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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wie diese, dich interessieren wird.«
    »Diese Kinderpsychologie kannst du dir wahrhaftig sparen. Was möchtest du also gestohlen haben?«
    »Im Museum des Himmels, einem solide konstruierten und ununterbrochen bewachten Bau.« »Der Tag und Nacht geöffnet ist. Fahr fort.«
    »In diesem Gebäude steht im Innern einer computergeschützten Sicherheitsvitrine. «
    »Kein Problem für jemanden, der über die notwendigen Kenntnisse verfügt. «
    »In dieser Vitrine also steht eine menschengroße Puppe, die ein graues Kriegskleid mit Schuppenoberfläche trägt. Um diese Puppe herum liegen viele Waffen.«
    »Wessen Kriegskleid, wessen Waffen?«
    »Diese uralte Uniform gehört jemandem, der in den Tagen der Dämonenkriege in den nördlichen Grenzmarken gekämpft hat.«
    »Warst das nicht du selbst?«
    Sam lächelte flüchtig und fuhr fort:
    »Den meisten unbekannt, befindet sich unter den Ausstellungsstücken auch der Talisman des >Bezwingers<, wie man ihn genannt hat. Es kann sein, daß dieser Talisman inzwischen jegliche Wirksamkeit verloren hat, aber es muß nicht so sein. Der Talisman diente als Kristallisationspunkt für die besondere Fähigkeit des Bezwingers, und diese Fähigkeit wird dringend benötigt.«
    »Um welchen Teil der Uniform handelt es sich? Was genau soll gestohlen werden?«
    »Der große Gürtel aus Muscheln, der lose um die Taille der Kleiderpuppe gehakt ist. Er ist von rosa und gelber Farbe. In seinem Innern befindet sich eine Fülle von Mikro-Miniatur- Schaltungen, die heute wahrscheinlich nicht mehr nachgebaut werden könnten.«
    »Das ist kein so großer Diebstahl. In dieser Form kommt er gerade noch für mich in Betracht.«
    »Ich brauche den Gürtel sehr bald - oder ich brauche ihn überhaupt nicht mehr.«
    »Wie bald?«
    »Innerhalb von sechs Tagen, fürchte ich.«
    »Was würdest du mir zahlen, wenn ich dir den Talisman herbeischaffen würde?«
    »Ich würde dir alles geben, was ich habe - wenn ich etwas hätte.«
    »Oh? Du bist ohne Vermögen in den Himmel zurückgekommen?«
    »Ja.«
    »Schlecht für dich.«
    »Wenn meine Flucht gelingt, kannst du deinen Preis nennen.«
    »Und wenn sie nicht gelingt, bekomme ich nichts.«
    »Es scheint so.«
    »Laß mich nachdenken. Sie könnte mir Spaß machen, diese Sache, und es könnte mir auch Spaß machen, dich in meiner Schuld zu wissen.« »Bitte, denk nicht zu lange nach.«
    »Komm, setz dich zu mir, Bezwinger der Dämonen, und erzähl mir von den Tagen deines Ruhms - als du mit der unsterblichen Göttin durch die Welt geritten bist - das Chaos wie Saatgut verstreuend.«
    »Das ist lange her«, sagte Sam.
    »Könnten diese Tage denn wiederkehren, wenn du deine Freiheit zurückgewinnst?«
    »Es ist möglich.«
    »Schön, das zu wissen. Ja.«
    »Du wirst es tun?«
    »Heil, Siddhartha! Du hast die Dämonen freigelassen.«
    »Heil?«
    »Und Unheil und Verderben. Mögen sie wiederkehren!«
    »Es ist gut.«
    »Erzähl mir nun von den Tagen deines Ruhms, und ich werde wieder von meinen Taten erzählen.«
    »Ja.«
     
    Bekleidet nur mit einem Ledergürtel, stürmte Krischna-Herr durch den Wald. Er verfolgte Ratri, die es abgelehnt hatte, sich nach der Dinner-Generalprobe mit ihm zu paaren. Der Tag war klar und duftend, aber nicht halb so wohlriechend wie der mitternachtsblaue Sari, den er mit seiner linken Hand erhascht hatte. Sie rannte vor ihm unter den Bäumen einher; und er folgte ihr, verlor sie einen Moment lang aus den Augen, als sie einen Seitenpfad einschlug, der auf eine Lichtung hinausführte.
    Als er sie wieder sehen konnte, stand sie auf einem kleinen Hügel, die nackten Arme über den Kopf erhoben, die Spitzen ihrer Finger aneinandergepreßt.
    Ihre Augen waren halb geschlossen, und das letzte ihr verbliebene Kleidungsstück, ein langer schwarzer Schleier, umwehte ihre weiße und schimmernde Gestalt.
    Er begriff, daß sie ihre Gottheit entfaltete und gleich ihre göttliche Fähigkeit einsetzen würde.
    Keuchend spurtete er den Hang hinauf auf sie zu; und sie öffnete ihre Augen und lächelte zu ihm hinunter, dabei ihre Arme senkend.
    Als er nach ihr griff, wirbelte sie ihm ihren Schleier ins Gesicht, und er hörte ihr Lachen - irgendwo in der ungeheuren Nacht, die ihn umfangen hatte.
    Es war eine schwarze, sternlose und mondlose Nacht; nirgendwo ein Funkeln, ein Glitzern, ein Schimmern, ein Glühen. Die Nacht war auf ihn herabgefallen, so wie Blindheit schlägt.
    Er schnaubte wütend, und der Sari wurde ihm aus den Fingern gerissen. Er blieb

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