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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Termin bei den Meistern des Karma. Ein anderer Bote wurde in die Straße der Schmiede geschickt, wo er den Metallarbeitern ausrichtete, daß der Auftrag des Fürsten nun auf die doppelte Menge lautete und bis zum frühen Morgen fertiggestellt sein mußte. Er legte zu der ausgemachten Summe noch einen Beutel Gold hinzu, um sie in ihrem Arbeitseifer zu bestärken.
    Später traf dann der Khan von Irabek in der Herberge des Hawkana ein. Begleitet wurde er von sechs seiner Verwandten, die der Händlerkaste angehörten, aber wie Krieger bewaffnet waren. Nachdem sie sich allerdings vergewissert hatten, daß die Herberge ein friedlicher Ort war und daß keiner der anderen Gäste oder Besucher Rüstung trug, legten sie ihre Waffen ab und ließen sich am Kopfende des Tisches neben dem Fürsten nieder.
    Der Khan war ein hochgewachsener Mann, seine Haltung aber war die eines Buckligen. Er trug kastanienbraune Festgewänder und einen schwarzen Turban, der beinahe bis zu seinen großen raupenförmigen und milchweißen Augenbrauen hinunter in die Stirn gedrückt war. Sein Bart war ein verschneiter Busch, und wenn er lachte, zeigte er die schwarzen Stümpfe seiner Zähne. Die Haut unter den Augen mit den unteren Wimpernreihen spannte sich rötlich, als ob sie wund und müde sei von so vielen Jahren Anstrengung - von der Anstrengung, die mit blutprallen Äderchen übersäten Augäpfel des Khans in ihren Höhlen zu halten, aus denen sie offenbar herauszuquellen versuchten. Er lachte ein träges Lachen, pochte auf den Tisch und wiederholte zum sechsten Male: »Elefanten sind jetzt zu teuer, und in dem ganzen Schlamm sind sie auch verdammt unbrauchbar!« Er bezog sich damit auf ihr Gespräch über die Frage, zu welcher Jahreszeit man am besten einen Krieg austragen sollte. Nur einer, der noch grün war in dem Geschäft, würde so flegelhaft sein, während der Regenzeit den Abgesandten eines Nachbarn zu beleidigen; soweit war man sich einig. Einen solchen Fürsten würde man in der Folge als einen Nouveau roi einstufen.
    Der Abend schritt voran, und der Leibarzt des Fürsten entschuldigte sich, um die Zubereitung des Desserts zu überwachen und dabei ein Betäubungsmittel in die Süßspeisen zu geben, die für den Khan bestimmt waren.
    Der Abend schritt noch weiter voran, und die Augen fielen dem Khan nach dem Genuß des Desserts zu, und für immer längere Zeitspannen sank ihm der Kopf auf die Brust. »Gutes Fest«, murmelte er zwischen Schnarchlauten. Und schließlich: »Elefanten sind jetzt verdammt unbrauchbar.« Danach schlief er endgültig ein und war nicht mehr wach zu bekommen. Seine Angehörigen waren zu dieser Zeit nicht mehr in der Lage, ihn nach Hause zu begleiten, denn der Leibarzt des Radscha hatte Chloralhydrat in ihren Wein gegeben, und sie lagen nun schnarchend auf dem Boden ausgestreckt. Der dafür verantwortliche Höfling des Fürsten sorgte mit Hawkana für ihre Unterbringung, und der Khan wurde in die Gemächer Siddharthas gebracht, wo ihn kurz darauf der Leibarzt besuchte, den Sitz seiner Kleider lockerte und mit sanfter, eindringlicher Stimme zu ihm sprach:
    »Morgen nachmittag«, sagte der Khan, »werde ich Siddhartha gleitet von deinen Gefolgsleuten wirst du in der Halle des Marma erscheinen und den Körper fordern, den Brahma dir versprochen hat. Der obligatorischen Prüfung mußt du dich nicht unterziehen. Du wirst die Zeit der Übertragung hindurch Siddhartha bleiben. Wenn die Prozedur vorüber ist, wirst du mit deinem Gefolge hierher zurückkehren, um dich von mir untersuchen zu lassen. Hast du verstanden?«
    »Ja«, flüsterte der Khan schlaftrunken.
    »Dann wiederhole, was ich gesagt habe.«
    »Morgen nachmittag«, sagte der Khan, »werde ich Siddhartha sein, und mit den Gefolgsleuten, die unter meinem Befehl stehen.«
     
     
    Strahlend erblühte der Morgen. Es war ein Morgen, an dem Schulden beglichen werden würden. Die Hälfte der fürstlichen Gefolgsmannschaft ritt in nördliche Richtung aus der Stadt hinaus. Als sie aus dem Sichtbereich von Mahartha waren, wechselten sie die Richtung und umritten die Stadt in einem großen Bögen nach Südosten. Der Weg führte sie in die Berge. Nur einmal machten sie halt und legten ihre Rüstungen an.
    Ein halbes Dutzend Mann wurde in die Straße der Schmiede geschickt, von wo sie mit schweren Segeltuchtaschen zurückkehrten. Der Inhalt dieser Taschen wurde auf dreißig kleine Säcke an ebensoviele Männer verteilt, die nach dem Frühstück damit in die Stadt

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