Herr der zwei Welten
sich nicht vorstellen, in Dervits Höhle zu leben. Er brauchte die Ruhe, die er nur hatte, wenn er alleine war. Zu lange war die Einsamkeit sein stetiger Begleiter gewesen. Julie dachte anfangs, dass auch Eugeñio ab und an allein sein wollte, denn schließlich war auch er die Einsamkeit gewohnt. Aber da hatte sie sich geirrt! Er genoss jede Minute, die er mit ihr zusammen sein konnte! Selbst gegenüber den anderen avancierte er so langsam zum Unterhaltungsmenschen. Gaston dagegen blieb auf Abstand. Oft war er so zynisch, dass die Blauländer ihn nicht mal verstanden. Julie störte es nicht.
Das Leben war einfach zu schön geworden, und Gaston würde sich schon noch einleben. Julies Welt war einfach perfekt! Tagsüber erkundeten sie die Umgebung, erfreuten sich an den Blumen und tobten herum wie die Kinder. Selbst die Blauländer lachten manchmal über ihr Verhalten. Sie waren immer ausgelassen und fröhlich. Immer verliebt! Manchmal machten sie Besuche bei ihren zahlreichen Freunden und manchmal luden sie selber Gäste ein. Die Nächte gehörten ihrer Liebe. Julie war noch nie mit so wenig Schlaf ausgekommen! Nur wenn ihnen die Augen wirklich zufielen, gönnten sie sich Ruhe. Und dabei war es ihnen egal, ob sie nun in ihrem Zuhause auf ihrem bequemen Schlafplatz lagen, oder aber mitten in der Natur, auf dem bläulichen Grasteppich schliefen. Sie kuschelten sich einfach aneinander.
Am heutigen Tag waren sie mal wieder bei TsiTsi eingeladen. Karon und Thela hatten ihnen die Einladung gestern vorbei gebracht. Die beiden Kinder waren Stunden geblieben, hatten mit Aqua gespielt und mit ihnen geplaudert. Der kleine Kater hatte sich erst einige Tage zuvor entschieden, für einige Zeit bei ihnen einzuziehen. Aqua konnte weiterhin natürlich frei wählen, in welcher Wohnhöhle er bleiben wollte.
Thela hatte Julie erzählt, dass die Einladung einen ganz besonderen Grund hatte. TsiTsi und Dervit hatten nicht nur sie, sondern auch alle anderen Freunde eingeladen. Es würde also ein richtiges Fest werden, das natürlich Julies Neugierde aufstachelte. Aber so sehr sie auch bohrte, Thela konnte ihr nicht mehr sagen. Als die Kinder dann gegangen waren, hielt Julie die Spannung kaum noch aus. Es kam ja schließlich nicht oft vor, dass es hier Überraschungen gab. Jedenfalls nicht solche, die mit einem großen Fest gefeiert wurden. Die Neugierde krabbelte ihr regelrecht unter der Haut. Aber es gab ja Abhilfe. Eugeñio war doch bestimmt auch neugierig geworden, und er konnte, wenn er sich Mühe gab, doch noch immer die Gedanken anderer lesen. Sicher wusste er schon, um was es sich handelte! Doch er lachte nur.
„Warst du es nicht selbst, die mir diese Dinge untersagt hat? Sollte ich nun plötzlich deine Wünsche ignorieren?“
Julie zog einen Schmollmund und kniff ihm provokativ ins Hinterteil.
„Ich glaube dir kein einziges Wort! Du willst mich nur auf die Folter spannen!“
Aber schließlich würde sie es ja sowieso erfahren. Sollte er doch seinen Spaß haben, sie würde ihn jedenfalls nicht mehr fragen!
Am nächsten Tag, als sie in TsiTsis Wohnhöhle kamen, war Julie sprachlos. Donnerwetter! Hatte sich TsiTsi aber fein gemacht! Aber nicht nur sie, sondern auch Dervit und Thela und Karon. Alle hatten sich heute so richtig in Schale geworfen. Julie war nun wirklich gespannt. Aber auch den andern Gästen stand die Neugierde im Gesicht. Aber noch mussten sie sich alle gedulden. TsiTsi hatte verschiedene Speisen wunderbar arrangiert und diese mussten nun erst gegessen werden. Immer wieder warf Julie ihr einen fragenden Blick zu, aber TsiTsi lächelte nur. Bei den Kindern brauchte Julie ihr Glück auch nicht versuchen, sie wussten genauso wenig wie sie. Verflucht! Aqua, der natürlich mitgekommen war und regelrechten Starruhm genoss, bekam selbstverständlich, als Erster sein Futter gereicht. Erwartungsvoll rutschte Julie von einem Fleck auf den anderen.
„Was kann es nur sein?“ rätselte Simonja, die sich neben Julie gesetzt hatte.
Dann endlich, nachdem TsiTsi die vielen Schüsseln wieder fortgeräumt hatte, räusperte Dervit sich und verkündete stolz:
„Meine Lieben, ich habe euch etwas sehr Wichtiges mitzuteilen! – Etwas sehr Erfreuliches obendrein.“ Ein glückliches Grinsen zog sich über sein ganzes Gesicht. „TsiTsi und ich, wir haben es ein drittes Mal geschafft zu züchten! Der Neuankömmling wird gegen Ende der Wärmeperiode erwartet. Morsena sei Dank! Möge sie uns beschützen!“
Beifall heischend sah
Weitere Kostenlose Bücher