, und dabei ergab sich, daß die Goélette
an ihrem Rumpf einen richtigen Rammspornstoß erhalten
hatte.
Daraufhin konnte man unmöglich noch leugnen, daß im
Kirdallsee ein Unterwasserboot sein Unwesen treibe und
sich mit verblüffender Geschwindigkeit fortbewege.
Dann drängte sich aber die weitere Frage auf: Zugege-
ben, daß ein Apparat dieser Art habe in den See gelangen
können, was hatte man darin mit ihm vor? Bot sich hier
etwa ein besonders günstiges Feld für Probefahrten? . . . Wa-
rum kommt das Fahrzeug niemals an die Oberfläche und
welches Interesse hat es daran, unbekannt zu bleiben?«
Der Artikel im ›Evening Star‹ schloß dann mit folgender
seltsamen Zusammenfassung:
— 123 —
»Nach dem geheimnisvollen Kraftwagen das geheimnis-
volle Schiff.
Nach dem geheimnisvollen Schiff das geheimnisvolle
Unterwasserboot.
Erlaubte das die Schlußfolgerung, daß alle drei von dem-
selben Erfinder stammten oder daß alle drei vielleicht nur
einen einzigen Apparat bildeten?«
8. KAPITEL
Um jeden Preis
Das war wie eine Offenbarung von ungeheurer Wirkung
und fand sozusagen einstimmige Annahme. Bei der Hin-
neigung des Menschengeistes zum Außergewöhnlichen, oft
zum Unmöglichen, fiel es niemand ein, an dieser Erklärung
zu zweifeln. Gewiß . . . hier handelte es sich in allen drei Fäl-
len nicht allein um denselben Erfinder, sondern auch um
denselben Apparat.
Und doch: wie war die Umwandlung eines Automobils
in ein Schiff und dann in ein Unterwasserboot in der Wirk-
lichkeit durchführbar? . . . Eine Maschine zur Fortbewe-
gung mit eigener Kraft über Land und auch auf und unter
dem Wasser? Wahrlich, da fehlte nur noch, daß diese auch
durch die Luft hinschweben könnte.
Immerhin beschränkte sich die Beurteilung nur auf das,
was man wußte, was einwandfrei bestätigt war, auf die Vor-
fälle, für die zahlreiche Zeugen mit Bestimmtheit eintraten,
— 124 —
und das war und blieb doch etwas Ungewöhnliches. Ob-
wohl die große Menge durch die letzten Vorkommnisse ge-
gen dergleichen schon etwas abgestumpft war, erweckten
wenigstens die Schlußzeilen jenes Artikels deren Neugierde
doch aufs neue.
Zunächst machten die Tagesblätter folgende zutreffende
Bemerkung: Angenommen, daß es sich um drei verschie-
dene Apparate handle, so wurden diese durch einen Mo-
tor betrieben, der an Kraft alles übertraf, was man in dieser
Hinsicht bisher kannte. Der Motor hatte dafür ja Beweise,
und welche Beweise, geliefert, da er eine Bewegungsge-
schwindigkeit von 1,5 Meilen in der Minute ermöglichte.
Dem Schöpfer dieser Maschine müßte man nun sein Ge-
heimnis um jeden Preis abkaufen. Ob der betreffende Motor
gleichmäßig für drei Apparate oder für einen einzigen ver-
wendbar war, der sich unter so verschiedenen Verhältnis-
sen fortbewegen konnte, das war ja nicht von Bedeutung. Es
konnte jedenfalls nur davon die Rede sein, den Motor, der
solche Ergebnisse zeitigte, zu erwerben und sich seine Ver-
wendung für alle geeigneten Zwecke zu sichern.
Voraussichtlich würden ja auch andere Staaten nichts
unterlassen, sich in den Besitz einer Maschine zu setzen, die
für Heer und Flotte überaus nützlich werden mußte. Welch
großen Vorteil, zu Wasser und zu Land, hätte jede Nation
davon gehabt! Wie hätte man ihre zerstörenden Wirkun-
gen verhindern können, da man ihrer nicht habhaft werden
konnte? Es erschien also unbedingt geboten, sie – und wäre
es für noch so viele Millionen – zu erwerben, und einen
— 125 —
besseren Gebrauch hätte Amerika von seinem Reichtum si-
cherlich nicht machen können.
So dachte und sprach die offizielle Welt, und nicht an-
ders die große Menge. Die Zeitschriften jeder Art überbo-
ten sich in Artikeln über das tieferregende Thema. Sicher-
lich würde Europa unter diesen Verhältnissen nicht hinter
Amerika zurückbleiben.
Um die Erfindung zu kaufen, müßte man freilich erst
den Erfinder entdecken, und hierin lag augenscheinlich
eine ernste Schwierigkeit. Vergeblich war deshalb schon der
Kirdallsee abgesucht und dessen Gewässer bis zum Grund
untersucht worden. Man kam dabei wohl auf den Gedan-
ken, daß sich das Unterseeboot gar nicht mehr darin befin-
den möge. Wie war es dann aber daraus weggekommen? . . .
Ja, wie war es denn vorher überhaupt hineingelangt? . . . Un-
lösbare Fragen! . . . Übrigens zeigte es sich auch nirgendwo
anders, so wenig wie das
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