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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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funktioniert hätte. Glaube mir! Ich hätte sie fast erreicht. Wenn es heute wieder zu keinem Kontakt kommt, kannst du die nächsten Nächte wieder verbringen, wie du willst. Versprochen!“
    Hatte er jetzt einen Fehler gemacht? Was, wenn sie es nicht schafften? Würde er wirklich aufgeben? Allein hätte er keine Chance. Gespannt beobachtete er Gastons Reaktion. Dieser schüttelte den Kopf und ließ sich, mit einem Gesichtsausdruck, der keinerlei Gefühlsregung erkennen ließ, ihm gegenüber nieder. Dann setzte er ein teuflisches Grinsen auf und nickte endlich.
    „Ok. Ich habe verstanden! Ich bezweifel nur, dass du dein Wort halten wirst.“
    Eugeñio atmete auf.
    „Na dann!“
    Wie schon in den vergangenen Nächten saßen jetzt beide Vampire auf dem bloßen Fußboden. Bewegungslos, aber bequem.
    Eugeñio hatte Waldboden unter ihnen ausgebreitet, um die Nähe zur Natur zu sichern. Er wusste, dass Gaston nichts davon hielt, weil er nicht an die Natur glaubte. Aber davon ließ sich Eugeñio nicht beirren; er wusste, was er für diese Aufgabe brauchte. Er hatte die schweren Vorhänge zugezogen, sodass nicht einmal das Sternenlicht ins Zimmer fallen konnte. Es war stockfinster. Jede elektrische Lichtquelle und jedes Geräusch hatte der Spanier ausgeschlossen. Gemeinsam konzentrierten sie sich. Eugeñio war dankbar, dass Gaston wirklich mitmachte, denn ohne seine Konzentration, ohne seine Kraft, würde es nicht funktionieren! Nun ließen sie ihre Gedanken in endlose Fernen schweifen. Unkontrolliert und völlig umgelenkt vom Bewusstsein. Das Einzige, das sie in ihren Gedanken festhalten mussten, war Julie. Aber gerade das war so schwer. Nicht die Tatsache, dass sie an Julie denken mussten, zumindest Eugeñio fiel das, weiß Gott, nicht schwer, sondern seinen Gedanken alle Freiheiten zu gestatten und sie dennoch auf einem gewollten Pfad zu halten. Dabei wurden enorme geistige Kräfte freigesetzt. Kein Sterblicher wäre auch nur in der Lage, sich jetzt im selben Raum aufzuhalten. Die Luft vibrierte, als wäre sie elektrisiert. Ein anderer Vampir, der über dieselben starken Kräfte verfügte, hätte ihre Umgebung als harte, feste Aura gespürt. Eine Mauer, die sie beide umgab. - Einhüllte. Aber hier war kein Dritter – auch nicht Dämono! Sie waren allein. Eugeñio hatte keine Kraft sich zu wundern, aber anscheinend hatte er es geschafft Dämono auszuschalten. Er hoffte jedenfalls, dass es so war. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit, genaugenommen zwei. Entweder hatte Dämono sein Überwachungsprogramm ganz von selbst eingestellt, oder aber es war ihm gelungen, selbst für Eugeñio völlig unsichtbar, unfühlbar zu agieren. Letzteres wäre vielleicht gefährlich! Aber Eugeñio blieb keine Zeit lange darüber nachzudenken. Er musste seine Gedanken von Dämono lösen und sie auf das Wesentliche konzentrieren. Julie! Im Raum wurde es wärmer. Plötzlich fanden gewaltige Temperaturanstiege statt. Ein Mensch wäre nicht in der Lage gewesen, in dieser Hitze auch nur Atem zu holen. Doch die Fürsten der Nacht spürten nichts dergleichen. Sie besaßen kein Gefühl mehr für ihre Körper. Das, was sie noch fühlten, war nur noch reine mentale Energie. Genau aus diesem Grund hatte Eugeñio angeordnet, zuvor ausgiebig zu speisen. Ein körperliches Hungergefühl, bei einem Kind des Schwarzen, ein enorm starkes Gefühl, hätte niemals eine so hohe Konzentration zugelassen. Auf einmal spürte Eugeñio, dass etwas anders wurde! Zuerst war es nur ein Wispern, dann eine leichte Berührung seines Geistes. Und diesmal wurde es stärker- intensiver!
    Julie befand sich im Tiefschlaf, als der mentale Geist Eugeñios sie erreichte. Sie träumte.
    Sie befand sich in einer neuen, ganz andersartigen Umgebung. Nichts war hier so, wie sie es kannte! Weder in der einen, noch in der anderen Welt!
    Erschrocken blickte sie sich um. Aber hier gab es nichts, dass sie hätte besichtigen können. Überall um sie herum war nichts außer einem dichten Nebel. Zarter, rosa Nebel! Der Nebel teilte sich unkontrolliert zu einzelnen Schwaden. Dazwischen? Nichts! Nur absolute Leere! Die Nebelschwaden bewegten sich schneller; es sah aus wie ein romantischer Tanz. So, als tanzten die Nebel zu langsamer Musik. Doch hier gab es keine Musik! Julie hörte nichts. Hier herrschte absolute, reine Stille! Julie hatte das Gefühl unter ihren Füßen so etwas wie festen Boden zu spüren, doch als sie an sich herab blickte, war da Nichts! Kein Boden- nur dichter,

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