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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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vielleicht auf seinen Fahrten erfahren hat. Wie bewährt sich meine Kontrolle über die Seewege des Südens?«
    »Sie ist umfassender, als ich vermutet hatte - ich stünde sonst nicht hier.«
    »Viele andere wagen sich schon nicht mehr hinaus - hab’ ich recht?«
    »Ja.«
    Nirriti trat an ein Fenster, von dem aus er das Meer überblicken konnte. Er wandte seinem Gefangenen den Rücken zu. Nach einiger Zeit fuhr er fort:
    »Wie ich höre, hat der Norden seit der Schlacht von Keenset große wissenschaftliche Fortschritte gemacht.«
    »Davon habe ich auch gehört. Ich weiß auch, daß es wahr ist. Ich habe eine Dampfmaschine gesehen. Die Druckerpresse gehört schon zum Alltag. Man bringt die abgetrennten Beine toter Slizzards mit galvanischen Strömen zum Zucken. Auch einen härteren Stahl schmiedet man jetzt im Norden. Das Mikroskop und das Teleskop sind neu erfunden worden.«
    Nirriti drehte sich wieder zu ihm um, und sie musterten einander Nirriti war ein schmächtiger Mann mit einem blinzelnden Auge, einem flinken Lächeln, dunklem Haar, das durch ein Silberband zusammengehalten wurde, einer Stupsnase und Augen von der Farbe seines Palastes. Er war in Schwarz gekleidet, und seine Haut war bleich.
    »Warum greifen die Götter der Stadt nicht ein?«
    »Ich glaube, sie sind zu sehr geschwächt - wenn es das ist, was Ihr hören wollt, Herr. Seit der Katastrophe am Vedra schrecken sie etwas davor zurück, den Fortschritt in der Mechanisierung mit Gewalt zu unterdrücken. Es heißt auch, daß es in der Stadt schwere innere Spannungen zwischen den Halbgöttern und den verbliebenen Älteren Göttern gibt. Dazu kommen noch die Schwierigkeiten mit der neuen Religion. Die Menschen fürchten den Himmel nicht mehr so wie einst. Sie sind immer mehr gewillt, sich zu verteidigen; und da sie nun auch besser ausgerüstet sind, scheuen die Götter die Konfrontation.«
    »Dann hat Sam letztlich doch triumphiert. Über die Jahre hinweg erringt er den Sieg.«
    »Ja, Renfrew. So ist es wohl.«
    Nirritis Blick glitt über die beiden Wachen, die Olvagga flankierten.
    »Ihr könnt gehen«, befahl er ihnen. Dann, nachdem sie verschwunden waren: »Du kennst mich?«
    »Ja, Kaplan. Denn ich bin Jan Olvegg, der Kapitän der Stern von Indien.«
    »Olvegg. Das kann doch unmöglich sein.«
    »Es ist aber wahr. Den alten Körper, den ich jetzt trage, erhielt ich an jenem Tag, an dem Sam die Meister des Karma in Mahartha dazu zwang, ihm zu dienen. Ich war damals dabei.«
    »Einer der Ersten und - ja! - ein Christ!«
    »Alle Weile, wenn mir die Hindu-Flüche ausgehen.«
    Nirriti legte ihm die Hand auf die Schulter. »Dein innerstes Wesen muß sich doch angesichts der Blasphemien umkehren, die sie begangen haben!«
    »Ich bin nicht ihr Freund - und sie dürften etwas gegen mich haben.«
    »Allerdings. Aber was Sam betrifft - er hat das gleiche getan - hat diese Vielfalt der Häresien erst heraufbeschworen und das wahre Wort noch tiefer verschüttet...«
    »Eine Waffe, Renfrew«, sagte Olvegg. »Nichts weiter. Ich bin sicher, daß er genausowenig wie du oder ich ein Gott sein wollte.«
    »Vielleicht. Aber ich wünschte, er hätte eine andere Waffe gewählt. Wenn er ihre Seelen gewinnt, sind sie immer noch verloren.«
    Olvegg zuckte die Achseln. »Ich bin kein Theologe so wie du.«
    »Aber willst du mir helfen? Über die Zeitalter hinweg habe ich eine mächtige Streitkraft aufgebaut. Ich habe Männer, und ich habe Maschinen. Du sagst, daß unsere Feinde geschwächt sind. Meine Seelenlosen - die nicht von menschlicher Geburt sind - kennen keine Angst. Ich verfüge über eine Flotte von Himmelsgondeln. Ich kann ihre Stadt am Pol erreichen. Ich kann ihre Tempel hier auf der Erde zerstören. Ich glaube, es ist an der Zeit, die Welt von diesem Gezücht zu befreien. Der wahre Glaube muß wieder auferstehen! Bald! Es muß bald sein.«
    »Wie ich schon sagte - ich bin kein Theologe. Aber auch ich möchte, daß die Stadt untergeht«, versicherte Olvegg. »Ich werde dir helfen, soweit ich kann.«
    »Dann werden wir einige von ihren Städten stürmen und ihre Tempel schänden. Wir werden sehen, wie sie das hinnehmen.«
    Olvegg nickte.
    »Du wirst mich dabei beraten und mir moralische Unterstützung geben«, sagte Nirriti und verneigte sich vor Jan.
    Und er fügte befehlend hinzu: »Wir wollen gemeinsam beten.«
    Der alte Mann stand lange Zeit draußen vor dem Palast des Kama in Khaipur und betrachtete die Marmorpfeiler. Schließlich hatte eins der Mädchen Mitleid

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