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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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er sich um. Seine großen dunklen Augen leuchteten wie schwarzes Gold. Plötzlich tobte die Höhle! Die Blauländer waren außer sich, sie lachten, riefen Dervit ihre Gratulationen entgegen und umarmten TsiTsi. Auch sie freute sich über diese Nachricht. Sie konnte ja sehen, was dies den beiden bedeutete! Aber sie hatte auch etwas Neues gelernt. Zum Ende der Wärmeperiode, hatte Dervit gesagt. Sollte das bedeuten, dass hier nicht nur Sommer war? Julie war, nachdem sie nun schon so lange hier war und das Wetter sich niemals geändert hatte, davon ausgegangen, dass es auch so blieb. Doch Dervit hatte da wohl gerade eine andere Aussage gemacht. Aber wenn es hier Winter würde, würden die Höhlen dann genügend Schutz bieten? Julie beruhigte sich allerdings schnell wieder, der Gedanke war nicht so wichtig. Ihre Freunde würden schon wissen, wie man hier dann lebte. Sie würde später danach fragen. Lieber wollte sie jetzt mit den anderen feiern. Sie schaute sich um. All ihre Freunde lachten und trugen ihr Glück im Ausdruck ihres Gesichtes. Doch dann sah sie Kai. Kai sah gar nicht so aus, als wenn er sich freuen würde. Leider hatten das auch TsiTsi und Dervit bereits bemerkt. Da sie seinen Frust nicht verstehen konnten, wirkten sie plötzlich auch ungehalten. Eugeñio, der nicht zulassen wollte, dass man ihnen den Tag verdarb, sprach Kai an. Doch das hätte er wohl nicht tun sollen.
    Kai brüllte: „Mann, weshalb verflucht, kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Kram? Gerade du solltest mich besser in Ruhe lassen!“ Mit einem überhasteten Sprung war er auf den Beinen und verließ die Höhle. Bernhard war beinahe zeitgleich aufgesprungen und versuchte zu schlichten. Aber Eugeñio hatte gar nicht vorgehabt, dem Jungen zu folgen. Dennoch erklärte Bernhard:
    „Vergebt ihm bitte seine schlechten Manieren. Er ist doch noch sehr jung und ihm fehlt hier einfach eine … Frau. Vermutlich würde er auch selbst gerne Vater werden.“
    Julie sah, wie Bernhard schluckte. Sie wusste, wie schwer es ihm gefallen sein musste. In seinen Augen stand Traurigkeit. Aber er wollte dem Jungen nur Ärger ersparen, und dafür verleugnete er seine eigenen Gefühle.
    Julie sah, wie Liz Pieter einen hilflosen Blick zuwarf, worauf er nun ebenfalls aufstand.
    „Ich denke, ich werde mal nach ihm sehen!“
    Doch ehe er die Höhle verließ, um nach Kai zu sehen, legte er noch Bernhard seinen Arm auf die Schulter.
    „Danke, ich hätte es sein müssen, der ihn beschützt.“
    Eugeñio hatte die Szene stillschweigend beobachtet. Auch die anderen schauten nun verlegen auf ihre Füße. Aber dies hielt, Gott sei Dank nicht lange an und die heitere Stimmung hatte bald wieder Oberhand.
    Kai kam auch bald zurück. Er entschuldigte sich bei Dervit und TsiTsi für sein Verhalten und ab da feierte er ebenfalls mit. An diesem Tag erlebten die Menschen zum allerersten Mal, dass die Frauen sich von den Männern absonderten. Ihr Thema war das Baby. Sollte es ein Junge oder ein Mädchen sein? Wie sollte es heißen? Was würde es brauchen? Und so weiter. Der ganze Rummel erinnerte Julie schmerzlich an Nancy. Doch auch das ging schnell vorbei. Die anderen Frauen, ganz besonders Simonja ließ ihr gar nicht die Zeit dazu. Nach einer Weile, in der sich alle Unterhaltungen nur um den erwarteten Nachwuchs drehten, kam Julie wieder in den Sinn, dass sie ja nach dem Winter fragen wollte. Also zog sie Simonja beiseite und fragte sie, was sie wissen wollte.
    Simonja erklärte: „ Ja, es stimmt. Die kalte Zeit wird bald anbrechen. Aber sie dauert hier nicht so lange wie im Gelben Land. Nur einige Sonnenaufgänge. Dann wird es wieder für sehr lange Zeit warm sein.“
    Julie erfuhr, dass der Winter im Blauen Land weder regelmäßig kam, noch lange anhielt. Nur einige, wenige Tage. Julie gefiel das. Sie liebte den Sommer und die Winter hatten in ihrem Land immer viel zu lange gedauert. Sie hatte den Schnee gehasst und der Urlaub, den sie mit ihren Eltern in den Schweizer Alpen verbracht hatte, war der Schlimmste überhaupt gewesen! Nicht einmal die Pferde, die die Schlitten durch die weiße Pracht gezogen hatten, hatten ihre Meinung damals ändern können. Im Nachhinein hatte es ihr leidgetan, dass ihr Nörgeln ihren Eltern wohl den Spaß geschmälert hatte, denn kurz darauf waren sie verunglückt. Ab da waren Julie und Tina alleine. Doch Simonja lenkte ihre Aufmerksamkeit schon wieder von diesen trübsinnigen Gedanken ab.
    „Wenn die kalte Zeit hier ist, geht der

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