Herr des Lichts
schnappend, wieder an die Oberfläche kamen, hielt jeder nur noch Wasser in den Händen.
»Zeit für die letzte Ölung«, sagte Yama, und seine linke Hand zuckte vor.
Der andere blockte den Faustschlag ab und erwiderte ihn.
Die Strömung trieb sie zur linken Seite hinüber, wo ihre Füße auf felsigem Grund Halt fanden. Kämpfend wateten sie den Flußlauf hinab, der sich langsam verbreiterte und seichter wurde, bis das Wasser ihnen schließlich nur noch an die Lenden reichte. Stellenweise war der Fluß noch flacher.
Yama landete Schlag um Schlag, mit Faust oder Handkante, aber es war, als ob er eine Statue bestürmte, denn der, der einmal der Kali heiliger Henker gewesen war, nahm alle diese Schläge hin, ohne eine Miene zu verziehen, und erwiderte sie mit Drehhieben von knochenbrechender Heftigkeit.
Die meisten dieser Hiebe wurden durch das Wasser gedämpft oder durch Yamas Deckungsarbeit aufgefangen, aber einer schlug doch zwischen Brustkorb und Hüftbein ein, und ein zweiter prallte von der linken Schulter ab und schnellte über die Wange des Gottes.
Yama ließ sich in die Rückenlage fallen und strebte in flacheres Wasser.
Der andere setzte nach, warf sich auf ihn und wurde von einem Stiefel in der gestählten Bauchmitte getroffen, von einem Tritt, der die Hemdbrust des Gewandes vor und zurück riß. Er war nicht aufzuhalten, stürzte aber über Yamas Kopf hinweg rücklings auf eine Schieferplatte.
Yama erhob sich auf die Knie und wandte sich um, und auch der Schwarze kam wieder auf die Beine und zog einen Dolch aus seinem Gürtel. Sein Antlitz blieb ausdruckslos. Er ging in eine Duckstellung.
Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, aber dieses Mal wankte der Namenlose nicht.
»Nun kann ich Eurem Todesblick standhalten, Yama«, erklärte er, »und Ihr könnt mich nicht mehr damit zum Stehen bringen. Ihr habt mir eine allzugute Lehre erteilt!«
Doch als er zustieß, sprangen Yamas Hände von seiner Hüfte hoch, und der Gott ließ die nasse Schärpe wie eine Peitsche über die Oberschenkel des Gegners schnalzen.
Er hatte ihn in der Schlinge, schloß ihn in die Arme, als er fiel; und auch der Dolch fiel; mit einem Tritt stieß Yama sich und seinen Gegner in tieferes Wasser ab.
»Niemand singt dem Atem Hymnen«, sagte Yama. »Aber, oh, ohne Atem zu sein!«
Dann tauchte er unter, den Körper des anderen mit Armen wie Stahlzwingen umschlungen und ihn mit sich ziehend.
Später, viel später stand er durchnäßt am Ufer des Flusses und sagte leise, von keuchenden Atemzügen unterbrochen:
»Du warst von allen der Größte - von allen -, die sich gegen mich erhoben haben - in all den Zeitaltern, an die ich mich erinnern kann. Es ist wirklich ein Jammer.«
Dann ließ er den Fluß hinter sich.
Er ging weiter durch die Felsenberge.
Er ging zu Fuß.
Der Wanderer erreichte die Stadt Alundil und kehrte ins erste Gasthaus ein, das am Wege lag. Er nahm sich ein Zimmer und bestellte einen Bottich Wasser. Während ein Bediensteter seine Kleidung säuberte, badete er.
Bevor er Essen für sich kommen ließ, trat er ans Fenster und sah auf die Straße hinunter. Ein scharfer Slizzardgeruch hing in der Luft, und von unten drang das Geplapper vieler Stimmen herauf.
Pilger verließen die Stadt. Im rückwärtigen Hof des Gasthauses rüstete sich eine Gruppe für den morgendlichen Aufbruch mit einer Karawane. Die kommende Nacht markierte das Ende des Frühlingsfestes. Drunten auf der Straße machten Händler ihre Geschäfte, besänftigten Mütter ihre übermüdeten Kinder und kehrte ein einheimischer Fürst mit seinen Männern von der Jagd zurück, zwei Feuerhähne über die Kruppe eines unruhigen Slizzards geschnallt. Er beobachtete eine müde Prostituierte, die etwas mit einem Priester besprach, der fast noch müder erschien, immer wieder den Kopf schüttelte und schließlich ging. Ein Mond stand schon hoch am Himmel - golden durch die Brücke der Götter zu sehen - und ein zweiter, kleinerer Mond war gerade über den Horizont aufgestiegen. Eine kühle Brise strich über die Gerüche der Stadt hinweg durch den Abend und trug die Düfte des Frühlings, die Düfte des Wachsens und Werdens an sein Fenster heran: er unterschied Schößlinge und zarte Gräser, den reinen Duft des blaugrünen Frühjahrweizens, die feuchte Erde, die sich dahinwälzenden Fluten des Hochwassers. Als er sich aus dem Fenster beugte, konnte er den Tempel erkennen, der auf dem Hügel stand.
Er befahl einem Bediensteten, ihm jetzt das
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