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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sein.«
    Nynaeve warf ihr einen bösen Blick nach. Bei Delana schnell schreiben. Bei Janya langsam. Oder umgekehrt. Tolle Ratschläge waren das. Wie auch immer, im Augenblick machte sie sich keine weiteren Gedanken über verkleckste Abschriften. Nicht einmal über Moghedien, jedenfalls so lange, bis sie eine Gelegenheit hatte, mit Elayne über dieses Problem zu sprechen.
    So schüttelte sie den Kopf, knurrte etwas in sich hinein und stolzierte aus dem Haus. Vielleicht hatte sie wirklich zu viel als gegeben hingenommen und die Zügel aus den Händen gleiten lassen. Nun war es an der Zeit, sich zusammenzunehmen und diesen Zustand zu beenden. Sie wußte genau, wen sie jetzt aufsuchen mußte.
    Während der letzten Tage hatte sich eine gewisse Stille über Salidar ausgebreitet, obwohl sich die Menschen auf den Straßen genauso drängten wie zuvor. Doch aus den Schmieden außerhalb des Ortes war kein Laut mehr zu hören. Dann hatte man allen eingeschärft, ihre Zungen zu hüten, während sich Tarna hier aufhielt, sowohl, was die Abgesandten nach Caemlyn betraf, wie auch in bezug auf Logain, den man in einem der Heerlager untergebracht hatte, damit er aus dem Weg war, und natürlich auch über die Soldaten selbst und den Grund, aus dem sie hier versammelt waren. Die meisten hüteten sich vor jedem lauten Wort und flüsterten höchstens miteinander. Das leise Gemurmel auf den Straßen klang ziemlich ängstlich.
    Jeder schien davon beeinflußt. Dienerinnen, die normalerweise einherhasteten, bewegten sich jetzt nur zögernd und blickten sich immer wieder ängstlich um. Sogar die Aes Sedai schienen unter der Oberfläche ihrer üblichen Ruhe mißtrauisch und wachsam zu sein und musterten sich gegenseitig heimlich mit abschätzenden Blicken. Es befanden sich nun auch weniger Soldaten auf den Straßen, als habe Tarna nicht bereits am ersten Tag genug gesehen, um ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Die falsche Antwort vom Kleinen Saal würde wahrscheinlich allen die Schlinge um den Hals zusammenziehen. Selbst diejenigen Herrscher und Adligen, die sich aus den Streitigkeiten um die Weiße Burg heraushalten wollten, würden vermutlich jeden Soldaten aufhängen lassen, den sie in die Finger bekamen, damit sich die Rebellion nicht als ansteckend erweisen würde. Im Gefühl all dieser Unsicherheit zwangen sich die Anwesenden zu nichtssagenden Mienen oder blickten sich nur ängstlich um. Alle, bis auf Gareth Bryne, der geduldig vor dem Kleinen Saal wartete. Dort hatte er sich jeden Tag aufgehalten, schon bevor die ersten Sitzenden auftauchten, und bis die letzte wieder zu Hause war. Sie glaubte, er verhalte sich so, damit sie ihn nie vergessen konnten, ihn und das, was er für sie tat. Das einzige Mal, als sie die Sitzenden nach der täglichen Zusammenkunft herauskommen sah, waren sie ihr bei seinem Anblick nicht gerade erfreut vorgekommen.
    Lediglich die Behüter erschienen ihr unverändert, seit die Rote Schwester eingetroffen war. Die Behüter und die Kinder. Nynaeve fuhr zusammen, als vor ihr plötzlich drei kleine Mädchen davonstoben wie die Wachteln auf dem Feld, mit Bändern im Haar, verschwitzt und staubig; sie lachten hell beim Wegrennen. Die Kinder wußten freilich nicht, worauf ganz Salidar wartete, und wahrscheinlich härten sie auch gar nichts damit anzufangen gewußt, hätte man ihnen den Grund gesagt. Und jeder Behüter folgte ohne mit der Wimper zu zucken seiner Aes Sedai, wozu sie sich auch entschließen und wohin sie sich wenden mochte. Die meisten dieser gedämpften Gespräche schienen sich um das Wetter zu drehen und dann noch um Gerüchte über seltsame Geschehnisse irgendwo auf der Welt, die von sprechenden, zweiköpfigen Kälbern berichteten und von Männern, die von Fliegenschwärmen erstickt worden waren, von einem Dorf, dessen Kinder allesamt mitten in der Nacht verschwanden, und von Menschen, die im hellen Tageslicht von einem unsichtbaren Tod dahingerafft worden waren. Jeder, der noch klar denken konnte, wußte, daß die Dürre und die ungewöhnliche Hitze der Hand des Dunklen Königs zu verdanken waren, die hier die Welt berührte, doch selbst die meisten Aes Sedai zweifelten an Elaynes und Nynaeves Behauptung, die anderen Vorkommnisse seien genauso real und daß sich Blasen des Bösen aus dem Kerker des Dunklen Königs erhoben und durch das Muster schwammen, bis sie zerplatzten, da die Siegel immer schwächer wurden. Die meisten Menschen waren nicht in der Lage, klar zu denken. Einige gaben Rand die

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