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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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Tablett ab. Julie hatte zwar keinen Hunger, aber sie wusste, sie würden das Haus nicht eher verlassen, bevor sie nicht was Richtiges gegessen hatten. Tina war da ziemlich konservativ. Vor allem seit Nancy auf der Welt war, sie war jetzt zwei Jahre alt, bestand sie auf gemeinsames Essen zu festgelegten Zeiten.
    Julie warf Detlef einen gequälten Blick zu. Aber auch er hatte sich schließlich zu fügen. Da kannte Tina kein Erbarmen!
    Am Esstisch herrschte diesmal beinahe eisiges Schweigen. Selbst Nancy schien auf einmal zu spüren, das heute etwas nicht stimmte. Julie räusperte sich.
    „Sagt mal, ist vielleicht jemand gestorben?
    Oder warum herrscht hier plötzlich biblische Ruhe?“
    Tinas Blick wurde beinahe schuldbewusst. Julie ahnte, dass wohl sie der Grund hierfür war.
    „Wie geht es dir denn nun wirklich?“ fragte Tina leise. „Du spielst uns doch nur Theater vor. Das merke ich doch. In Wirklichkeit geht es dir nicht so gut. Stimmt doch, oder?“
    Aha, daher wehte also der Wind! Tina ahnte wohl, dass Julie die Sache mit Eugeñio nicht so einfach begraben hatte. Deshalb wohl auch dieser gemeinsame Ausflug, dachte sie. Einfach um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    „Ich bin darüber hinweg.“ log Julie. „Alles ok. Danke, dass du dir meinetwegen Sorgen gemacht hast. Aber war nicht nötig. – Wann fahren wir also?“
    Tina lächelte ihr Mamalächeln.
    „Gleich Süße! Sobald der Tisch wieder abgeräumt ist und Detlef alles verstaut hat, kann’s losgehen!“
    Die Fahrt dauerte knapp vier Stunden. Julie und Tina spielten abwechseln oder auch gemeinsam mit Nancy, während Detlef sich die Zeit damit vertrieb, auf den Verkehr zu schimpfen.
    Pünktlich zum Abendessen hatten sie das große Zelt und den Grill aufgebaut.
    Abendessen? Julie hätte sich schütteln mögen, aber ein Blick zu ihrer Schwester sagte ihr, dass ihr das auch nicht helfen würde. Ergeben zwang sie sich dann doch ein paar Bissen vom Steak und ein wenig Salat hinunter.
    „Mich wundert nur, dass du noch in deine Klamotten passt.“ Konnte sie sich allerdings nicht verkneifen zu sagen. Dabei sah sie Tina bissig an.
    Doch die zuckte nur die Schultern.
    „Ein vernünftiges Essen hält Leib und Seele zusammen.“
    „Amen!“
    Nancy war so müde, dass sie kurz nach dem ihre Mutter ihr erlaubt hatte aufzustehen, auf dem Rasen einschlief. Da Tina damit beschäftigt war, den Tisch abzuräumen und Detlef sowieso überfordert war, schnappte Julie sich das Kind und brachte es zu Bett. Das Zelt bestand aus dem großen Innenraum und drei Schlafkabinen, wobei Nancy die linke innehatte. Im Reisebettchen türmten sich etliche Stofftiere, die Julie erst beiseite räumen musste, ehe sie die Kleine hinlegen konnte. Nancy bekam von all dem nichts mehr mit; sie schlief tief und fest.
    Als Julie aus dem Zelt kam, hörte sie Detlef sagen:
    „Ihr geht es doch gut. Ich weiß wirklich nicht, was du wieder hast. Du bist nicht ihre Mutter und deine Schwester ist erwachsen.“
    „Glaube ich nicht. – Es ist nur eine Schau, die sie uns vorspielt. In Wirklichkeit denkt sie immer noch an ihn. Sieh doch nur ihre Augen an. Ich mache mir wirklich Sorgen. Was hat dieser Kerl nur an sich?“ konterte Tina.
    Es war also wirklich so! Die ganze Fahrt, die Tage hier, all das war nur wegen ihr geplant worden. Manchmal ging Tina Julie wirklich auf die Nerven! Detlef hatte doch recht; sie war schließlich kein kleines Kind mehr! Sie kam mit ihren Problemen auch sehr gut selber zurecht!
    Am liebsten hätte Julie Tina das jetzt an den Kopf geworfen, doch sie wollte keinen Streit provozieren. Detlef hatte sich die Kühltasche geangelt und griff sich eine Flasche Bier.
    „Für mich bitte auch.“ sagte Julie.
    Tinas Kopf flog herum. Nun war es ihr doch peinlich, dass Julie zugehört hatte. Geschah ihr Recht!
    „Ihr habt das alles wegen mir gemacht?! Stimmt doch? Danke Tina, aber ich bin erwachsen, auch wenn du das einfach nicht kapieren willst!“ sagte Julie nun doch und warf ihrer Schwester einen schnippischen Blick zu. Sie schnappte sich einen der roten Klappstühle.
    „Entschuldige bitte, dass es Leute gibt, die sich deinetwegen Sorgen machen!“ entgegnete Tina beleidigt.
    Sie hatte ja recht! Julie entschuldigte sich. Die Situation war wirklich zu dumm. Natürlich konnte sie froh sein, so eine Schwester wie Tina zu haben. Worüber regte sie sich also auf? Detlef rettete die Situation.
    „Hey“, warf er ein. „Warum macht ihr denn so ein Drama draus? Für uns ist es

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