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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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großen Bereich, in dem der Bauer seine Esel gehalten hatte. Die waren jetzt als Packtiere für das Schwarze Heer requiriert, ebenso wie der Inhalt der Vorratskammer. Das Feldlager erstreckte sich so weit in allen Richtungen, dass es wirkte, als sei das Haus ein angeschlagener Kahn auf einem gnadenlosen Meer. Der Bauer beratschlagte gerade mit seiner Familie, ob sie sich der Truppe anschließen oder doch lieber auf den Hunger warten sollten. Bren wäre die Wahl leichtgefallen. Wenn ein Heer dieser Größe erst einmal die Äcker zertrampelt hatte, war die Ernte verloren.
    »Willst du dich nicht aufwärmen?«, fragte er den Arriek.
    Der Söldner kam zu ihm in die Absperrung und zog die beiden gebogenen Klingen aus den Scheiden auf seinem Rücken. Er ließ sie an den Armen kreisen, schwang den Oberkörper hin und her, streckte und beugte die Knie. Keine überflüssigen Bewegungen, nur solche, die einem Krampf vorbeugten. Er wusste, was er tat.
    Wie die meisten Männer seines Volkes war er von sehnigem Wuchs, der Stoff seines Gewands schlackerte umher, wo er nicht mit Schnüren fixiert war. Diese mochten einem unbefangenen Beobachter als Schmuck erscheinen. Bren sah auf den ersten Blick, dass ihr Zweck darin bestand, die Bewegungsfreiheit zu erhalten und gleichzeitig zu verhindern, dass sich die Klingen in der Kleidung verfingen. Er versuchte, die Emotionen seines Gegners zu erspüren, um zu erfahren, wie weit der Wahnsinn in ihm fortgeschritten war. Es gelang ihm nicht. Das lag nur teilweise daran, dass er in diesen Dingen ungeübt war. Das nahe Silber lenkte ihn ab. Sie hatten auf dem Marsch etwas erbeutet und es in der leeren Vorratskammer des Bauernhauses eingelagert. Unwillig sah Bren in die Richtung, in der er das Mondmetall spürte. Es war hinter dem Arriek. Es fühlte sich an wie eine Drahtbürste, die mit beständigem Strich über seine Brust kratzte.
    »Vielleicht sollten wir uns einen anderen Ort suchen«, meinte Ehla. Sie kannte ihn gut genug, um in seiner Mimik den Grund seines Unwohlseins zu erkennen.
    Der Arriek ließ die gebogenen Schwerter um die Handgelenke wirbeln. »Warum? Ich bin bereit! Und die Zuschauer scheinen mir erwartungsfroh.«
    So viele Krieger drängten zusammen, dass am Zaun kein Platz mehr war. Brens Übungskämpfe galten als ausgezeichnete Lehrstunden, zumal er, wenn er gut gelaunt war, Kniffe erklärte. Niemand empfand es als Schande, von ihm besiegt zu werden.
    »Dann nimm deine Übungsschwerter und lass uns beginnen.«
    »Gerade Klingen liegen mir nicht«, gab der Arriek zurück.
    »Haben wir gebogene zur Hand?«, rief Bren in die Menge.
    Niemand antwortete.
    »Wenn Ihr die Schärfe meines Stahls fürchtet, will ich mich gern an Euren Waffen versuchen.«
    Bren lachte. Er war schneller und stärker als jeder Mensch, trug eine ausgezeichnete Rüstung und heilte seine Wunden innerhalb von Wimpernschlägen. In diesen Übungskämpfen musste er sich stets zurücknehmen, um seine Gegner nicht zu verletzen. Es war ungewöhnlich, dass er nur gegen einen Kontrahenten antrat, normalerweise stellte er sich dreien zur gleichen Zeit. Aber dieser Mann gefiel ihm. Arriek kämpften nicht für Banner, nicht für Gold und nicht für das Geschwätz von Heiligen. Sie kämpften um des Kampfes willen, und bei diesem hier sorgte der Wahnsinn dafür, dass er den Respekt beiseite ließ, mit dem man sonst einem Schattenherrn begegnete.
    Bren senkte seinen Körperschwerpunkt und brachte das Schwert vor seine Achse, die Spitze auf das Gesicht des Gegners gerichtet. Die Finger der Linken berührten beinahe die Klinge. Er konnte die zweite Hand verwenden, um den Griff zu verstärken oder auch, um die Kleidung des anderen zu greifen und ihn aus dem Gleichgewicht zu ziehen, wenn sich eine gute Möglichkeit dazu böte.
    Bren machte einige tastende Schritte nach links.
    Der Arriek vollzog die Bewegung nach.
    Bren setzte an, den Gegner zu umkreisen. Das gegenseitige Umrunden stand häufig am Beginn eines Kampfes. Es diente dazu, die Bewegungen des Kontrahenten zu studieren und herauszufinden, ob er schnell oder langsam, angemessen oder übertrieben auf die eigenen Aktionen reagierte. Duellanten bildeten oft eine Einheit, beinahe wie in einem Tanz, nur dass es im Kampf darum ging, den Rhythmus des Gegners im entscheidenden Moment zu brechen. Oft versuchte man das, wenn er gerade einatmete. Das Einatmen machte schwerfällig. Dass Osadroi nicht atmeten, erschwerte das Fechten gegen sie.
    Doch der Arriek ließ sich nicht

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