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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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auf das Umkreisen ein. Er blieb auf einer Linie, als wolle er Bren vom Haus fernhalten.
    Das versprach ein interessantes Spiel zu werden.
    Bren führte den ersten Stich. In einem echten Gefecht hätte er sofort versucht, die Entscheidung herbeizuführen, bevor sich der Gegner auf Brens Kampfweise hätte einstellen können. Bei einem so erfahrenen Kontrahenten hätte Bren kurz fintiert und dann auf Kopf oder Bauch gezielt.
    Im Übungskampf waren Stiche auf das Gesicht aber nicht statthaft, auch stumpfe Klingen schlugen in dieser Trefferzone zu schwere Wunden. Außerdem wollte Bren den Arriek besser kennenlernen. Auch er kämpfte selten gegen Fechter, die zwei Klingen führten. Also platzierte er den Stich auf der linken Seite des Gegners.
    Der Arriek drehte sich weg. Nur knapp stieß Brens Schwert an ihm vorbei.
    Bren gab der Klinge auf dem Rückweg einen seitlichen Zug. Darin lag wenig Kraft, aber einen oberflächlichen Schnitt konnte man auf diese Weise setzen. Statt die erhobene Klinge auf der linken Seite abzukippen und so den schwachen Schlag zu blocken, führte der Arriek das Schwert von der rechten herüber. Durch den weiteren Weg hatte er mehr Kraft, aber er war zu langsam. Brens stumpfe Waffe schlug unter seinen Brustkorb.
    Bren runzelte die Stirn. Hatte er die Fähigkeiten seines Gegners überschätzt?
    Wenigstens zeigte sich der Arriek durch den Treffer kaum beeindruckt. Er tänzelte zurück auf seine alte Position, auf gerader Linie zwischen Bren und dem Haus.
    Warum tat er das? Dachte er, der schwache Zug des Silbers würde Bren ebenso beeinträchtigen wie einen Krieger die Sonne, die blendend im Rücken eines Gegners stand? Das war nicht der Fall, zumal die Irritation die gleiche war, egal, ob er das Silber in seinem Rücken oder seitlich spürte. Wahrscheinlich wusste der Arriek das nicht. Die Wahrheiten über die Osadroi waren unter einem Berg von Mythen verborgen.
    Vielleicht war der Arriek im Angriff besser. Die Kampfweise ohne Schild war auf Offensive ausgelegt. Also wartete Bren ab und ließ ihn kommen.
    Sein Gegner nahm unterschiedliche Haltungen ein. Mal hob er beide Schwerter über den Kopf, mal streckte er das rechte vor und holte mit dem linken aus. Bren passte seine Verteidigungshaltung an, ein Vorgang, der nur wenig seiner Aufmerksamkeit erforderte. Er dachte an Kiretta. Sie ging ihm oft auf die Nerven, reizte ihn mit ihrem Unverständnis. Aber jetzt hätte er sie gern hier gehabt, unter den Zuschauern.
    Attego hatte behauptet, dass sie nur als Erinnerung von Wert sei, aber Bren bezweifelte das. Sie vermochte Empfindungen in ihm zu wecken, die ihm die Finsternis nicht bieten konnte. Wenn er sie ansah, wollte er sie erhalten, behüten, beschützen. In gewisser Weise machte ihre Sterblichkeit jeden Augenblick mit ihr besonders wertvoll. In jedem Moment verfiel ihr Körper ein kleines Stück mehr, irgendwann würde sie an diesem Verfall sterben. Das machte jeden Moment mit ihr einmalig. Bren fragte sich, was nach diesem Krieg wäre, wenn die Fayé und die rebellischen Menschenreiche niedergerungen wären. In einem Jahr, in zweien oder fünfen. Würde er dann in Guardaja leben, gemeinsam mit Kiretta?
    Wahrscheinlich. Und da er unsterblich war, verlöre er nichts, wenn er die Jahrzehnte, die Kiretta blieben, in ihrer Nähe verbrächte. Er hätte die Zeit, sie ganz neu kennenzulernen. Er würde sie ebenso gut, nein, besser verstehen, als er es zu Lebzeiten getan hatte. Damals waren sie beide Menschen gewesen – die körperlichen Instinkte hatten sie zusammengebracht, die Abgründe überbrückt, die das Verstehen nicht hatte auffüllen können. Aber dafür konnte Bren jetzt geduldiger sein. Er konnte sich weiter zurücknehmen und besser auf sie eingehen. Er würde sie neu entdecken, neu gewinnen, während die Osadroi in Orgait ihren Ränken nachgehen würden. Bei diesen Intrigen hatte er sich ohnehin nie wohlgefühlt. Er würde in Guardaja glücklich sein. Mit Kiretta.
    Je länger er den Arriek studierte, desto klarer wurde Bren, dass dieser ein Problem auf der linken Seite hatte.
    Es gab unzählig viele Arten, auf die man kämpfen konnte. Manche davon hatten sich über Jahrhunderte der Fechtkunst bewährt. Immer wieder tauchten auch neue Bewegungen auf, interessante Kombinationen, die das Gewohnte variierten. Wer stets nur das tat, was allen bekannt war, würde immer auf einen vorbereiteten Gegner treffen. Ein Krieger musste seinen Geist offen halten.
    Darüber hinaus gab es Tausende Varianten,

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