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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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hier?“
    Julie sah ihn an. In seinen Augen stand die Frage wie etwas sehr wichtiges.
    „Du warst es, der mir hier am meisten gefehlt hat. Ich weiß, dass ich dich in unserer Welt auch nicht hatte … aber da gab es wenigstens etwas, worauf ich hoffen konnte. Verstehst du das?“
    Er ergriff sie zärtlich bei den Schultern, drückte sie kurz und sagte dann:
    „Julie, es ist nicht gesagt, dass wir hier wirklich anders leben können. Vielleicht ist es auch nur so, dass wir hier seltener Blut brauchen. Vielleicht läuft in dieser Welt nur die Zeit anders ab.“
    Julie starrte ihn aus traurigen Augen an. Er hatte ihr den Mut nicht nehmen wollen, doch gerade das war es ja, das er jetzt am meisten fürchtete. Endlich hatte sein Leben einen Sinn für ihn, er war nicht mehr allein! Trotzdem konnte er es nicht zulassen, dass Julie wieder wehgetan wurde, wenn es eben so war, dass sie auch hier noch töten mussten! Dann musste er, wenn er es nicht schaffte, sie zurückzubringen, genau wie zuvor, Abstand zu ihr haben! Schon allein der Gedanke reichte, und seine Eingeweide krampften sich zusammen! Er hatte noch nie in seinem langen Leben solche Angst gehabt!
    Doch plötzlich lachte Julie.
    „Und, was ist dann mit der Katze? Warum hat sie denn dann keine Angst vor euch? Du sagtest doch …!“
    Sie war so fest davon überzeugt, dass nun alles gut werden würde! Er wollte ihr glauben! Verdammt, warum konnte er ihr denn nicht glauben?!
    Doch er schüttelte den Kopf.
    „Bitte sei davon nicht so überzeugt. Ich bete, dass es genau so ist, wie du glaubst. Ich würde alles dafür tun! Aber ich kann es nicht ertragen, dich nachher zu enttäuschen!“
    Eugeñio sah, dass Julie mit den Tränen kämpfte. Doch plötzlich fiel Gaston ein:
    „Hey Julie, glaubst du denn, dass mir mein Leben dann noch Spaß machen würde? Ich hatte jedenfalls nie etwas gegen diese ... wirklich prickelnden … Jagdszenen gehabt. Was sollte ich denn nun mit meinen Nächten anfangen?“ Gaston lachte. Automatisch lachte Julie mit, auch wenn sie spürte, dass dies nicht die ganze Wahrheit war und dass er sie nur aufmuntern wollte. Gaston wurde ihr immer sympathischer.
    „Na kommt, ich will euch endlich die Wohnhöhlen zeigen.“ sagte sie, und da sie in dieser Hinsicht keinen Widerstand duldete, waren sie wenig später wirklich auf dem Weg dorthin. Mit ihren ausgreifenden Fähigkeiten war es für die beiden Vampire kein Problem, sich jedes Detail des Weges genau einzuprägen. Doch ehe sie die Wohnhöhlen erreicht hatten, kam ihnen ein Mädchen entgegen. Gaston und Eugeñio rissen erstaunt die Augen auf, als sie die kleine blaue Frau entdeckten. Doch Julie nickte nur.
    „Verflucht Julie!“ rief die Kleine ihnen entgegen, mit einer Stimme, die viel kräftiger war, als es ihre Größe erwarten ließ. „wo warst du nur? Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht. Das halbe Dorf ist in Aufruhr. Alle suchen dich!“
    Aufgeregt funkelte sie Julie an. Die beiden Vampire konnten sich ein Lächeln kaum verkneifen. So viel Energie hätten sie solch einem kleinen Wesen kaum zugetraut! Aber nun kam noch jemand. Es war ein junger Mann und er war ein Mensch!
    „Wirklich Julie, du hättest uns die Aufregung ersparen können, wenn du …!“Jäh verstummte Kai. Verdutzt starrte er Julies Begleitung an. Aber Simonja war es, die nun fragte:
    „Wer sind deine Begleiter? Willst du uns nicht vorstellen?“
    Eugeñio bewunderte die Selbstbeherrschung der Zwergenlady. Eigentlich musste sie doch total überrascht sein, Fremde in Julies Begleitung zu sehen. Aber sie ließ sich nichts anmerken. Stattdessen streckte sie ihnen ihr kleines, blaues Kinn neugierig entgegen. Im Gegensatz zu ihr wirkte Kai nicht so freundlich. Aus zusammengekniffenen Augen stierte er sie beinahe feindselig an.
    „Das sind Gaston und … Eugeñio“ sagte Julie, als wäre es die wichtigste Botschaft der Welt.
    Eugeñio war nun doch erstaunt. Was hatte Julie erzählt? Etwas wie ein klammes Gefühl beschlich ihn. Doch das kleine blaue Mädchen lächelte ihn an.
    „Etwa der Eugeñio?“ Das Mädchen zeigte jetzt erst richtiges Interesse. Eugeñio war erleichtert. Julie konnte also auf keinen Fall erzählt haben, was sie waren! Aber sie hatte über ihn gesprochen. Am liebsten hätte er jetzt jedes einzige Wort gewusst, dass sie über ihn gesagt hatte. Julie strahlte ihn an, ehe sie sich wieder der Zwergin zuwandte, und nickte nur. Eugeñio gab sich jetzt redlich Mühe charmant zu sein, als er die kleine Frau

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