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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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eine andere Frage. Erlaßt mir diesen letzten Wunsch!<«
    »»Vergebt mir, wenn ich auf dieser Frage beharre, o Tod, aber einen zweiten Lehrer, so wie Ihr es seid - es gibt ihn nicht, und gewiß gibt es keinen zweiten Wunsch, den ich in diesem Augenblick mehr ersehne.<«
    »>Behaltet Euer Leben und geht Eurer Wege<«, sagte Yama und steckte seinen Säbel wieder in die Schärpe. »>Euer Verhängnis ist von Euch genommen. Entscheidet Euch für Söhne und Enkel; entscheidet Euch für Elefanten, Pferde, Viehherden und Gold. Entscheidet Euch für einen anderen Wunsch - schöne Frauen, Triumphwagen, Musikinstrumente. Ich werde sie Euch schenken, und sie werden auf Euch warten. Aber fragt mich nicht nach dem Tod.<«
    »>O Tod<«, entgegnete der andere, »>all dies währt allzukurz. Behaltet Eure Frauen, Pferde, Tänze und Lieder für Euch. Keinen anderen Wunsch werde ich nennen, meine Frage gilt - erzählt mir, o Tod, von dem, was jenseits des Lebens liegt; erzählt mir von dem, worüber Menschen und Götter im Zweifel sind.<«
    Yama stand ganz still da und fuhr nicht weiter fort mit den Worten der Dichtung. »Wie Ihr wollt, Rild«, sagte er dann, und sein Blick verschränkte sich mit dem des ändern, »aber der Tod ist ein Reich, das man nicht mit Worten beschreiben kann. Ich muß es Euch zeigen.«
    Einen Moment lang standen sie sich so gegenüber; dann schwankte der Mann in Schwarz. Er warf einen Arm vor sein Gesicht, bedeckte die Augen, und seiner Kehle entwich ein Schluchzen.
    Als das geschah, riß Yama sich seinen Umhang von den Schultern und warf ihn wie ein Netz über den Fluß.
    Das in den Saum des Umhangs eingenähte Bleiband ließ das Manöver gelingen. Das Tuch fiel netzartig über den Widersacher.
    Während der Mann in Schwarz noch dabei war sich freizukämpfen, hörte er schnelle Schritte und den dumpfen Aufprall, mit dem Yamas blutrote Stiefel auf seiner Seite des Flusses landeten. Endlich gelang es ihm, den Umhang abzustreifen, und indem er seine Deckung aufbaute, parierte er Yamas neuerlichen Angriff. Der Boden stieg hinter ihm zu einem Hang an, und er wich weiter und weiter zurück, dorthin, wo es so steil wurde, daß Yamas Kopf nur noch bis an den Ledergürtel des Schwarzgekleideten reichte, der auf den Gott von seinem erhöhten Standort aus einschlug. Doch Yama kämpfte sich langsam die Böschung hinauf.
    >»Todesgott, Todesgott<«, sang Rild, »vergebt mir meine vermessene Frage. Ist es wahr, was Ihr gesagt habt?«
    »Bald werdet Ihr es wissen«, sagte Yama und schlug nach den Beinen des Gegners.
    Dann brachte er einen Hieb durch, der einen anderen als den Namenlosen durchbohrt, sein Herz durchtrennt hätte. Von der stählernen Brust aber prallte er ab.
    Als sie zu einer Stelle am Hang gelangten, an der der Boden aufgeborsten war, trat der schmächtige Mann wieder und wieder in die Risse, und Schauer von Erde von Kieseln prasselten auf den Gott herab. Yama deckte mit der linken Hand seine Augen ab, aber schon kamen größere Steine. Einiges von diesem Geröll blieb auf dem Hang liegen und geriet unter die roten Stiefel, die darauf wegrutschten. Yama stürzte und kollerte rückwärts die Böschung hinunter. Der andere stieß nacheinander mehrere große Felsstücke, wobei ein Block sich löste. Dann folgte er diesem Block bergab, die Klinge zum Himmel gereckt.
    Außerstande, rechtzeitig festen Fuß zu fassen, und der Attacke zu begegnen, rollte und schlitterte Yama rückwärts auf den Fluß zu. Am Rande der Klamm kam er zu einem Halt, aber dann sah er den herunterpolternden Felsblock und versuchte, sich ihm aus dem Weg zu werfen. Als er sich mit beiden Händen vom Boden abstieß, fiel sein Säbel in das Wasser unter ihm.
    Mit seinem Dolch, den er zückte, während er gleichzeitig strauchelnd in eine Hocke sprang, gelang es ihm, den hochangesetzten Schlag der gegnerischen Klinge zu parieren. Der Felsblock klatschte in den Fluß.
    Dann schoß seine linke Hand hoch und schloß sich um das Handgelenk, das die Klinge gegen ihn führte. Er riß den Dolch hoch und spürte sich am eigenen Handgelenk ergriffen.
    So standen sie nun und maßen ihre Kräfte, bis Yama sich zu Boden fallen ließ, sich zur Seite rollte und den anderen wegstieß.
    Doch keiner der beiden Griffe löste sich. Ineinander verschlungen rollten sie, von der Wucht des Stoßes getrieben, bis an die Kante der Felsspalte, über sie hinaus. Die Klinge sprang Yama aus der Hand, als er mit dem Arm auf dem Flußbett aufschlug.
    Als sie, nach Luft

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