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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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aufbrachen.
    Der Fürst beratschlagte sich mit Narada, seinem Leibarzt, und sagte: »Falls ich mich in den Absichten des Himmels getäuscht habe, bin ich wirklich verdammt.«
    Aber der Doktor lächelte und entgegnete: »Ich glaube nicht, daß Ihr Euch geirrt habt.«
    Und so verging der Morgen, und die stille Mitte des Tages rückte heran. Über ihnen leuchtete in goldenem Licht das Dach der Götter.
    Als ihre Schützlinge erwachten, kümmerten sie sich um deren Katzenjammer. Der Khan wurde posthypnotisch behandelt und mit sechs von Siddharthas Männern zum Palast der Meister gesandt. Seinen Verwandten versicherte man, daß der Khan in den Räumen des Radscha sei und dort im Schlaf liege.
    »Unser größtes Risiko an diesem Punkt ist der Khan«, sagte der Arzt. »Wird man ihn wiedererkennen? Dagegen und für uns spricht, daß er ein unbedeutender Herrscher aus einem fernen Reich ist, daß er sich erst seit kurzer Zeit in der Stadt aufhält, daß er den größten Teil dieser Zeit bei seinen Verwandten verbracht hat und schließlich, daß er sich bis jetzt noch nicht dem Spruch der Meister gestellt hat. Zudem dürften die Meister Eure körperliche Gestalt kaum kennen, Siddhartha.«
    »Es sei denn, Brahma oder sein Priester haben mich ihnen beschrieben«, sagte der Fürst. »Es ist gut möglich, daß mein Gespräch mit Brahma auf Band aufgenommen wurde und daß dieses Band inzwischen schon zu Identifizierungszwecken bei den Meistern liegt.«
    »Aber warum sollte Brahma das denn getan haben?« erkundigte sich Narada. »Er wird doch wohl kaum von einem, dem er sein Wohlwollen erweist, Heimlichkeiten und sorgfältige Vorkehrungen erwarten. Nein, ich glaube, daß wir es schaffen können. Natürlich würde der Khan einen Test nicht durchstehen, aber einem flüchtig prüfenden Blick kann er, begleitet von Euren Gefolgsleuten standhalten. Gegenwärtig glaubt er ja wirklich, daß er Siddhartha ist, und er könnte, was das betrifft, sogar einen einfachen Lügentest bestehen und daß ein schwierigeres Hindernis auf ihn wartet als solch ein Test, halte ich für unwahrscheinlich.«
    Und so warteten sie, und die drei Dutzend Männer kehrten mit leeren Beuteln zurück, suchten ihre Habseligkeiten zusammen, bestiegen ihre Pferde und ritten scheinbar ziellos, wie auf der Suche nach irgendeiner Zerstreuung, durch die Stadt. In Wirklichkeit bewegten sie sich langsam in südöstlicher Richtung.
    »Leb wohl, mein guter Hawkana«, sagte der Fürst, während der Rest seiner Leute packte und den Tieren Lasten auflud. »Wie immer werde ich allen, denen ich im Land begegne, von deiner Herberge das Beste berichten. Ich bedaure es, daß mein Aufenthalt hier so unerwartet schnell zu Ende geht, aber sobald ich die Halle des Karma verlassen habe, muß ich zurückreiten. In den Provinzen ist ein Aufstand ausgebrochen, der niedergeschlagen werden muß. Du weißt, wie es mit solchen Dingen ist. Wenn der Herrscher seinem Reich nur eine Woche den Rücken zukehrt, ist es auch schon geschehen. So gern ich noch eine weitere Woche unter deinem Dach verbracht hätte, Hawkana, ich fürchte, dieses Vergnügen muß ich auf ein nächstes Mal verschieben. Sollte jemand nach mir fragen, sag ihm, daß er mich im Hades suchen soll.«
    »Im Hades, Herr?«
    »So heißt die südlichste Provinz meines Reiches, die für ihr außergewöhnlich warmes Wetter bekannt ist. Achte darauf, daß du es mit genau diesen Worten wiederholst, vor allem gegenüber den Priestern des Brahma, die sich vielleicht in den nächsten Tagen um mein Verbleiben sorgen werden.«
    »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Herr.«
    »Und gib mir gut acht auf den Jungen Dele. Ich erwarte, daß er mir bei meinem nächsten Besuch wieder vorspielt.«
    Hawkana verbeugte sich tief und setzte zu einer längeren Rede an, was den Fürsten veranlaßte, ihm sofort den letzten Beutel mit Münzen zuzuwerfen, eine letzte Bemerkung über den vorzüglichen Wein von Urath zu machen - und sich dann schnell in den Sattel zu schwingen und seinen Männern laut Befehle zuzurufen, daß jedes weitere Gespräch unterbunden war.
    Dann ritten sie durch das Tor und waren verschwunden. Zurück blieben nur der Arzt und drei Krieger, die Narada aus einem Hawkana nicht recht erfindlichen Umstand, der angeblich irgendetwas mit dem Klimawechsel zu tun hatte, noch einen weiteren Tag behandeln mußte. Am Tag darauf sollten dann auch diese vier aufbrechen und zu den anderen aufschließen.
    Siddhartha und seine Männer durchquerten die Stadt

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