Herr des Lichts
fragte der andere.
»Vielleicht auch nicht«, räumte Sam ein. »In den alten Zeiten gab es kein langes Hin und Her in solchen Angelegenheiten.
Wenn einer der Ersten einen neuen Leib wollte, zahlte er den Körperpreis und wurde bedient.«
»Die alten Zeiten sind vorbei, Sam. Wir leben in einer neuen Ära.«
»Man könnte fast glauben, daß ihr alle Ersten beseitigen wollt, die nicht hinter euch stehen.«
»Ein Pantheon hat für viele Platz, Sam. Auch für dich ist noch eine Nische frei, wenn du zu uns kommen willst.«
»Und wenn ich nicht will?«
»Dann erkundige dich in der Halle des Karma nach deinem Körper.« - »Und wenn ich die Gottwerdung wähle?«
»Wird dein Gehirn nicht untersucht. Man wird die Meister anweisen, dich umgehend mit einem guten Körper auszustatten, und eine Flugmaschine wird dich zum Himmel bringen.«
»Das will überlegt sein«, sagte Sam. »Ich habe diese Welt eigentlich sehr gern, auch wenn sie durch eine Epoche der Finsternis watet. Andererseits! Was nützt mir die ganze Zuneigung, wenn ich mich an den Dingen dieser Welt nicht mehr freuen kann, weil ich zum wirklichen Tod verurteilt werde oder in Affengestalt durch die Dschungel streifen muß. Allerdings mag ich die künstliche Perfektion nicht besonders, wie sie bei meinem letzten Aufenthalt im Himmel herrschte. Laß mir einen Augenblick Zeit zum Nachdenken.«
»Ich halte deine Unschlüssigkeit für eine Anmaßung, denn das Anerbieten, das ich dir gemacht habe, ist einmalig.«
»Ich weiß, und vielleicht würde ich auch so empfinden, wäre ich an deiner Stelle. Aber wenn ich Gott wäre und du wärst der Fürst, ich glaube doch, ‘ich hätte soviel Nachsicht, daß ich einige Augenblicke lang warten und schweigen würde, wenn ein Mann eine zentrale Entscheidung über sein zukünftiges Leben fällt.«
»Sam, du bist ein unverbesserlicher Spieler! Kein anderer würde mich warten lassen, wenn seine Unsterblichkeit auf dem Spiel steht. Du willst doch wohl nicht mit mir handeln?«
»Nun, warum nicht? Unter meinen Nachkommen befindet sich eine ganze Sippe von Slizzardhändlern - und ich möchte von dir etwas, und zwar unbedingt.«
»Und das wäre?«
»Antwort auf ein paar Fragen, die mich seit einiger Zeit nun schon bewegen.«
»Welche Fragen.?«
»Du weißt sicher, daß ich schon vor über einem Jahrhundert aufgehört habe, an den Sitzungen des Rats teilzunehmen. Diese Sitzungen waren ein Alibi dafür geworden, alle wirklichen Entscheidungen hinauszuzögern und für die Ersten lediglich noch ein Anlaß, ihre Feste zu feiern. Nun, ich habe nichts gegen solche Feste. Im Gegenteil, eineinhalb Jahrhunderte lang ging ich nur deshalb hin, um dort einen guten alten Tropfen von der Erde zu trinken. Aber immer stärker wurde in mir das Gefühl, daß wir uns um die Passagiere kümmern mußten und ebenso um die Nachkommenschaft unserer vielen Körper; daß wir die Leute nicht einfach dieser bedrohlichen Welt überlassen durften, bis sie vollends in die Barbarei zurückgesunken waren. Wir von der Mannschaft hatten meinem Empfinden nach die Aufgabe, sie zu unterstützen und ihnen vor allem jene technischen Errungenschaften zugänglich zu machen, die wir bewahrt hatten. Statt dessen aber bauten wir uns ein uneinnehmbares Paradies und behandelten die Welt, als ob sie eine Mischung von Spielwiese und Bordell sei. Ich frage mich schon lange, warum nichts daran geändert wird. Dabei wäre es doch nicht schwer, die Welt in anständigerer und gerechterer Weise zu führen.«
»Darf ich daraus schließen, daß du ein Akzelerationist bist?«
»Nein«, sagte Sam, »einfach ein Fragesteller. Ich möchte lediglich die Gründe dafür wissen, daß es so ist, wie es ist - das ist alles.«
»Gut, dann die Antwort«, sagte Brahma. »Sie sind nicht reif für eine Veränderung. Hätten wir damals sofort gehandelt - ja, dann hätten wir es so machen können, wie du sagst. Aber die Leute waren uns anfangs völlig gleichgültig. Als das Problem dann sichtbar wurde, waren die Meinungen dazu geteilt. Viel zu viel Zeit verging. Sie sind nicht reif, und sie werden es noch viele Jahrhunderte lang nicht sein. Wenn wir sie, so wie die Dinge liegen, mit einer fortgeschrittenen Technik konfrontierten, wäre die unausweichliche Folge ein Krieg, der ihre eigenen kulturellen Anfänge vernichten würde. Sie haben sich aus eigener Kraft schon gut entwickelt. Sie haben eine Zivilisation in der Art ihrer Vorväter begründet. Aber sie sind noch immer Kinder, und so wie
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