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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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seligen Ausdruck an. Kai starrte ihn an. In seinem Hirn arbeitete es. Konnte es denn wirklich wahr sein, dass er mit seinen Vermutungen gar nicht so sehr danebenlag? War diese Morsena ein Mensch? Vielleicht einer der genialsten Wissenschaftler, die tatsächlich das Tor zu einer anderen Dimension, einer anderen Welt gefunden hatte? Spielte sie sich jetzt hier als Göttin auf? Aber diese Gedanken waren wohl doch zu utopisch, selbst für seine Begriffe. Doch vielleicht war sie gar kein Mensch, jedenfalls keiner von ihrem Planeten? Vielleicht kam sie aus einer fernen Galaxie, deren Planeten Ähnlichkeit mit der Erde aufwiesen. Vielleicht war sie dann durch einen Unfall, technischer Art vielleicht, hier hergekommen und konnte nun nicht mehr zurück, in ihre eigene Welt? Vielleicht war es wirklich so, dass dieses Wesen nun auf der Suche nach einem Partner war, und nun hoffte, ihn in den Reihen der Menschen zu finden? Kai blickte seinen Vater an. Doch der würde ihm nun wirklich keine Hilfe sein. Das konnte er getrost vergessen! Er spürte wieder Bernhards Blick auf sich. Aber diesmal wusste Kai nicht, ob dieser Blick ihn nun unterstützen wollte oder aber ihm sagen wollte, dass er seine Fantasie nicht noch weiter strapazieren sollte. Es war sinnlos. So jedenfalls würde er nicht weiter kommen. Er war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass es langsam dunkler wurde. Noch eine Überraschung! Es gab also, ausschließlich an dem Ort, an welchem sich das Dimensionentor befand, denn dass es ein solches war, war das Einzige, an dem Kai nicht zweifelte, doch eine Dämmerung. Nur dort war es ohne den geringsten Übergang schlagartig dunkel geworden. Hier kam die Dunkelheit genauso sacht wie auf der Erde. Kai sah TsiTsi dabei zu, wie sie einige Kerzen, die von einem großen bernsteinfarbenen Leuchter gehalten wurden, anzündete. Das Material sah genauso aus, wie der Bernstein in ihrer Welt, nur dieses Material gab auch ganz selbstständig Wärme und Helligkeit ab. Schon bald hatte die Höhle sich in ein flackerndes, behagliches Heim verwandelt. Julie wurde warm ums Herz. Sie sah zu Liz, die ihre Unruhe ebenfalls vergessen zu haben schien.
    „Welche anderen Aufgaben habt ihr hier? Ich meine, außer euch zu vermehren.“ fragte Kai und riss damit Julie wieder aus ihren eigenen Gedanken.
    TsiTsi wiegte nachdenklich ihren Kopf von einer Seite zur anderen. Schließlich sagte sie:
    „Eigentlich gar keine.- Wir leben und wir freuen uns darüber.- Wie ist denn das in eurer Welt?“
    Pieter hatte zwar schon vorher getreulich Bericht erstattet, aber dieser hatte sich nur auf die Äußerlichkeiten bezogen. Nun wollte TsiTsi mehr wissen!
    Julie überlegte, wie sie antworten sollte; ihr fiel nichts Richtiges ein. Als sie die anderen ansah, verstand sie sofort, dass diese Frage sie alle in eine ungewohnte Situation gebracht hatte. In allen Köpfen schien es regelrecht zu qualmen. Was sollten sie diesen kleinen, freundlichen Geschöpfen auch erklären? Würden sie denn verstehen, welche Bedeutung den Worten: Arbeit, Schule, Politik oder etwa Krieg zukamen? Julie bezweifelte, dass man hier erklären konnte, was es hieß, in ihrer Welt nur zu leben. Auch Kai wusste nicht, wie oder was er sagen sollte. Wie in seiner Kindheit wandte er sich an seine Stiefmutter. Schließlich was sie es damals gewesen, die sich zu ihm gesetzt hatte und lange Erklärungen zu den Themen Liebe, Leben und Sterben abgegeben hatte. Liz, der Kais stumme Bitte keineswegs entgangen war, blickte auf die beiden Kinder der Blauen. Die kleine Thela war eingeschlafen, ihren Kopf auf den Schoß ihrer Mutter platziert. Karon saß mit noch immer staunenden Blicken da und beobachtete das Geschehen. Liz Blick wanderte weiter zu ihrer eigenen Tochter. Auch Steffs Augen wurden zunehmend kleiner. Bald würde sie es Thela nachmachen und einfach einschlafen. Kai wartete noch immer. Ihre Angst verschwand von Sekunde zu Sekunde mehr. Sie fühlte sich plötzlich wieder frei wie ein Vogel, der nach langer Gefangenschaft wieder leicht mit dem Winde fliegen kann.
    Sie ließ ihre Blicke wieder durch die Höhle schweifen. Fast hätte sie angefangen ein Liedchen zu summen. Dann fiel ihr etwas auf. Gab es hier den keine Betten? Wenigstens für die Kinder? Es sah ganz und gar nicht danach aus. Aber es war auch ohne Betten warm und gemütlich hier, sodass man problemlos auch auf dem Boden schlafen konnte. Vermutlich machte man das hier so. Die weichen

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