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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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aus blankem Stahl bewaffnet. Der Kopf des Mannes war bis auf eine dünne Locke weißer Haare säuberlich geschoren. Über Augen, die pechschwarz waren, wölbten sich weiße Brauen. Seine Haut war bleich; seine Ohren schienen nach oben spitz zuzulaufen.
    Der Wanderer hob seine Hand und redete diesen Mann mit den Worten an: »Guten Tag, Pilger.«
    Der Mann antwortete nicht, sondern trat ihm in den Weg und versperrte den Zugang zu dem Baumstamm, der über den Fluß führte.
    »Entschuldigt, guter Pilger, aber ich möchte trockenen Fußes über den Fluß, und Ihr laßt mich nicht durch«, erklärte er.
    »Ihr irrt Euch, Yama-Herr, wenn Ihr glaubt, daß hier ein Durchkommen für Euch ist«, erwiderte der andere.
    Der in Rot lächelte und zeigte zwei lange Reihen ebenmäßiger weißer Zähne. »Es ist immer die Freude, wenn man wiedererkannt wird«, gestand er ein, »selbst, wenn es sich um jemanden handelt, der unhaltbare Behauptungen verkündet.«
    »Ich kämpfe nicht mit Worten«, sagte der Mann in Schwarz.
    »Oh?« Der andere hob seine Augenbrauen mit einem Ausdruck übertriebenen Erstaunens. »Mit was sonst kämpft Ihr denn, Herr? Doch wohl nicht etwa mit diesem verbogenen Metallstück, das Ihr da bei Euch tragt.«
    »Eben damit.«
    »Ich habe es zunächst für irgendeinen urtümlichen Gebetsstab gehalten. Soviel ich weiß, wimmelt es in dieser Gegend ja geradezu von seltsamen Kulten und primitiven Sekten. Einen Augenblick lang habe ich geglaubt, Ihr selbst wäret Anhänger eines solchen Aberglaubens. Aber wenn dieses Metallstück tatsächlich eine Waffe ist - und Ihr sagt das ja -, versteht Ihr Euch denn auch auf den Gebrauch?«
    »Ein wenig schon«, erwiderte der Mann in Schwarz.
    »Also gut«, sagte Yama, »denn ich verabscheue es, einen Mann zu töten, der nicht weiß, was er tut. Ich fühle mich allerdings verpflichtet, Euch zu sagen, daß man Euren Tod als Selbstmord einstufen wird, wenn Ihr Rechenschaft ablegen müßt vor den Höchsten.«
    Der andere lächelte matt.
    »Wenn Ihr endlich fertig seid, Todesgott, werde ich Euren Geist aus seiner fleischlichen Hülle befördern.«
    »Nur noch eins«, sagte Yama, »dann will ich unserem Gespräch schnell ein Ende bereiten. Sagt mir Euren Namen, und ich werde ihn den Priestern weitersagen, damit sie wissen, für wen sie die Riten abhalten.«
    »Ich habe meinen letzten Namen gerade erst abgelegt«, antwortete der andere. »Deshalb wird der Bräutigam der Kali seinen Tod durch die Hand eines Namenlosen empfangen.«
    »Rild, Ihr seid ein Narr«, sagte Yama und zog seine Klinge. Der Mann in Schwarz zog seine.
    »Und es ist nur recht und billig, daß Ihr ohne Namen in Euer Verderben geht. Ihr habt Eure Göttin verraten.«
    »Das Leben ist ein einziger Verrat«, erwiderte der andere, bevor er zuschlug. »Indem ich Euch jetzt und in dieser Art bekämpfe, verrate ich auch die Lehren meines neuen Meisters. Aber ich kann nicht anders und muß dem Gebot meines Herzens folgen. Deshalb gehört weder mein alter noch mein neuer Name zu mir, ich verdiene sie beide nicht - nennt mich also nicht bei einem Namen!«
    Dann war seine Klinge ein Feuer, das mit hellem Klang loderte und überall zugleich war.
    Yama zog sich vor diesem Ansturm zurück, verlor Schritt um Schritt an Boden. Die Schläge, die auf ihn herabfielen, parierte er aus dem Handgelenk heraus. Drei Mannslängen wich er zurück, dann fand er festen Stand und konnte nicht weiter zurückgetrieben werden. Seine Paraden öffneten sich ein wenig, aber seine Riposten wurden schneller und waren mit Finten und unerwarteten Vorstößen durchsetzt.
    Sie kreuzten die Klingen, bis sie in Schweiß gebadet waren; dann wurde der Druck von Yamas Angriffen langsam stärker, und sein Gegner war gezwungen sich zurückzuziehen. Schritt um Schritt eroberte Yama die drei Manneslängen zurück, die er verloren hatte.
    Als sie wieder an der Stelle standen, an der der erste Schlag geführt worden war, bekannte Yama über das Klirren des Stahls hinweg: »Gut habt Ihr Eure Lektionen gelernt, Rild! Besser noch, als ich angenommen hatte! Meinen Glückwunsch!«
    Während er sprach, schwirrte die Klinge seines Gegners durch eine komplizierte Doppelfinte und kam mit einem leichten Wischer zur Schulter Yamas durch. Das Blut, das hervorquoll, wurde sofort eins mit der Farbe seines Gewands.
    Da sprang Yama vor, schlug die Deckung des anderen nieder und führte von der Seite her einen Hieb gegen Rilds Nacken, der jeden anderen enthauptet hätte.
    Der Mann in

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