Herr des Chaos
ich niemals darauf bestehen werde, sie mitzunehmen, wenn du oder Elayne das nicht wünschen.«
Nynaeve hielt den Mund. Die Frau benahm sich, als sei sie diejenige, die eifersüchtig war! Es ging sie nichts an, ob Birgitte sich mit einer so wetterwendischen Person wie Areina abgeben wollte.
Birgitte rieb sich mit dem Handrücken den Mund und runzelte die Stirn. »Thom und Juilin sind gute Männer, aber die beste Art, Schwierigkeiten zu vermeiden, ist, dafür zu sorgen, daß niemand dir Schwierigkeiten bereiten will. Ein Dutzend oder mehr Schienar er in voller Rüstung - oder auch ohne - sollten da eine große Hilfe sein. Ich verstehe das nicht mit Uno und dir. Er ist ein harter Bursche, und er würde dir und Elayne auch noch bis in den Krater des Verderbens folgen.« Plötzlich überzog ein Grinsen ihr Gesicht. »Außerdem ist er ein gutgebautes Mannsbild.«
»Wir brauchen niemandem um Händchen zu halten«, erwiderte Nynaeve schnippisch. Gut gebaut? Die bemalte Augenklappe kam ihr quälend in den Sinn, die und die Narben. Die Frau hatte wirklich einen eigenartigen Geschmack, was Männer betraf. »Wir werden mit allem fertig, was uns unterwegs zustoßen könnte. Ich denke, das haben wir hinreichend bewiesen, wenn es überhaupt noch eines Beweises bedurfte.«
»Das weiß ich auch, Nynaeve, aber wir werden die Schwierigkeiten anlocken wie der Abfallhaufen die Fliegen. Altara ist allmählich am Überkochen. Jeder Tag bringt neue Berichte von den Drachenverschworenen, und ich setze mein bestes Seidenkleid gegen einen deiner alten Unterröcke, daß die Hälfte davon lediglich Räuber sind, die vier Frauen ohne männlichen Schutz als leichte Beute betrachten würden. Wir werden jeden zweiten Tag den Beweis antreten müssen, daß wir keineswegs leichte Beute sind. Wie ich hörte, geht es in Murandy schlimmer zu. Das steckt voll von Drachenverschworenen und Banditen und Flüchtlingen aus Cairhien, und alle fürchten, der Wiedergeborene Drache könne sie jeden Tag erreichen und über sie herfallen. Ich nehme an, du hast nicht vor, den Fluß in Richtung Amadicia zu überqueren. Ich schätze, du willst nach Caemlyn.« Ihr kunstvoll geflochtener Zopf schaukelte leicht, als sie den Kopf neigte und eine Augenbraue fragend hochzog. »Bist du dir mit Elayne in bezug auf Uno einig?«
»Sie wird mir sicherlich recht geben«, knurrte Nynaeve.
»Aha. Na ja, wenn sie das tut, werde ich so viele Pferde besorgen, wie wir benötigen. Aber ich will, daß sie mir selbst sagt, warum wir Uno nicht mitnehmen sollten.«
Die unnachgiebige Entschlossenheit in ihrer Stimme ließ Nynaeves Gesicht vor Ärger erröten. Auch wenn sie Elayne noch so lieb darum bäte, Birgitte zu sagen, Uno solle hierbleiben, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, daß sie ihn wartend am Kreuzweg vorfinden würden, und Birgitte spielte vermutlich ganz erstaunt, weil er herausbekommen hatte, wohin sie reisen wollten. Die Frau mochte ja Elaynes Behüterin sein, doch manchmal fragte sich Nynaeve, welche von beiden in Wirklichkeit das Sagen habe. Sobald sie Lan fand, hatte sie vor, ihn die heiligsten Eide ablegen zu lassen, daß er sich an ihre Entscheidungen halten werde.
Sie atmete ein paarmal tief durch, um sich zu beruhigen. Es hatte keinen Zweck, gegen eine Mauer rennen zu wollen. Genausogut konnte sie allmählich zum eigentlichen Grund kommen, aus dem sie Birgitte aufgesucht hatte.
Scheinbar gleichgültig trat sie einen Schritt weiter in die enge Gasse hinein und zwang so die andere Frau, ihr zu folgen. Auf dem Boden waren welkbraune Stoppeln von dem Gestrüpp zurückgeblieben, das man beim Anlegen der Gasse entfernt hatte. Sie bemühte sich, gleichgültig zu erscheinen, und betrachtete das Menschengewühl auf der Straße. Nach wie vor schenkte man ihnen kaum Beachtung. Trotzdem senkte sie die Stimme: »Wir müssen unbedingt in Erfahrung bringen, was Tarna dem Saal mitteilt und was sie ihr antworten. Elayne und ich haben alles versucht, um sie zu belauschen, aber sie haben zu gute Schutzgewebe um die Versammlung gelegt. Allerdings nur solche mit Hilfe der Macht. Sie fürchten so sehr, jemand könne sie auf diese Art belauschen, daß sie ganz zu vergessen scheinen, was ein Ohr an der Tür aufschnappen kann. Sollte jemand sie...«
Birgitte unterbrach sie mit entschlossener Stimme: »Nein.«
»Überlege es dir doch wenigstens. Bei Elayne und mir ist die Wahrscheinlichkeit, daß man uns erwischt, zehnmal höher als bei dir.« Sie hätte beinahe noch hinzugefügt daß
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