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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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klarmachen, zum Abheben.«
    »Ist der Test tatsächlich derart minuziös, daß er noch etwas so Vages wie eine Neigung für den Akzelerationismus nachweisen kann?«
    »Der Test«, sagte Jan, »ist derart minuziös, daß er dir sogar nachweist, was du gestern vor elf Jahren zum Frühstück hattest und wo du dich damals bei deiner Morgenrasur geschnitten hast, während du die Nationalhymne von Andorra summtest.«
    »Als wir. unsere Heimat verließen, befand sich das alles doch noch im Experimentierstadium«, sagte Sam. »Die beiden Geräte, die wir mitgebracht hatten, waren ziemlich primitive Gehirnstrom-Übersetzer. Wann kam der Durchbruch?«
    »Mein lieber Vetter vom Lande«, sagte Jan, »erinnerst du dich noch an diesen rotznasigen Balg von zweifelhafter Abstammung? Yama, hieß er. Einer aus der dritten Generation. Der Junge, der immer die Generatoren auffrisierte, bis schließlich eines Tages einer in die Luft flog und er sich so schwere Verbrennungen dabei holte, daß man ihm einen Zweitkörper verpassen mußte. Der Körper war über fünfzig Jahre alt, der Junge war sechzehn. Erinnerst du dich? Dieser Junge, der ganz versessen war auf Waffen? Der von allem, was sich bewegte, zu Studienzwecken ein Exemplar anästhesierte und sezierte - was ihm solches Vergnügen bereitete, daß wir ihn Todesgott nannten?«
    »Ja, ich erinnere mich an ihn. Lebt er noch?«
    »Wenn du das Leben nennen willst. Er ist jetzt der Todesgott. Es ist nicht mehr sein Spitzname, sondern sein Titel. Es mögen etwa vierzig Jahre her sein, daß er den Test in seiner jetzigen Form entwickelt hat, aber die Deikraten hielten ihn bis vor einiger Zeit zurück. Wie ich gehört habe, hat er sich inzwischen noch einige andere kleine Kostbarkeiten ausgeheckt, um dem Willen der Götter zu dienen. zum Beispiel eine mechanische Kobra, die noch aus einer Meile Entfernung Enzephalogramme lesen und registrieren kann, wenn sie sich aufrichtet und ihren Hals aufbläht. Sie kann damit einen Menschen mitten in einer Menge ausfindig machen, gleichgültig, welchen Körper er trägt. Es ist kein Mittel gegen ihr Gift bekannt. Vier Sekunden, nicht länger. Oder Agnis Feuerstab, von dem es heißt, daß er die Oberflächen aller drei Monde versengt hat, während sein göttlicher Besitzer hier auf der Erde an irgendeiner Meeresküste stand und ihn bediente. Und soviel ich weiß, entwirft er im Augenblick eine Art düsengetriebenen Triumphwagen für den Gott Schiwa. das sind so die Sachen, die Yama sich ausdenkt.«
    »Oh«, sagte Sam.
    »Wirst du den Test bestehen?« fragte Jan.
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Sam. »Sag einmal, ich habe heute morgen eine Maschine gesehen, die man am ehesten als Gebetsautomat bezeichnen könnte - gibt es viele davon?«
    »Ja«, sagte Jan. »Vor etwa zwei Jahren hat man damit begonnen, sie aufzustellen - unser junger Leonardo hat sie sich eines Nachts bei einem Gläschen Soma einfallen lassen. Nachdem sich j etzt alle um ihr Karma sorgen, sind die Dinger weitaus effektiver als Steuereintreiber. Wenn sich der Normalbürger am Vorabend der Vollendung seines sechzigsten Lebensjahres in der Klinik eines Tempelgottes seiner Wahl einfindet, wird dort, wie es heißt, sein Gebetsbestand gegen sein Sündenmaß aufgerechnet und so die Kaste bestimmt, in der er wiedergeboren wird. Und nicht nur die Kaste, sondern auch das Alter, das Geschlecht und der Gesundheitszustand des Körpers, den er zugeteilt bekommt. Saubere Sache, was?«
    »Ich werde den Test niemals bestehen«, sagte Sam, »und wenn ich auch Unmengen von Gebeten zu verzeichnen hätte. Meine Sünden würden sie doch nicht aufwiegen.«
    »Was sind das für Sünden?«
    »Sünden, die ich erst noch begehen muß, die aber in mein Gehirn eingekerbt sind, weil ich sie in diesem Augenblick denke.«
    »Du willst dich gegen die Götter stellen?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Das weiß ich noch nicht. Beginnen werde ich jedenfalls damit, daß ich Verbindung zu ihnen aufnehme. Wer ist ihr Anführer?«
    »Ich weiß keine Namen. Trimurti herrscht - das heißt Brahma, Wischnu und Schiwa. Wer von diesen dreien zur Zeit die Oberherrschaft innehat, kann ich nicht sagen. Man hört gelegentlich - Brahma. «
    »Wer sind sie wirklich?« fragte Sam.
    Jan schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Sie tragen jetzt alle andere Körper als noch vor einer Generation. Sie benutzen alle nur noch die Götternamen.«
    Sam erhob sich. »Ich werde wiederkommen oder nach dir senden.«
    »Ich hoffe, daß du das tust. Noch ein

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