Herr der zwei Welten
doch noch mal in der Höhle verbringen. Vielleicht finden wir doch noch etwas.“
„Ihr wollt nicht hierbleiben?“ fragte TsiTsi.
Julie schüttelte den Kopf.
„Eugeñio hatte die Idee, dass er die Höhle noch mal untersuchen möchte. Und TsiTsi, bitte tu mir doch den Gefallen und sorge dafür, dass wir den Tag noch mal unter uns bleiben.“ fügte sie leise hinzu.
„Zu dritt?“ TsiTsi war überrascht.
„Nein, nicht ganz. Gaston beschäftigt sich schon andersweit. Uns wird schon etwas einfallen.“ Julie gab sich belustigt. Es funktionierte. TsiTsi nickte geheimnisvoll.
„Mach ruhig Kind, ich pass schon auf, dass euch niemand stört.“
Sie verabschiedeten sich vielleicht etwas zu hastig, aber sie mussten sich nun wirklich beeilen.
Julie schwitzte schon bei dem Gedanken, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen würden, denn sie mussten die Höhle ja nicht nur erreichen, sondern sie dann auch wieder fest verschließen. Und jetzt war eben die finstere Zeit, man konnte die Hand nicht vor Augen sehen.
„Wir müssen noch eine Fackel mitnehmen.“ sagte sie und wollte noch mal umdrehen.
Doch Eugeñio hielt sie fest.
„Komm. Wir sehen genug.“ Plötzlich spürte sie, wie sie den Boden unter den Füßen verlor, als er sie auf den Arm nahm. Gaston und er spurteten los. Julie spürte nur, wie ihr die Luft um die Ohren rauschte. Kurz danach stellte er sie wieder ab; sie waren da!
„Aber …“ stotterte sie verblüfft.
Eugeñio lachte und küsste sie auf den Mund. Wie in der vergangenen Nacht drückte Gaston ihr die Taschenlampe wieder in die Hand. Als Julie den Schalter betätigte, waren die beiden schon damit beschäftigt, die Höhle lichtdicht zu machen. Sie brauchte gar nicht mehr zu helfen, denn die beiden waren sehr schnell. Als sie mit ihrer Arbeit fertig waren, setzten sie sich an die Plätze, an denen sie den letzten Tag verbracht hatten.
„Diese Welt ist wirklich merkwürdig.“ sagte Gaston. „Nicht dass ich so viel Ahnung von anderen Welten hätte. Aber trotzdem!“
Eugeñio, der seinen Arm um Julie gelegt hatte, nickte.
„Der Abend heute war wirklich herrlich. Selbst der Himmel sieht ganz anders aus, als wir es kennen. Hier sieht man das verschwindende Licht der beiden Monde, so wie einen Schweif der über den Himmel zieht.“
Julies Kopf ruckte hoch.
„Wie meinst du das? Beider Monde? Ich weiß, dass es zwei Sonnen gibt, aber du meinst, es gibt auch zwei Monde?“
„Ja. Es ist schon klar, dass ihr das nicht sehen könnt. Das menschliche Auge ist einfach zu schwach, den Zweiten zu erkennen. Aber hinter dem, den du siehst, ist noch ein anderer. Er sieht nur etwas kleiner aus.“
Julie staunte. „Im Gelben Land gibt es zwei Monde. Ich meine, da sehen wir auch zwei Monde. Aber die haben dort eine seltsame Wirkung. Sie verhindern, dass Fremde dort weit laufen können. Das heißt, als Fremder kann man dort keine großen Entfernungen überbrücken. ...“ Julie erzählte alles, was ihnen im Gelben Land passiert war. Jedenfalls das, was mit den beiden Monden zu tun hatte. Aber weder er, noch Gaston hatten eine Erklärung dafür.
Gaston streckte sich auf seinem Lager bereits aus. Eugeñio zog Julie noch etwas fester an sich. Sie fühlte sich so wohl und wollte sich schon so richtig an ihn kuscheln, als er sagte:
„Du kannst nicht jeden Tag hier bleiben! Man würde dich vermissen und die Gefahr, dass man dann die Wahrheit über uns herausfindet, wird mit jedem Tag größer.“
Julie nickte, aber sie spürte, wie ihr Hals wieder enger wurde.
„Ich weiß. Aber heute habe ich ja Bescheid gesagt. TsiTsi glaubt …“ Sie verstummte. Nein, sie wollte nicht aussprechen, was TsiTsi glaubte! Aber Eugeñio schien es auch so zu wissen. Sein Blick wurde wieder traurig. Aber dann, so als wenn er den Gedanken einfach beiseiteschieben konnte, meinte er:
„Ich liebe Dich! Du weißt nicht wie sehr! – Aber du musst müde sein.“ Er schmunzelte. „Aber morgen musst du dich wieder um deine Freunde kümmern. Hoffentlich finden sie dann nicht so bald heraus, dass wir nur nachts unterwegs sind.“
Seine Stimme klang skeptisch, aber auch ängstlich. Julie zog die Luft ein. Sie wusste, was er meinte. In dieser Welt, wo sich jeder um den anderen sorgte, konnte ein Geheimnis wie dieses nicht lange unentdeckt bleiben. Hier war es nicht wie auf der Erde. Hier würden sehr bald Fragen auftreten! Aber, dachte sie, wenn sie kein Blut brauchten, niemandem wehtaten, würden sie sich wohl nicht so große
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