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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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5 Minuten verstrichen, seit die zwei Män-
    ner verschwunden waren, und jeden Augenblick erwarte-
    ten wir, sie mit ihren Ballen wieder auftauchen zu sehen.
    Hatten sie sich erst eingeschifft, wollten wir den Zeitpunkt
    abwarten, an Bord zu springen, doch nicht vor Ablauf einer
    weiteren Stunde, wo dann der Kapitän und seine Leute je-
    denfalls fest eingeschlafen waren. Uns kam es ja vor allem
    darauf an, daß sie nicht Zeit gewannen, den Apparat nach
    dem Eriesee hinaus abzustoßen oder ihn gar tauchen zu las-
    sen, denn da wären wir ja mit in die Tiefe hinuntergezogen
    worden. Wahrlich, noch nie in meinem Leben hatte ich sol-
    che Ungeduld empfunden!
    Es schien so, als ob die beiden Leute im Wald zurückge-
    halten, als ob sie durch irgend etwas gehindert würden, ihn
    zu verlassen.
    Plötzlich entstand da ein Geräusch von dem Hufschlag
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    dahinjagender Pferde, wie von einer Galoppade längs des
    Waldrands.
    Das war unser Gespann, das durch wer weiß was er-
    schreckt von der Lichtung weggelaufen war und wie toll
    nach dem Strand hinunterstürmte.
    Fast gleichzeitig erschienen auch die zwei Männer, die
    jetzt aber so schnell liefen, wie es ihnen möglich war.
    Ohne Zweifel hat die Gegenwart unserer Pferde ihnen
    einen Schreck eingejagt. Sie hatten sich gesagt, daß im Wald
    Polizisten versteckt wären, daß man ihnen nachspüre, ihre
    Fährte verfolge und sie womöglich einfangen wolle.
    Auch sie stürzten auf den Durchgang zu und würden,
    nach Aushebung des Ankers, natürlich an Bord springen.
    Dann verschwand die ›Terror‹ mit Blitzesschnelle und un-
    ser Spiel war rettungslos verloren.
    »Vorwärts!« rief ich.
    Sofort stürmten wir nach dem Ufer, um den beiden den
    Rückzug abzuschneiden.
    Sobald sie uns erblicken, werfen sie die Ballen weg und
    feuern mit ihren Revolvern, wobei sie John Hart, der am
    Bein getroffen wird, verwunden.
    Jetzt geben auch wir Feuer, doch nicht mit gleichem Er-
    folg. Die Männer werden weder getroffen, noch in ihrem
    Lauf aufgehalten. Am Ende des Durchgangs angelangt, sind
    sie auch, ohne sich um den Anker zu kümmern, mit einigen
    Sätzen auf dem Deck der ›Terror‹.
    Vorn darauf steht der Kapitän mit dem Revolver in der

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    Hand, er feuert auf uns, und Wells wird von einer Kugel
    gestreift.
    Nab Walker und ich, wir packen das Haltetau und zerren
    daran aus Leibeskräften. Das brauchte jedoch nur von Bord
    aus zerschnitten zu werden, dann konnte das Schiff sich in
    Bewegung setzen.
    Plötzlich brach der Anker aus dem Sand los, einer der
    Arme erfaßte mich am Gürtel, und während Walker durch
    den Stoß zu Boden geschleudert wird, werde ich mit fortge-
    zogen, ohne mich befreien zu können.
    In diesem Augenblick macht die von ihrem Motor an-
    getriebene ›Terror‹ fast einen richtigen Sprung und schießt
    mit voller Geschwindigkeit durch die Bucht von Black Rock
    hinaus.
    13. KAPITEL
    An Bord der ›Terror‹
    Als ich wieder zu Bewußtsein kam, war es heller Tag. Ge-
    dämpft drang das Licht durch das dicke Glas des Fenster-
    chens einer kleinen Kabine, worin man mich niedergelegt
    hatte. Seit wieviel Stunden, hätte ich nicht sagen können;
    den schräg herabfallenden Strahlen der Sonne nach konnte
    diese aber nicht hoch über dem Horizont stehen.
    Ein Lager, wie es auf Schiffen gebräuchlich ist, diente mir
    als Bett, und über mir lag eine Decke ausgebreitet. Meine
    Kleidungsstücke, die getrocknet worden waren, hingen in
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    einer Ecke. Mein von der Ankerschaufel zerrissener Gürtel
    lag auf dem Boden.
    Übrigens fühlte ich keine Verletzung, nur eine gewisse
    Steifigkeit in den Gliedern. Hatte ich das Bewußtsein verlo-
    ren, so sagte ich mir doch, daß das keine Folge von Schwä-
    che gewesen sein könnte. Da mein Kopf wiederholt unter
    das Wasser kam, als das Haltetau mich auf dem See hin-
    schleppte, wäre ich gewiß erstickt, wenn man mich nicht
    noch rechtzeitig aufs Verdeck hinaufgezogen hätte.
    Befand ich mich nun mit dem Kapitän und seinen bei-
    den Leuten allein an Bord der ›Terror‹?
    Das war wahrscheinlich, um nicht zu sagen sicher. Ich
    hatte den ganzen Vorfall noch einmal vor Augen, wie Hart,
    von einer Kugel getroffen, auf den Strand niedersank, wie
    Wells von einem Revolverschuß gestreift wurde, und wie
    Walker zur Erde stürzte, als sich der Anker in meinem Gür-
    tel verfing. Mußten nun andererseits meine Begleiter nicht
    glauben, daß ich im Eriesee elend umgekommen wäre?
    Unter welchen

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