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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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Bösen darbieten. Dämono hoffte darauf, dass es dort auch Menschen gab, denn dann würden sie ihm gehören!
    Der Uralte grinste wieder. Er musste nur noch warten. Aber er hatte Zeit. So viel Zeit! Meere von neuem Blut warteten auf ihn. Und wenn nicht? Auch dann freute sich Dämono auf diese neue Welt, denn sie gab seiner Existenz wieder einen neuen Sinn.
    In all den vielen Jahrhunderten hatte er alle Winkel dieser Welt erforscht. Er kannte alles. Hatte vom Blut vieler Völker gekostet. Nichts mehr war neu oder auch nur interessant. Das war auch der Grund, weshalb er kaum noch sein unterirdisches Reich verließ. Damals, als er begriffen hatte, dass diese Schwarzen ihn nicht als Blutsauger, sondern als Gott ansahen, dass diese Eingeborenen so verblendet waren, ihm, dem König des Bösen, freiwillige Opfer darzubringen, hatte es ihn noch amüsiert. Mächtig und gigantisch war er diesen dummen Sterblichen gegenübergetreten. War über ihre Dörfer hinweg gesegelt, wie ein riesiger schwarzer Engel. Ja, er hatte sich an ihrer Angst und Ehrfurcht gelabt. Er hatte die freiwilligen Opfer gerne genommen. Erst später hatte er dann bemerkt, dass ihm etwas fehlte. Angst! Doch auch da hatte er sich ja zu helfen gewusst. Er hatte sich angewöhnt die jungen Mädchen, die man ihm brachte, noch lebend mit in sein Reich zu nehmen. Erst dort hatte er von ihrem Blut gekostet. Aber er hatte sie nicht in die Halsschlagader gebissen, wie er es in all den Jahren vorher gemacht hatte. Nein, diese Mädchen hatte er von anderen Stellen, empfindlichen Stellen, gekostet. Er hatte sie an ihren Brüsten, Innenschenkeln und Schamlippen gebissen, bis sie vor Schmerz schrien. Erst dann, als sein Hunger nach Schmerz und Angst gestillt war, hatte er ihnen ihr erbärmliches Leben genommen. Doch auch dieser Spaß war Vergangenheit! Jetzt nahm er die Mädchen nur noch als leidige Gabe an sein schwarzes Blut. Nur noch selten spielte er den donnernden Gott für diese Schwarzen. Es war einfach alles langweilig geworden! Aber der Gedanke an diese neue Welt …? Auf jeden Fall würde er wieder etwas völlig Neues kennenlernen dürfen. Schon das allein genügte, um wieder Glut in seinem alten Körper zu entfachen. Gab ihm Freude und schürte seinen Drang zu warten! Aber er glaubte daran, dass es dort auch Lebewesen gab, die im Besitz dieser köstlichen Flüssigkeit waren. In deren Adern Blut floss! Neues Blut! Dämono würde in diese neue Welt den Schrecken und die Angst bringen, die er ersehnte. Und den Tod! Ein satanisches Lachen erfüllte die Grotte und hallte schaurig von den nasskalten Wänden wieder.
    *

    Eugeñio traf sich heute schon die dritte Nacht mit Gaston. Trotz großer Anstrengungen war es ihnen bisher nicht gelungen, auch nur einen kurzen Kontakt herzustellen. Eugeñio wusste, dass Gaston die Nase voll hatte und nur seinem Drängen war es zu verdanken, dass er noch weiter machte. Dennoch war es für ihn schwer, Gaston bei der Stange zu halten. Gaston wusste zwar, dass Eugeñio der Stärkere von ihnen war und deshalb fügte er sich auch nur, aber Eugeñio hatte noch ganz andere Probleme. Einerseits musste er natürlich seine ganze Konzentration darauf verwenden Julie zu finden und deshalb musste er mit Gaston zusammenarbeiten und ihm freien Zugang zu seinen Gedanken gestatten. Aber andererseits musste er sein Wissen um den unheimlichen Beobachter für sich behalten. Würde Gaston nur die leiseste Ahnung haben, dass Dämono der Uralten, ihnen auf der Spur war, würde nichts ihn mehr halten können!
    „Gib es doch endlich auf. Es hat doch keinen Sinn, dass wir uns hier die Nacht um die Ohren schlagen! Wir werden deine Süße ja doch nicht finden. Kapier das endlich! –Auch wir können keinen Kontakt zu den Toten herstellen.“
    Gaston war nun wirklich mit seiner Geduld am Ende! Eugeñio wusste, dass Gaston sein nächtliches Leben liebte und er wollte es endlich wieder für sich allein! Der Spanier las in seinen Gedanken, wie in einem offenen Buch. Obwohl er wusste, dass der Franzose ihn mit allen erdenklichen Beleidigungen belegte, stellte sich keine Wut ein. Im Gegenteil: Er konnte es verstehen! Aber er wusste, dass Julie lebte und genau deshalb würde er nicht auf Gaston verzichten. Wenn es sein musste, würde er ihn zwingen mit ihm zusammenzuarbeiten! Aber er versuchte seiner Stimme einen freundlichen Klang zu geben, als er sagte:
    „Gib mir noch eine Nacht. Nur noch heute.- Ich weiß, dass sie lebt, und ich weiß, dass es beinahe

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