Herr der Welt
schon zu spät gewesen, sich des Schif-
fes zu bemächtigen, vielleicht wäre ein solcher Versuch
auch gescheitert, wenn sich an Bord noch weitere Mann-
schaft befand.
Wie dem auch sei, jedenfalls erschien der, der die Laterne
trug, mit seinem Begleiter wieder am Waldsaum und beide
schritten dem Ufer zu. Offenbar hatten sie nichts Verdäch-
tiges entdeckt. Der eine und der andere mit einem Bündel
beladen, gingen sie durch die Felsenlücke und blieben dann
an der Uferwand stehen.
Da ließ sich plötzlich die Stimme des einen vernehmen.
»Herr Kapitän . . .?«
»Hier!« antwortete eine andere Stimme.
Wells neigte sich meinem Ohr zu und sagte:
»Es sind drei!«
»Vielleicht vier«, erwiderte ich, »vielleicht gar fünf oder
sechs!«
Die Sachlage veränderte sich etwas zu unserem Nachteil.
Was hätten wir gegen eine zu zahlreiche Mannschaft aus-
richten können? Jedenfalls wäre uns die geringste Unklug-
heit sehr teuer zu stehen gekommen. Würden die beiden
Männer jetzt nach ihrer Rückkehr mit den beiden Packen
aufs Schiff gehen, und würde dieses nach dem Loswerfen
des Haltetaus die Bucht wieder verlassen oder bis zum An-
bruch des Tages hier liegenbleiben? Wenn es aber davon-
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fuhr, wird es für uns dann nicht verloren sein? . . . Wo soll-
ten wir’s dann wiederfinden? . . . Verließ es das Gewässer
des Eriesees, so standen ihm die Landstraßen der Nachbar-
staaten offen, oder auch der Lauf des Detroit River, auf dem
es nach dem Huronsee gelangen konnte. Würde es dann je-
mals wieder vorkommen, daß sein Erscheinen im Hinter-
grund der Bucht von Black Rock gemeldet wurde?
»Jetzt draufgegangen! . . . An Bord!« flüsterte ich Wells
zu. »Hart, Walker, Sie und ich, wir sind vier Mann. Sie er-
warten keinen Angriff. Wir können sie überraschen . . . Es
geht, wie’s geht, wie viele Seeleute sagen.«
Ich wollte eben meine Begleiter heranrufen, als Wells
mich wieder am Arm ergriff.
»Achtung! Horchen Sie auf !« sagte er.
Eben zog einer der Männer das Fahrzeug noch näher he-
ran.Da wurden zwischen dem Kapitän und seinen Leuten
folgende Worte gewechselt:
»Ist da draußen alles in Ordnung?«
»Alles, Herr Kapitän.«
»Es müssen dann noch zwei Ballen vorhanden sein.«
»Jawohl, zwei Ballen.«
»Die würden also auf einmal an Bord der ›Terror‹ ge-
schafft werden können?«
Die ›Terror‹! . . . Wir hatten also richtig den Apparat des
»Herrn der Welt« vor uns!
»Bequem auf einmal«, antwortete einer der Männer.
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»Gut. Wir fahren morgen mit Sonnenaufgang wieder
ab.«Waren also wirklich nur drei Mann an Bord, nur drei,
der Kapitän und seine beiden Leute?
Diese gingen nun voraussichtlich noch einmal nach dem
Wald, die letzten Ballen zu holen. Zurückgekehrt, würden
sie wieder aufs Schiff gehen, dort ihren Schlafraum aufsu-
chen und sich niederlegen. Wäre das nicht der geeignete
Augenblick, sie zu überfallen, ehe sie an eine Gegenwehr
denken konnten?
Da wir aus dem Mund des Kapitäns selbst gehört hatten,
daß er vor Sonnenaufgang nicht abfahren würde, stimm-
ten Wells und ich, dessen sicher, darin überein, die beiden
Männer unbehelligt zurückkehren zu lassen und uns der
›Terror‹ erst zu bemächtigen, wenn alle in tiefem Schlaf lä-
gen.Warum der Kapitän aber am Tag vorher seinen Anker-
platz verlassen haben mochte, ohne die Verladung des ge-
samten Materials zu vollenden, was ihn doch genötigt hatte,
nach der Bucht zurückzukehren, darüber fehlte es mir an
jeder Erklärung. Jedenfalls war es für uns ein glücklicher
Umstand, den wir auszunützen wissen würden.
Jetzt war es halb 11 geworden. Eben wurden wieder
Schritte auf dem Sand hörbar, und sofort erschienen auch
der Mann mit der Laterne und sein Begleiter, die beide
dem Wald zuschritten. Sobald sie hinter dessen Rand ver-
schwunden waren, verständigte Wells unsere beiden Poli-
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zisten, während ich geräuschlos nach dem Durchgang im
Gestein hinunterschlüpfte.
Die ›Terror‹ lag wie vorher an einem Haltetau. Soviel
man von ihr erkennen konnte, hatte der längliche Appa-
rat die Gestalt einer Spindel, jetzt aber keinen Schornstein,
keine Masten und keine Takelage, ähnlich der Erscheinung,
die er bei seinen Fahrten auf dem Meer bei Neuengland ge-
boten hatte.
Wir verbargen uns in Winkeln und Aushöhlungen,
nachdem wir unsere Revolver schußfertig gemacht hatten,
da wir sie ja vielleicht benötigten.
Schon waren
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