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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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die plötzlich unter hellen, im Winde wehenden Bannern in die Welt hinausstürzen, Paläste zum Wanken bringen und Türme zum Kippen, um sich schließlich im Mittelpunkt aller Dinge zu treffen, ein ungeheures Feuer zu entzünden und dieses Feuer zu umtanzen - die Möglichkeit nie ausgeschlossen, daß entweder das Feuer oder der Tanz völlig außer Kontrolle gerät.
    Sie kamen.
     
    Als der Geheimalarm in den Archiven läutete, nahm Tak den Hellen Speer aus seinem Wandschrank. Je nach der Tageszeit warnte der Alarm verschiedene Wächter. Tak ahnte den Grund dieses Alarms und war froh, daß er gerade zu dieser Stunde die Wache hatte. Er fuhr mit einem Aufzug zur Oberflächenebene der Stadt hinauf und strebte auf das Museum auf dem Hügel zu.
    Aber es war schon zu spät.
    Die Vitrine stand offen, und der Aufseher lag bewußtlos da. Aufgrund der Festvorbereitungen in der Stadt war das Museum ansonsten leer.
    Das Museum lag so nahe bei den Archiven, daß Tak die zwei auf ihrem Weg die gegenüberliegende Seite des Hügels hinunter noch ertappte.
    Er schwang den Hellen Speer, schreckte aber davor zurück, ihn auf sie zu schleudern.
    »Halt!« rief er.
    Sie wandten sich nach ihm um.
    »Du hast doch einen Alarm ausgelöst!« klagte der eine der beiden. Er beeilte sich, den Gürtel um seinen Leib zu schlingen.
    »Lauf weiter! Bleib nicht stehen!« rief er. »Ich werde schon mit ihm fertig!«
    »Ich kann keinen Alarm ausgelöst haben!« rief sein Begleiter zurück.
    »Sieh zu, daß du von hier wegkommst!«
    Er blickte Tak abwartend an. Sein Begleiter setzte seine Flucht den Hügel hinunter fort. Tak erkannte, daß es eine Frau war.
    »Gib es zurück«, sagte Tak keuchend. »Gleichgültig, was du genommen hast, gib es zurück - und vielleicht kann ich geheimhalten, daß.«
    »Nein«, sagte Sam. »Es ist zu spät. Nun ist mir niemand hier im Himmel mehr überlegen, und das ist meine einzige Chance zu entkommen. Ich kenne dich, du bist Tak aus den Archiven, und ich möchte dich nicht töten müssen. Deswegen - geh! Schnell!«
    »Yama wird jeden Augenblick hier sein! Und.«
    »Ich fürchte Yama nicht. Greif mich an oder geh. Los!«
    »Ich kann dich nicht angreifen.«
    »Dann leb wohl«, und indem er das sagte, erhob Sam sich wie ein Ballon in die Luft.
    Aber während er noch über den Boden dahintrieb, erschien Yama-Herr mit einer Waffe in den Händen auf dem Hang. Es war ein schlankes, schimmerndes Rohr, das er hielt, mit einem kleinen Kolben und einem großen Abzugsmechanismus.
    Er hob die Waffe und zielte.
    »Deine letzte Chance!« schrie er, aber Sam setzte unbeirrt seinen Aufstieg fort.
    Als Yama feuerte, platzte die Kuppel hoch oben auf.
    »Er hat seine Gottheit entfaltet und setzt seine göttliche Fähigkeit ein«, sagte Tak. »Er bindet die Energien deiner Waffe.«
    »Warum hast du ihn nicht aufgehalten?« fragte Yama.
    »Ich konnte nicht, Herr. Ich war unter seinem göttlichen Bann.«
    »Es ist nicht von Bedeutung«, sagte Yama. »Der dritte Wächter wird ihn überwältigen.«
    Die Gravitation seinem Willen unterwerfend, stieg er empor.
    Es wurde ihm bewußt, daß ein Schatten ihn auf seiner Flucht verfolgte.
    Genau an der Peripherie seines Blickfelds lauerte er. Wie er auch seinen Kopf drehte und wendete, der Schatten entzog sich seinem Blick. Aber er war immer da, und er wuchs.
    Vor ihm war ein Schloß. Ein Tor nach draußen schwebte über ihm, schwebte vor ihm. Der Talisman konnte dieses Schloß öffnen, konnte ihn gegen die Kälte schützen, konnte ihn zu jedem beliebigen Ort der Welt tragen.
    Er hörte einen Laut wie von Flügelschlägen.
    »Flieh!« donnerte die Stimme in seinem Kopf. »Du mußt deine Geschwindigkeit erhöhen, Bezwinger! Schneller! Schneller!«
    Unter allen Sinneseindrücken, die er je wahrgenommen hatte, war dies einer der seltsamsten.
    Er fühlte, wie er sich weiterbewegte, wie er vorwärtsstürmte.
    Aber nichts veränderte sich. Das Tor kam nicht näher. Seiner ganzen Empfindung von gewaltiger Geschwindigkeit zum Trotz bewegte er sich nicht.
    »Schneller, Bezwinger! Schneller!« schrie die laute, dröhnende Stimme. »Versuch es dem Wind gleichzutun und dem Blitz!«
    Er kämpfte darum, das Gefühl der Bewegung, das ihn ganz erfüllte, zu ersticken.
    Dann stemmten sich ihm die Winde entgegen, die kraftvollen Winde, die durch den Himmel kreisen.
    Er rang sie nieder, aber die Stimme klang jetzt ganz nah, obwohl er nichts erkennen konnte als Schatten.
    »>Die Gefühle sind Pferde, und die Gegenstände

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