Herr des Lichts
gelungen ist, werde ich in meiner wahren Gestalt zu euch zurückkehren, und wir können dem Kampf ein Ende setzen.«
»Ich gehorche«, erwiderte der Rakascha und fiel zu Boden, wo er sich in eine grüne Schlange aus Licht verwandelte, die ihnen voraus zum Schacht glitt.
Sie jagten vorwärts, einzelne Wegstücke im Laufschritt nehmend, um die Kraft des Dämons für den entscheidend notwendigen Schub gegen die Gravitation zu schonen.
Sie waren sehr tief unter die Ratnagiris hinabgestiegen, und der Rückmarsch schien nicht enden zu wollen.
Schließlich erreichten sie doch den Grund des Schachts; es war hier ausreichend hell, so daß Sam auch mit den Augen seines Körpers alles deutlich erkennen konnte. Der Lärm war ohrenbetäubend. Wenn er und Taraka sich auf die Sprache als Kommunikationsmittel hätten verlassen müssen, wäre keine Verständigung möglich gewesen.
Wie eine fantastische Orchidee auf einem Ebenholzast blühte das Feuer auf der Schachtwand. Wenn Agni seinen Stab schwenkte, krümmte sich die Orchidee, veränderte das Feuer seine Form. Wie Leuchtinsekten tanzten die Rakascha in der Luft. Das Brausen der Stürme war eine Quelle des Lärms, das Krachen der ungeheuren elektrischen Entladungen und der unzähligen Steinlawinen eine andere. Über allem jedoch hing das Heulen des silbernen Schädelrads, das Kali wie einen Fächer vor ihrem Gesicht hin- und herschwenkte; wenn der heulende Schrei dieser Waffe über den Wahrnehmungsbereich des Ohres hinaus in den Ultraschallbereich anstieg, wurde es noch schlimmer, denn der Schrei verstummte damit nicht. Felsen splitterten, schmolzen und lösten sich mitten in der Luft auf. Ihre weißglühenden Bruchstücke sprangen nach allen Seiten weg wie Funken von einer Esse. Sie prallten unten auf, rollten in den Schatten von Höllenschacht und verglühten dort rötlich. Die umgebenden Schachtwände waren genarbt, gemeißelt und gekerbt, an den Stellen, wo die Flamme und das Chaos sie berührt hatten.
»Jetzt«, sagte Taraka, »wir versuchen es!«
Sie erhoben sich in die Luft und bewegten sich an der einen Seite des Schachts hoch. Die Wucht der Dämonenattacke vergrößerte sich, nur um von verstärktem Abwehrfeuer beantwortet zu werden. Sam bedeckte die Ohren mit den Händen, aber was half das gegen die Nadeln, die hinter seinen Augen brannten und durch seinen Schädel zu wandern begannen, wenn das Silberzepter Kalis in seine Richtung zeigte? Unweit links von ihm verschwand jäh eine ganze Felspartie.
»Sie haben uns noch nicht entdeckt«, sagte Taraka.
»Doch«, entgegnete Sam. »Der verfluchte Feuergott kann durch ein Meer aus Tinte ein Sandkorn erkennen, das sich am Meeresboden bewegt. Wenn er sich in unsere Richtung wendet, hoffe ich, daß du ausweichen kannst.«
»Gut so?« fragte Taraka, als sie plötzlich vierzig Fuß höher und etwas weiter links schwebten.
Sie beschleunigten nun ihre Steiggeschwindigkeit, verfolgt von einer Linie schmelzenden Gesteins, das hellrot sprudelnd aus dem Fels quoll und den Schacht hinabrann. Die Verfolgung endete, als die Dämonen ein Geschrei anstimmten, gigantische Blöcke losrissen und sie, begleitet von Hurrikanen und Feuerströmen, auf die Götter schleuderten.
Sie erreichten den Schachtmund, schwebten über die Kante und hasteten aus dem Bereich der Flammenhand.
»Wir müssen jetzt einen großen Kreis am Rand des Schachts entlang schlagen, um den Gang zu erreichen, der zum Portal führt.«
»Ein Rakascha fuhr aus dem Schacht und schoß an ihre Seite.«
»Sie ziehen sich zurück!« schrie er. »Die Göttin ist gestürzt. Der Gott in Rot stützt sie bei ihrer Flucht!«
»Sie ziehen sich nicht zurück«, sagte Taraka. »Sie kommen, um uns den Weg abzuschneiden. Blockiert ihren Aufstieg! Zerstört den Pfad! Schnell!«
Der Rakascha stürzte wie ein Meteor zurück in den Schacht.
»Bezwinger, ich werde müde. Ich weiß nicht, ob ich uns von der Felsbank draußen bis hinunter zum Fuß des Berges tragen kann.«
»Schaffst du wenigstens noch einen Teil des Wegs?«
»Ja.«
»Die ersten hundert Meter, auf denen der Pfad so schmal ist?«
»Ich glaube schon.«
»Gut!«
Sie preschten weiter.
Während sie den Rand des Höllenschachts entlang flohen, stieg ein anderer Rakascha aus der Tiefe und hielt sich schwebend auf gleicher Höhe mit ihnen.
»Ich berichte!« rief er. »Wir haben den Pfad zweimal zerstört. Jedes Mal hat der Herr der Flammen einen neuen in den Fels gebrannt!«
»Dann können wir nichts weiter tun!
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