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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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außergewöhnlich gebauter Körper zu Leistungen fähig war, die kein Sterblicher auch nur annähernd erreichen konnte, fühlte er sich nach wie vor unsicher in Anwesenheit eines alten Kämpen wie Gott Schiwa - der zwar an seinem ursprünglichen Körpertyp festhielt, dabei aber offenbar eine weitaus größere Ausstrahlungskraft auf Frauen hatte als er, Brahma. Es war, als ob Sex etwas sei, das über das Biologische hinausreichte; denn wie unerbittlich er auch die Erinnerung daran zu unterdrücken suchte, wie sehr er versuchte, diesen Teil seines Gedächtnisses auszulöschen - Brahma war von Geburt eine Frau und war es irgendwie noch immer. Er haßte sein ursprüngliches Geschlecht und hatte sich Mal um Mal in den Körper eines eminent maskulinen Mannes inkarnieren lassen. Trotzdem fühlte er seine Unzulänglichkeit, als ob das Zeichen seines wahren Geschlechts ihm in die Stirn eingebrannt sei. Er hatte Lust, mit dem Fuß aufzustampfen und eine Grimasse zu schneiden.
    Er erhob sich und ging mit gemessenem Schritt zu seinem Pavillon hinüber - vorbei an verschnittenen Bäumen, die, so krumm sie gewachsen waren, eine gewisse Schönheit besaßen; vorbei an Tümpeln mit blauen Seerosen; vorbei an Perlenschnüren, die an gehämmerten Weißgoldringen pendelten; vorbei an Lampen in der Form von Mädchenkörpern; vorbei an Dreifüßen, in denen würziger Weihrauch verbrannte; und vorbei schließlich an der achtarmigen Statue einer blauen Göttin, die auf das richtige Schlüsselwort hin die Vina zu spielen begann.
    Brahma betrat den Pavillon und ging hinüber zu dem Kristallschirm, um den herum sich, den Schwanz zwischen den Zähnen, eine Naga wand. Er aktivierte den Antwortmechanismus.
    Auf dem Schirm erschien zunächst statischer Schnee, dann das Gesicht des Hohepriesters aus Brahmas Tempel in Mahartha. Der Priester fiel auf die Knie und berührte mit dem Kastenzeichen auf seiner Stirn dreimal den Boden.
    »Von den vier Rängen der Götter habt Ihr den höchsten inne und von den achtzehn Herren des Paradieses seid Ihr, Brahma, der Mächtigste«, sang der Priester. »O Schöpfer des Alls, Herr des Himmels und der Erde.Ein Lotos entspringt Eurem Nabel, der Schlag Eurer Hände bringt die Meere zum Schäumen, mit drei Schritten durchmessen Eure Füße die Weiten des Alls.Die Trommeln künden von Eurer Herrlichkeit und versetzen die Herzen Eurer Feinde in Angst und Schrecken.In Eurer rechten Hand liegt das Rad des Gesetzes.Mit Schlangen, nicht mit Tauen, fesselt Ihr das Verhängnis selbst.Heil! Erhört in Eurem Großmut das Gebet Eures Priesters.Segnet mich und hört mich an, Brahma!«
    »Steh auf. Priester«, sagte Brahma, der den Namen des Mannes vergessen hatte. »Was ist von so großer Wichtigkeit, daß du mich anrufen mußtest.«
    Der Priester erhob sich, warf einen schnellen Blick auf die tropfnasse Gestalt Brahmas und sah wieder weg.
    »Herr«, sagte der Priester. »Ich wollte Euch nicht beim Bade stören, aber hier ist einer Eurer Anbeter, um in einer Angelegenheit, die mir äußerst wichtig erscheint, mit Euch zu sprechen.«
    »Einer meiner Anbeter! Sag ihm, daß der alleshörende Brahma auch ihn hört und daß wie für jeden anderen der Tempel auch für ihn der rechte Platz zum Beten ist!«
    Brahmas Hand legte sich auf den Aus-Schalter, drückte ihn aber nicht. »Woher wußte er von der Tempel-Himmel-Leitung?« fragte er. »Und von der direkten Verbindung der Heiligen mit den Göttern?«
    »Er sagt«, erwiderte der Priester, »daß er einer der Ersten sei und daß ich die Meldung machen solle, daß Sam mit Trimurti sprechen möchte.«
    »Sam?« sagte Brahma. »Sam? Doch nicht. der Sam?«
    »Man kennt ihn hier als Siddhartha, als den Bezwinger der Dämonen.«
    »Wartet hier auf die Gnade meiner Anwesenheit und singt die verschiedenen schicklichen Verse aus den Veden.«
    »Wie Ihr es gebietet, o Herr«, sagte der Priester und stimmte den Gesang an.
    Brahma ging hinüber in einen anderen Trakt des Pavillons und stand dort einige Zeit vor seiner Garderobe, bis er sich entschieden hatte, was er anziehen wollte.
    Der Fürst, der inzwischen die Innenausstattung des Tempels betrachtet hatte, wurde beim Namen gerufen. Der Priester, dessen Namen er vergessen hatte, winkte ihn zu sich. Sie schritten durch einen Gang und gelangten in einen Lagerraum. Der Priester machte sich an einem verborgenen Verschluß zu schaffen und zog dann an einer Reihe von Regalen, die daraufhin wie eine Tür nach außen aufschwenkten.
    Der Fürst trat

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