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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mit Verachtung für die Torheit des Mannes und ließ ihre Stimme barsch klingen. »Er muß erneut bestraft werden. Ich will diejenige sein, die ihn bestraft.«
    Galina zögerte. Es wäre viel besser, Min zu bestrafen. Das würde al'Thor bezwingen. Er hatte gestern abend sicherlich getobt, als er gesehen hatte, wie sie für ihren Ausbruch bestraft worden war, der wiederum dadurch bedingt gewesen war, daß sie gesehen hatte, wie er bestraft wurde. Der Zwischenfall hatte begonnen, als al'Thor entdeckt hatte, daß Min im Lager war, nachdem einer der Behüter ihr sorglos erlaubt hatte, in der Dunkelheit umherzuspazieren, anstatt sie sicher verwahrt in ihrem Zelt zu halten. Wer hätte gedacht, daß al'Thor, abgeschirmt und eingekreist, so reagieren würde? Nicht nur, daß er versucht hatte, den Schild zu durchbrechen, er hatte auch einen Behüter mit bloßen Händen getötet und einen weiteren mit dem Schwert des toten Mannes so ernstlich verletzt, daß dieser beim Heilen ebenfalls starb. Und alles das innerhalb eines Augenblicks, den die Schwestern brauchten, um ihr Entsetzen zu überwinden und ihn mit der Macht zu binden.
    Galina hätte, wenn es nach ihr gegangen wäre, schon vor Tagen die anderen Roten Schwestern versammelt und al'Thor gedämpft. Da dies aber verboten war, hätte sie ihn genausogut unbehandelt zur Burg gebracht, solange er vernünftig war. Sie dachte daran, daß es nützlich wäre, Min hier herauszubringen und ihn hören zu lassen, wie sie wieder jammerte und weinte, und ihn wissen zu lassen, daß er der Grund für ihre Qual war. Aber zufällig gehörten die beiden toten Behüter zu Erian. Die meisten der Schwestern würden der Ansicht sein, daß sie das Recht zur Bestrafung hätte. Und Galina wollte selbst auch, daß die puppenähnliche, illianische Grüne sich sobald wie möglich von ihrer Wut befreite. Es wäre weit besser, den restlichen Weg zurückzulegen, wenn man auf diesem porzellanartigen Gesicht einen gelassenen Ausdruck bewundern konnte.
    Galina nickte.
    Rand blinzelte, als plötzlich Licht in seine Kiste strömte. Unwillkürlich zuckte er zurück. Er wußte, was käme. Lews Therin wurde still. Rand hielt das Nichts an einem Fingernagel, doch er war sich der verkrampften Muskeln, die murrten, als er hochgezogen wurde, nur allzu bewußt. Er biß die Zähne zusammen und versuchte, nicht gegen die Helligkeit anzublinzeln. Die Luft schien wunderbar frisch. Sein durchnäßtes Hemd klebte an seiner Haut und troff vor Schweiß. Er war nicht gefesselt, aber er hätte auch keinen Schritt tun können, wenn es um sein Leben gegangen wäre. Hätte man ihn nicht mit Hilfe der Macht aufrecht gehalten, wäre er hingefallen. Bis er sah, wie tief die Sonne stand, hatte er keine Ahnung, wie lange er in einer Schweißpfütze und mit dem Kopf zwischen den Knien in der Kiste gesessen hatte.
    Sein Blick streifte die Sonne jedoch nur kurz. Dann wanderte er unfreiwillig zu Erian, kurz bevor sie sich direkt vor ihn stellte. Die kleine, schlanke Frau spähte zu ihm hinauf, die dunklen Augen zornerfüllt, und er zuckte fast erneut zurück. Anders als gestern abend schwieg sie.
    Der erste unsichtbare Schlag traf ihn über die Schultern, der zweite auf die Brust und der dritte auf die Oberschenkel. Das Nichts zerbrach. Luft. Nur Luft. So klang es sanfter. Jeder Schlag fühlte sich wie ein Peitschenhieb an, von einem Arm geführt, der stärker war als der eines jeden Mannes. Bevor sie richtig begann, überzogen ihn bereits von den Schultern bis zu den Knien kreuz und quer blaue Striemen. Er war sich ihrer bewußt gewesen, und nicht so dumpf, wie er es sich vielleicht gewünscht hätte. Er hatte sogar im Nichts weinen wollen. Nachdem das Nichts zerbrochen war, wollte er schreien.
    Statt dessen biß er die Zähne zusammen. Manchmal entschlüpfte ihm ein Laut, und wenn dies geschah, verstärkte Erian ihre Anstrengungen, als wollte sie mehr hören. Er weigerte sich, es ihr zu gewähren. Er konnte es nicht verhindern, bei jedem Schlag dieser unsichtbaren Peitsche zu erschaudern, aber mehr würde er ihr nicht zeigen. Er richtete seine Augen auf ihre und weigerte sich, fortzuschauen oder auch nur zu blinzeln.
    Ich habe meine Ilyena getötet. Lews Therin stöhnte jedesmal auf, wenn ein Schlag traf.
    Rand hatte seine eigene Litanei. Schmerz drosch auf seine Brust ein. Das kommt davon, wenn man den Aes Sedai traut. Feuer peitschte seinen Rücken. Niemals wieder; keinen Fingerbreit; nicht eine Haaresbreite. Wie mit einer

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