Herr der zwei Welten
begrüßte. Gaston begnügte sich mit einem zaghaften Nicken. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl solch einem Geschöpf gegenüberzustehen! Sie brauchten wohl etwas, um sich an die Andersartigkeit dieser Leute zu gewöhnen. Für Julie allerdings schien das schon ganz normal zu sein. Da entdeckte Simonja das Kätzchen, das Gaston noch immer festhielt.
„Was ist denn das?“ rief sie. In ihrer Stimme war Neugier, aber auch Angst. Verwundert sahen die beiden Vampire das Mädchen an. Wirklich, sie hatte Angst vor so einem kleinen Kätzchen, während sie den wirklichen Monstern ohne Argwohn ihre Hand gereicht hatte. Unglaublich!
Julie nahm Gaston nun Aqua aus dem Arm und reichte sie der kleinen Frau.
„Das ist eine Katze.“ erklärte sie ruhig. „Eigentlich noch ein Katzenbaby. Bei uns werden Katzen als Haustiere gehalten. Zum Schmusen und zur Freude. Gaston hat ihn Aquamarin getauft, das ist ein blauer Edelstein bei uns. Hier, nimm ihn mal. Er ist wirklich ganz lieb! Na los, trau dich schon!“
Simonja befühlte erst ganz zaghaft das seidige Fell des kleinen Katers. Aqua begann nach Katzenart zu schnurren. Das jagte dem blauen Mädchen den nächsten Schrecken ein. Dann aber, als sie merkte, wie das Schnurren zu interpretieren war, fasste sie schnell Vertrauen. Kai trat ebenfalls näher und streichelte die Katze. Aber es ging ihm nicht um die Katze. Eugeñio spürte, dass er damit nur verbergen wollte, wie eingehend er ihn musterte.
Simonja hatte den kleinen blinden Passagier schon in ihr Herz geschlossen.
„Oh!“ gab sie fasziniert von sich. „Ist das aber ein niedliches Tier!“ Sie hielt den Kater nun selber auf dem Arm, aber bei ihr wirkte der junge Angorakater eher wie ein Eisbär. Doch unvermittelt sah die kleine Frau sie ernst an.
„Dann kennt ihr jetzt also den Weg zurück?“
„Nicht wirklich. Leider!“ sagte Gaston.
Erleichtert atmete Simonja auf.
„Oh entschuldigt bitte. Julie, ich meine, du bist sicher traurig, dass du nicht nach Hause kannst.“ sagte sie nun leise.
Eugeñio merkte an ihrem Verhalten, wie beliebt Julie in Zwischenzeit hier geworden war. Offensichtlich war sie mit Simonja befreundet. Er dachte eine Weile über dieses Phänomen nach. Doch dann begriff er, dass es ihm vermutlich bald genauso gehen würde. Schon jetzt hatte er sich an die seltsame Hautfarbe und die Größe gewöhnt.
Es ist so schön, sie nicht als Beute zu sehen! Gott, lass es so bleiben! Dachte er und blickte zu Gaston. Eugeñio fragte sich, ob er versuchen sollte, seine Gedanken zu lesen, entschied sich aber dagegen. Er wollte sich wie ein Mensch fühlen, dann sollte er auch ohne die Fähigkeiten auskommen, die Menschen nicht hatten! Dann bemerkte er, dass er noch immer von dem jungen Mann, den Julie als Kai vorgestellt hatte, angestarrt wurde. In seinem Blick lag etwas Undefinierbares! Eugeñio glaubte nicht, dass etwas Freundliches an diesem Blick war. Noch vor wenigen Stunden hätte er ihn sich gegriffen, und das, was er mit ihm gemacht hätte, wäre wohl auch nicht freundlich gewesen, dachte er.
Doch es hatte sich vieles verändert! Jetzt und hier war alles anders!
Im selben Moment, in dem er überlegte, was der Grund für Kais Blicke wohl war, schob sich Julies Hand wieder in die Seine und sie lächelte ihn verliebt an. In diesem Lächeln lag für ihn alles, was er sich jemals erträumt hatte, und so vergaß er den jungen Mann wieder. Sie hatten sich wieder auf den Weg gemacht und diesmal lief Simonja voraus. Er spürte Julies Hand und hörte ihren Schritt neben sich. Was könnte schöner sein?! Kurz darauf waren sie bei den Höhlen angelangt. Er blieb stehen und ließ seine Blicke wandern. Es war anders, definitiv! Dieses Volk lebte primitiver als er gedacht hatte. Und hier fühlte Julie sich wohl? Eugeñio konnte es kaum fassen. Doch dann stellte er fest, dass hier noch niemand schlafen gegangen war, und das nur, weil jeder sich um Julie sorgte. Das milderte sein Urteil gewaltig! Eine ältere Frau kam nun auf sie zu. Ihr Blick wirkte vorwurfsvoll. Julie lächelte sie verlegen an.
„Oh, entschuldige bitte TsiTsi, sei bitte nicht böse. Ich wollte euch keine Probleme bereiten. Es war nur so, dass ich gestern nicht einschlafen konnte. Ich wollte auch wirklich nur ein wenig frische Luft schnappen. Auf einmal war es zu spät für eine Nachricht.“
TsiTsi wirkte nun nicht mehr böse. Sie lachte.
„Ja, ja, die Liebe!“
Eugeñio wollte es zwar nicht, aber nun konnte er sich doch eine kleine
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