Herr des Lichts
Glas?«
Sam schüttelte den Kopf. »Ich schlüpfe jetzt wieder in die Siddhartha-Rolle, beende meinen Fastentag in der Herberge des Hawkana und verkünde meine Absicht, die Tempel zu besuchen. Wenn unsere Freunde jetzt Götter geworden sind, müssen sie ein vertrauliches Verhältnis zu den Priestern haben. Siddhartha wird also zum Gebet gehen.«
»Leg nur kein gutes Wort für mich ein«, sagte Jan, während er sich erneut einschenkte. »Ich weiß nicht, ob ich einen Besuch der Götter überstehen würde.«
Sam lächelte. »Sie sind nicht allmächtig.«
»Das will ich ehrlich hoffen«, erwiderte der andere, »aber ich fürchte, der Tag ist nicht mehr fern.«
»Guten Wind, Jan.«
»Skal.«
Auf seinem Weg zum Tempel des Brahma bog Siddhartha in die Straße der Schmiede ein. Eine halbe Stunde später trat er aus einer Werkstatt, begleitet von Strake und drei anderen Gefolgsleuten. Lächelnd, als habe er eine Vision dessen gehabt, was vor ihm lag, durchquerte er das Zentrum von Mahartha, bis er schließlich den hohen, weitläufigen Tempel des Schöpfers erreichte.
Ohne sich um die neugierigen Blicke der Männer zu kümmern, die vor dem Betautomaten standen, stieg er die lange, sanft geneigte Vortreppe hinauf. Im Eingang des Tempels erwartete ihn der Höhepriester, dem die Ankunft des Fürsten im voraus gemeldet worden war.
Siddhartha und seine Männer betraten den Tempel, legten ihre Waffen ab und verneigten sich zunächst zur Tempelmitte hin, bevor sie sich dem Priester zuwandten.
Strake und die anderen zogen sich in respektvolle Entfernung zurück, als der Fürst einen schweren Beutel Münzen in die Hände des Priesters legte und mit gedämpfter Stimme sagte:
»Ich möchte mit Gott sprechen.«
Der Priester blickte ihm forschend ins Gesicht und antwortete: »Der Tempel steht jedem unbegrenzt lang offen, Siddhartha-Herr, jedem, der mit dem Himmel ein Zwiegespräch führen möchte.«
»Daran dachte ich eigentlich weniger«, sagte Siddhartha. »Ich hatte etwas anderes im Sinn, etwas, das persönlicher ist als ein Opfer und eine lange Litanei.«
»Ich kann Euch nicht ganz folgen.«
»Aber Ihr versteht, was das Gewicht dieser Börse bedeutet, oder? Sie enthält Silber. Ich habe noch eine zweite, die mit Gold gefüllt ist - zahlbar bei Erfüllung meines Wunsches. Ich möchte Euer Telefon benutzen.«
»Tele.?«
»Kommunikationssystem. Wenn Ihr wie ich zu den Ersten gehörtet, würdet Ihr meine Anspielung verstehen.«
»Ich habe kein.«
»Ich versichere Euch, mein Anruf wird Eure Aufseherstellung hier nicht gefährden. Ich kenne mich in diesen Angelegenheiten aus, und meine Verschwiegenheit galt unter den Ersten immer als sprichwörtlich. Ruft die Erste Basis selbst an und fragt nach, wenn das zu Eurer Beruhigung beiträgt. Ich warte hier in der Außenkammer. Sagt Ihnen, Sam möchte mit Trimurti sprechen. Sie werden den Anruf annehmen.«
»Ich weiß nicht.«
Sam zog den zweiten Beutel hervor und wog ihn auf der Handfläche. Der Priester starrte wie gebannt darauf und leckte sich die Lippen.
»Wartet hier«, gebot er. Dann drehte er sich auf dem Absatz herum und verließ die Kammer.
Ili, der fünfte Ton auf der Harfe, zirpte durch den Garten des Purpurlotos.
Brahma räkelte sich auf dem Rand des beheizten Schwimmbeckens. Mitsamt seinem Harem war er beim Baden. Auf die Ellbogen gestützt, ließ er die Füße ins Wasser baumeln. Seine Augen schienen geschlossen zu sein, aber unter den langen Wimpern hervor beobachtete er die Mädchen, von denen sich ein Dutzend in dem warmen Wasser tummelten - beobachtete sie in der Hoffnung, ab und zu einen bewundernden Blick aufzufangen, der der Länge seines dunkelgetönten muskulösen Körpers galt. Sein schwarzbrauner zerzauster Schnurrbart glitzerte feucht, und sein Haar hing ihm wie eine schwarze Schwinge über den Rücken. In das gefilterte Sonnenlicht hinein lächelte er ein strahlendes Lächeln.
Aber niemand schien es wahrzunehmen, und so faltete er sein Lächeln wieder zusammen und legte es beiseite. Die Aufmerksamkeit der Mädchen galt allein der Partie Wasserpolo, mit der sie sich gerade vergnügten.
Während eine künstliche Brise den Duft des Gartenjasmin zu Brahma herüberfächelte, meldete sich Ili, der Nachrichtenton, zum zweitenmal.
Brahma seufzte. Er wünschte sich so sehr, von den Mädchen verehrt zu werden - nicht als Gott, sondern als Mann, seiner kraftvollen Statur und seiner ebenmäßig geformten Züge wegen.
Aber obwohl sein
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