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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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den König der Vampire, einfach außen vor gelassen! Er stellte sich vor, wie er dieses Lichtwesen in seine Hände bekommen würde. Er würde es zerreißen! Verdammt, es war ihm scheißegal, ob man Licht überhaupt beschädigen konnte; ihm würde schon etwas einfallen, wie er dieses Wesen vernichten konnte! Doch zuvor wollte er seine Wut bezähmt wissen.
    Ja, die Feuer der Damosei gingen schon seit einigen Tagen nicht mehr aus. Die Damosei waren ursprünglich Abkömmlinge des großen Volkes, der Massai. Doch sie hatten sich schon vor langer Zeit von ihrem Volk getrennt, um ihm zu huldigen. Irgendwann einmal, Dämono vermochte nicht mehr zu sagen, wann das gewesen war, hatten sie sich dann Damosei genannt. Sie lebten abseits, versteckt in den Wäldern und Dämono selbst war es, der dafür sorgte, dass es auch so blieb! In den ersten Jahren hatten sie ihm noch Spaß bereitet. Er hatte sich wohlgefühlt in der Rolle ihres Gottes. Grausam aber dennoch ein Gott!
    Aber mit den Jahren war dieses Spiel eher langweilig geworden. Dämono blieb zwar weiterhin ihr Gott, wie hätte er denn auch darauf verzichten können? Er nahm natürlich auch weiterhin ihre bereitwillig dargebotenen Opfer an, aber als Spaß konnte er es nun nicht mehr bezeichnen. Es war eher eine langweilige Prozedur für ihn. Aber es brachte auch Vorteile. Er musste sein unterirdisches Reich nun nicht mehr so oft verlassen. Das war der Vorteil eines Gottes! Dämono dachte an die Zeit zurück, in der ihn die Sterblichen beinahe getötet hätten. Wieder schrie er seine Wut hinaus. Ihren Aktionen damals hatte er zu verdanken, dass sein Körper noch immer dem eines alten Greises glich, anstatt jung und frisch auszusehen. Verfluchte Sterbliche! Sein Innerstes, sein Geist und seine Kraft waren immens, aber sein Körper hatte sich noch nicht erholt. Damals, es mochte Ende des 18. Jahrhunderts gewesen sein, glaubten die Menschen noch an Kreaturen wie ihn. Dämono bezeichnete sich und alle, die waren wie er, als Die von der Dunklen Seite.
    Aber die Menschen damals wussten zwar von ihrer Existenz, aber wie man einen Vampir richtig tötete, das wusste damals niemand. Dazu war einzig und allein das grelle Sonnenlicht in der Lage. Kein Kreuz, kein Zeichen irgendeines Gottes und auch kein Eichenpfahl oder gar fließendes Wasser, wie man es heutzutage in einschlägigen Filmen sah, konnten einem Vampir etwas anhaben. Das war alles nur Gewäsch! Nur das Sonnenlicht konnte einen Vampir wirklich töten. Aber davon hatten diese dummen Sterblichen keine blasse Ahnung gehabt. Natürlich nicht! Dennoch hätten sie ihn beinahe zerstört! Sie hatten ihn in seinem eigenen Sarg mit eisernen Gurten gefangen. Dann hatten sie den Sarg mit eisernen Riemen umbunden und fest verschweißt, sodass er sich nicht selber befreien konnte. Und dann hatten sie ihn, gefangen im Sarg, auf den Grund des Ohios, er hatte sich damals in Kentucky aufgehalten, sinken lassen. Er war gefangen gewesen! Ganze vierzig Jahre, in den Fluten des Stroms. Er zerfiel zusehends. Auch er war den Gesetzen des Zerfalls unterworfen. Er konnte diesem Zerfall nur trotzen, wenn er nicht nährte. Er musste regelmäßig frisches Blut zu sich nehmen, um nicht zu zerfallen. Es dauert lange, bis ein Vampir wirklich am Hunger starb; aber er wäre sicherlich gestorben, hätten ihn nicht, vierzig Jahre später, ebenfalls Sterbliche wieder aus den Fluten geholt. Dämono kicherte irre, als er daran dachte. Er stellte sich diese Meute vor, wie sie sich aufgeführt hatten! Sie dachten, sie hätten einen historisch wichtigen Fund gemacht und teilten sich im Geiste wohl schon den Gewinn. Mumifizieren wollten sie ihn, in einem Museum ausstellen. Pah! Donnernd ließ Dämono seine Fäuste auf den alten Eichentisch knallen. In derselben Nacht lernten sie dazu! Er brauchte nicht viele Opfer und seine inneren Kräfte kehrten zurück. Nur sein Aussehen hatte zu sehr gelitten. Noch immer war sein Haar grau und strähnig. Sein Gesicht war zerfurcht von so vielen Falten, dass er wie ein alter Mann aussah. Er war wirklich kein schöner Anblick. Dämono lachte laut. Dann zog er die Luft tief ein. Er wusste nicht, ob ihn das nun störte oder eher amüsierte. Doch dann hörte er die Damosei kommen.
    Mit Fackeln in den Händen und lautem Gesang, der monoton und manchmal auch hysterisch klang, näherten sie sich dem Eingang seines unterirdischen Reiches. Dämono wandte sich dem Gang zu. Sekunden später stand er vor ihnen. Die Luft war schwül und Insekten

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