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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Hügel hinaufklettert.
    Sie standen auf einem Felsvorsprung über einem schwarzen See und warteten.
    »Müßten sie uns nicht schon benachrichtigt haben?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Was meinst du?«
    »Wenn sie überhaupt nicht kommen. Wie lange sollen wir hier im Schoß der Erde warten?«
    »Sie werden kommen - singend.«
    »Ich hoffe es.«
    Aber es kam kein Singen. Nichts rührte sich. Nur die Stille der Zeit, die keine Objekte hatte, an denen sie sich zeigen konnte, war bei ihnen.
    »Wie lange haben wir gewartet?«
    »Ich weiß es nicht. Lange.«
    »Ich habe kein gutes Gefühl.«
    »Vielleicht hast du recht. Sollen wir einige Ebenen höhersteigen und uns umsehen, oder soll ich dir zunächst deine Freiheit wiedergeben?«
    »Wir wollen noch eine Zeitlang warten.«
    »In Ordnung.«
    Wieder herrschte Schweigen. Sie schritten durch dieses Schweigen hin und her.
    »Was war das?«
    »Was?« »Ein Laut.«
    »Ich habe nichts gehört, und es sind dieselben Ohren.«
    »Ich habe es nicht mit den Ohren des Körpers, da ist der Laut wieder!«
    »Ich habe nichts gehört, Taraka.«
    »Es dauert an. Es ist wie ein Schrei, aber ein Schrei, der nicht endet.«
    »Weit entfernt?«
    »Ja, ziemlich. Hör auf meine Art hin.«
    »Ja! Ich glaube, es ist das schrillende Zepter der Kali. Dann ist die Schlacht noch im Gange.«
    »So lange? Dann sind die Götter stärker, als ich erwartet hatte.«
    »Nein, die Rakascha sind stärker, als ich es erwartet hatte.«
    »Ob wir siegen oder unterliegen, Siddhartha, die Götter sind für den Augenblick beschäftigt. Falls wir an ihnen vorbeikommen - vielleicht ist ihr Fahrzeug unbewacht. Möchtest du es haben?«
    »Den Donnerwagen stehlen? Das ist wirklich ein genialer Gedanke. Er ist eine mächtige Waffe, nicht nur ein Beförderungsmittel. Wie würden unsere Aussichten sein?«
    »Ich bin sicher, daß die Rakascha sie so lange wie notwendig aufhalten können - und es ist ein langer Aufstieg für die Götter aus dem Höllenschacht. Wir selbst brauchen den Pfad nicht zu nehmen. Ich werde zwar langsam müde, aber durch die Luft tragen kann ich uns noch.«
    »Wir wollen ein paar Ebenen höhersteigen und uns ein Bild über die Lage verschaffen.«
    Sie verließen den Felsen über dem schwarzen See. Als sie hinaufstiegen, rauschte die Zeit wieder an ihnen vorbei.
    Sie hatten schon eine Strecke zurückgelegt, als ein Lichtball sich ihnen nahte. Er senkte sich auf den Boden der Höhle herab und wurde zu einem Baum aus grünem Feuer.
    »Wie steht die Schlacht?« fragte Taraka.
    »Wir können sie aufhalten«, berichtete der Dämon, »aber wir können sie nicht vernichten.«
    »Warum nicht?«
    »Sie haben das an sich, was uns abstößt. Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Jedenfalls aber kommen wir nicht an sie heran.«
    »Wie sieht euer Kampf dann aus?«
    »Ein unaufhörlicher Hagel von Felsgestein prasselt auf sie herab. Dazu schleudern wir Feuer und Wasser und große Wirbelwinde auf sie.«
    »Und wie antworten sie darauf?«
    »Der Dreizack Schiwas sticht sich durch alles und bahnt den Weg. Aber wieviel er auch zerstört, wir richten noch mehr vor ihm auf. So steht er da wie ein Standbild und zerstört die Stürme, die wir nicht enden lassen. Gelegentlich weicht er aus, um zu töten, während der Feuergott den Angriff abfängt. Das Zepter der Göttin läßt die, denen es entgegengehalten wird, langsamer werden. Einmal langsamer, trifft sie der Dreizack oder die Feuerhand oder die Augen des Todes.«
    »Und es ist euch nicht gelungen, sie zu verletzen?«
    »Nein.«
    »Wo stehen sie?«
    »Ein Stück die Schachtwand hinunter. Sie sind noch nicht weit vom Eingang entfernt. Sie kommen nur langsam tiefer.«
    »Wie viele haben wir verloren?«
    »Achtzehn.«
    »Dann war es ein Fehler, das Große Warten zu beenden und diese Schlacht zu beginnen. Der Preis ist zu hoch, und nichts ist gewonnen. Sam, sollen wir versuchen, zum Wagen durchzubrechen?«
    »Es ist ein Risiko wert. Ja, wir wollen es versuchen.«
    »Dann geh«, wies er den Rakascha an, der vor ihnen schwankte und die Zweige schüttelte. »Geh - wir werden langsamer folgen. Wir werden an der Schachtseite aufsteigen, die ihrem Standort auf dem Pfad gegenüberliegt. Wenn wir uns emporzuheben beginnen - verstärkt noch eure Angriffswucht! Ihr müßt sie so lange mit Geschossen eindecken, bis wir an ihnen vorbei sind. Haltet sie dann weiter auf, damit wir Zeit haben, ihren Donnerwagen im Tal zu stehlen! Wenn uns das

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