Herr der Welt
bezüglich des Kapitäns zu wieder-
holen. Als ich aber dem Steuermann gegenüberstand, wies
mich dieser mit der Hand zur Seite und ich erhielt keine
Antwort.
Es blieb mir also nichts anderes übrig, als geduldig das
Erscheinen dessen abzuwarten, der uns mit Revolverschüs-
sen begrüßt hatte, als wir die ›Terror‹ am Ankertau festzu-
halten suchten.
Ich hatte jetzt Muße, wenigstens von außen die Einrich-
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tung des Apparats zu betrachten, der mich – wohin aber? –
davontrug.
Das Verdeck und das Oberwerk war aus einer Art Metall
hergestellt, dessen Natur ich nicht erkannte.
Etwa in der Mitte überdeckte eine halb emporgehobene
Lukenkappe den Raum, worin die Maschinen mit größ-
ter Regelmäßigkeit und fast ganz geräuschlos arbeiteten.
Wie schon gesagt, waren weder Masten noch Takelage, am
Achter nicht einmal eine Fahnenstange vorhanden. Ziem-
lich vorn ragte der Oberteil eines Periskops hervor, das es
der ›Terror‹ ermöglichte, unter dem Wasser den richtigen
Kurs einzuhalten. An den Seiten tauchten zwei sogenannte
Schwerte ins Wasser, wie man sie häufig an holländischen
Galeoten findet, deren Nutzen ich mir hier aber nicht er-
klären konnte.
Auf dem Vorderteil zeigte sich noch eine dritte Luken-
kappe, die wohl das Logis der beiden Leute überdeckte,
wenn die ›Terror‹ nicht in Fahrt war.
Eine ebensolche Kappe auf dem Hinterdeck vermittelte
wahrscheinlich den Zugang zu der Kabine des Kapitäns, der
sich noch immer nicht zeigte. Waren die verschiedenen Lu-
kendeckel auf ihren mit Kautschuk bezogenen Rahmen ge-
legt, so schmiegten sie sich diesem so hermetisch dicht an,
daß bei der Fahrt unter Wasser kein Tropfen ins Innere ein-
dringen konnte.
Von dem Motor, der dem Apparat die wahrhaft wun-
derbare Geschwindigkeit verlieh, konnte ich nichts sehen,
ebensowenig, ob dieser auf eine Schraube oder eine Tur-
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bine wirkte. Alles was ich beobachten konnte, bestand da-
rin, daß das Fahrzeug ein sehr langes und, infolge seiner
feinen Schwimmlinien, sehr flaches Kielwasser hinter sich
herzog. Seine vortrefflichen Formen ermöglichten es ihm
auch, selbst bei schlechtem Wetter leicht über die Wellen
hinzugleiten.
Endlich sei hier ein für allemal erwähnt, daß die Kraft-
quelle, die die Maschine in Bewegung setzte, weder Wasser-
dampf noch zerstäubtes Petroleum, Benzin oder ähnliches
war, was sich doch durch den Geruch verraten hätte, wie all
die Kraftquellen, mit denen man die Automobile und die
Unterseeboote auszustatten pflegt. Es konnte sich hier also
nur um Elektrizität handeln, die an Bord unter ungeheurer
Spannung aufgespeichert war.
Das legte nun wieder die Frage nah: Woher stammte
diese Elektrizität? Aus galvanischen Säulen (Batterien) oder
aus Akkumulatoren? Doch wie wurden diese Akkumulato-
ren geladen, womit diese Säulen beschickt? . . . Aus welch
unerschöpflicher Quelle entnahm man die nötige Kraft? . . .
Wo war die Werkstatt, die das alles lieferte? . . . Die Kraft
müßte denn durch ein bisher unbekanntes Verfahren un-
mittelbar aus der Luft oder dem Wasser der Umgebung ge-
wonnen werden. Da fragte ich mich freilich, ob es mir un-
ter den vorliegenden Verhältnissen je möglich sein würde,
diese Geheimnisse zu entschleiern.
Dann dachte ich an meine Gefährten, die da unten auf
dem Strand von Black Rock zurückgeblieben waren, der
eine von ihnen verwundet, die andern, Wells und Nab Wal-
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ker, vielleicht ebenfalls! Konnten sie denn, als sie mich von
dem Haltetau mit dem Anker fortgerissen sahen, auch nur
ahnen, daß ich an Bord der ›Terror‹ aufgenommen worden
wäre? Nein, gewiß nicht. Mr. Ward mochte wohl jetzt schon
durch ein Telegramm von Toledo aus die Nachricht von
meinem Tod erhalten haben. Wer würde sich jetzt aber un-
terfangen, aufs neue gegen den »Herrn der Welt« zu Felde
zu ziehen?
Mancherlei Gedanken dieser Art schwirrten mir durch
den Kopf, während ich darauf wartete, daß der Kapitän auf
dem Verdeck erscheinen sollte.
Dieser erschien jedoch nicht.
Jetzt fing ich auch an, einen tüchtigen Hunger zu spü-
ren, gewiß kein Wunder nach einer Fastenzeit von beinah
24 Stunden, denn seit unserer letzten Mahlzeit – immer
angenommen, daß diese erst gestern stattgefunden – hatte
ich gar nichts gegessen. Wenn ich nach dem Knurren mei-
nes Magens urteilte, mußte ich zu dem Glauben kommen,
schon vor zwei vollen Tagen und vielleicht noch eher an
Bord
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