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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schief, um ihn besser mustern zu können. Seltsam. Einst waren die Blicke der Aes Sedai für ihn so beunruhigend gewesen, hatten so würdevoll gewirkt, gleich, was geschehen war, und so wissend. Doch mittlerweile drehte es ihm nicht mehr den Magen um, wenn ihm eine oder sogar zwei Aes Sedai in die Augen blickten. Stolz, lacht Lews Therin wie irre, und Rand unterdrückte eine Grimasse. »Man hat mir berichtet, daß es Rebellen gebe. Ihr habt nicht abgestritten, zu wissen, wo sie sich befinden. Ich hege keinen Groll gegen sie; ganz im Gegenteil. Ich habe Grund zu der Annahme, daß sie mich unterstützen werden.« Er hielt mit dem eigentlichen Grund noch hinter dem Berg, warum er das von ihnen wissen wollte. Vielleicht hatte Bashere recht, vielleicht benötigte er die Unterstützung der Aes Sedai, aber vor allem wollte er mehr über sie erfahren, weil Elayne sich bei ihnen aufhielt. Er brauchte Elayne, um Andor ohne Gewaltanwendung für sich zu gewinnen. Das war der einzige Grund, warum er sie sehen wollte.
    Der einzige. Für sie war er genauso gefährlich wie für Aviendha. »Aus Liebe zum Licht: Wenn Ihr wißt, wo sie sich befinden, sagt es mir.«
    »Wenn wir es wüßten«, erwiderte Alanna, »hätten wir kein Recht dazu, es irgend jemandem zu erzählen. Sollten sie sich dazu entschließen, Euch zu unterstützen, könnt Ihr sicher sein, daß sie Euch aufsuchen werden.«
    »Wann sie es wünschen«, sagte Verin, »nicht, wann Ihr es wünscht.«
    Er lächelte grimmig. Er hätte genau das erwarten sollen, nicht mehr und nicht weniger. Er hatte Moiraines Rat noch sehr deutlich im Kopf. Am Tage ihres Todes hatte sie ihm geraten, keiner Frau mit der Stola zu trauen.
    »Ist Mat bei Euch?« fragte Alanna, als sei das nun das Allerwichtigste, was sie im Sinn hatte.
    »Wenn ich wüßte, wo er sich aufhält, warum sollte ich das Euch auf die Nase binden? Wie Ihr mir, so...« Sie schienen das nicht für lustig zu halten.
    »Es ist töricht, uns als Feinde zu betrachten«, murmelte Alanna und trat zu ihm vor. »Ihr wirkt müde. Bekommt Ihr auch genug Schlaf?« Er trat vor ihrer erhobenen Hand zurück, und sie hielt inne. »Wie Ihr selbst, Rand, meine auch ich es nicht böse. Nichts, was ich hier mache, wird Euch verletzen.«
    Da sie es so geradeheraus gesagt hatte, mußte es wohl stimmen. Er nickte, und sie erhob ihre Hand zu seinem Kopf. Seine Haut prickelte leicht, als sie nach Saidar griff, und ein wohlbekanntes Wärmegefühl durchrieselte ihn. Sie untersuchte ihn wie eine Heilerin.
    Alanna nickte zufrieden, und mit einem Mal wurde aus der Wärme Hitze, ein mächtiger Hitzestoß, als stehe er einen Herzschlag lang mitten in einem tosenden Schmelzofen. Auch nachdem dieses Gefühl wieder verflogen war, fühlte er sich ganz eigenartig, fühlte viel bewußter seinen eigenen Körper als jemals zuvor, und fühlte auch Alanna. Er wankte. Sein Kopf war ganz leicht, die Muskeln wie Wasser. Ein Echo aus Verwirrung und Besorgnis kam von Lews Therin her.
    »Was habt Ihr getan?« wollte er wissen. Wütend griff er nach Saidar. Die Kraft, die ihn daraufhin durchströmte, hielt ihn aufrecht. »Was habt Ihr getan?«
    Irgend etwas behinderte den Strom der Macht zwischen ihm und der Wahren Quelle. Sie versuchten, ihn abzuschirmen! So webte er seine eigene Abschirmung und knallte sie zwischen die beiden. Er war wirklich weit gekommen und hatte viel gelernt, seit ihn Verin zum letzten Mal gesehen hatte. Verin taumelte und stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, während Alanna aufstöhnte, als habe er sie geschlagen.
    »Was habt Ihr getan?« Selbst so tief im Nichts geborgen, wie er es im Augenblick war, schien ihm seine Stimme zu krächzen. »Sagt es mir! Ich habe nicht versprochen, Euch nicht weh zu tun. Wenn Ihr es mir verschweigt...«
    »Sie hat Euch gebunden«, sagte Verin schnell, doch ihre Würde wirkte nun angeknackst. Aber einen Augenblick später hüllte ein Mantel aus Würde sie wieder ein. »Sie hat Euch zu einem ihrer Behüter gemacht. Das ist alles.«
    Alanna gewann ihre Fassung noch schneller wieder. Abgeschirmt musterte sie ihn gelassen mit verschränkten Armen, eine Andeutung von Zufriedenheit in den Augen. Zufriedenheit! »Ich sagte doch, ich würde Euch nicht verletzen, und nun habe ich Euch das Gegenteil zukommen lassen.«
    Rand atmete tief und langsam durch und bemühte sich, die Ruhe zurückzugewinnen. Er war wie ein Welpe in die Falle getapst. Zorn krallte über die Oberfläche des Nichts. Ruhe. Er mußte Ruhe

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