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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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dir aus? Immer noch der große Fürst?«
    »Ich bin immer noch derselbe«, sagte Sam, »und sie nennen mich immer noch Siddhartha, wenn sie mich anreden.«
    Der andere lachte in sich hinein. »Und >Bezwinger der Dämonen<«, rezitierte er. »Sehr gut. Dein Rang entspricht aber nicht deinem Gewand, und ich nehme an, daß du dich, wie es deine Gewohnheit ist, für deinen Auftritt verkleidet hast.«
    Sam nickte. »Und ich bin auf vieles gestoßen, das ich nicht verstehe.«
    »Tja«, seufzte Jan. »Tja. Wie soll ich anfangen? Wie? Ich werde dir von mir erzählen, das heißt davon. wie ich zuviel schlechtes Karma aufgehäuft habe, so daß eine neue Inkarnation unmöglich geworden ist.«
    »Was?«
    »Schlechtes Karma, du hast schon richtig verstanden. Die alte Religion ist nicht nur die Religion - es ist die geoffenbarte, durchgesetzte und erschreckend beweisbare Religion. Aber dieses Letzte darfst du nicht zu laut denken. Vor etwa zwölf Jahren hat der Rat die Anwendung von Psychotests für diejenigen obligatorisch gemacht, die vor ihrer Reinkarnation stehen. Das war direkt nach dem Bruch zwischen den Akzelerationisten und den Deikraten, als die Heilige Koalition die Jungs von der Technik ausquetschte und gar nicht mehr aufhörte, sie auszuquetschen. Die einfachste Lösung für die Deikraten war, das Problem aussterben zu lassen. Die Tempelleute schlossen daraufhin einen Pakt mit den Körperhändlern. Sein Ergebnis: alle müssen sich jetzt vor der Übertragung einer psychischen Untersuchung unterziehen, und die Akzelerationisten werden nicht zur Erneuerung zugelassen, beziehungsweise. nun. so einfach war das. Es gibt inzwischen schon kaum noch Akzelerationisten. Aber das war nur der Anfang. Die Gottpartei erkannte sehr schnell, daß darin der Schlüssel zur Macht lag, und entwickelte den Psychotest zu einem Standardverfahren. Die Körperhändler sind zu Meistern des Karma geworden und ein fester Bestandteil der Tempelhierarchie. Sie gehen dein vergangenes Leben durch, wiegen das Karma und entscheiden über dein bevorstehendes Leben - was könnte geeigneter sein, das Kastensystem aufrechtzuerhalten und die deikratische Kontrolle abzusichern. Übrigens stecken die meisten deiner alten Bekannten bis zu ihrem Heiligenschein in der - oder besser hinter der Angelegenheit.«
    »Gott!« sagte Sam.
    »Mehrzahl«, berichtigte ihn Jan. »Aufgrund ihrer Kräfte und Fähigkeiten galten sie schon immer als Götter, aber nun ist dieser Volksglaube zum offiziellen Dogma erhoben worden. Und wer von den Ersten noch lebt und in die Halle des Karma kommt, muß sich verdammt klar entscheiden, was er will - eine schnelle Gottwerdung oder den Scheiterhaufen.« Er lächelte sarkastisch. »Wann hast du deinen Termin?« fragte er abschließend.
    »Morgen«, sagte Sam. »Morgen nachmittag. Wie kommt es dann aber, daß du noch lebst, obwohl du keinen Heiligenschein besitzt und auch keine Handvoll Blitzstrahlen, um dich zu wehren?«
    »Ich habe zwei Freunde, die mir beide geraten haben, lieber in Ruhe weiterzuleben als den Test zu machen, und ich habe mir ihren weisen Rat zu Herzen genommen. Folglich sitze ich noch immer hier und flicke Segel und veranstalte gelegentlich ein Riesenspektakel in den Bistros der Stadt. Anderenfalls«
    er hob seine schwielige Hand-, »anderenfalls entweder der wirkliche Tod oder einen Körper voller Krebsgeschwülste oder das höchst beschauliche Leben eines kastrierten Wasserbüffels oder.«
    »Eines Hundes?« fragte Sam.
    »So ist es«, erwiderte Jan.
    Das Plätschern von Alkohol in zwei Gläsern unterbrach ihr Schweigen.
    »Danke.«
    »Gute Höllenfahrt.« Jan setzte die Flasche auf den Werktisch.
    »Und das auf leeren Magen. Stellst du das Zeug selber her?«
    »Allerdings. Im Raum nebenan steht ein Destillierkolben.«
    »Meinen Glückwunsch dazu. Wenn ich schlechtes Karma hätte, müßte es sich nach diesem Schnaps aufgelöst haben.«
    » Schlechtes Karma - darunter fällt alles, was unseren Freunden, den Göttern, nicht paßt.«
    »Und warum, glaubst du, hast du welches?«
    »Ich wollte damit anfangen, Maschinen an unsere Nachkommen hier auszugeben. Wurde deswegen vor den Rat zitiert. Habe dann Abbitte getan und gehofft, daß sie’s vergessen. Aber der Akzelerationismus ist jetzt in unerreichbare Ferne gerückt, und innerhalb der Lebenszeit, die mir verbleibt, wird sich daran auch nichts mehr ändern. Schade drum. Ich würde gern noch einmal die Segel setzen und zu neuen Horizonten aufbrechen. Oder ein Schiff

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