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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Dabei bräuchte es sicher nur einen kleinen, diplomatisch vorgetragenen Hinweis.
    Vielleicht fühlte sich Lisanne auch selbst bedroht. Vielleicht dachte sie, ihre Feinde könnten Bren benutzen, um sie aus dem Weg zu räumen. Gierte Schattenherzogin Widaja nicht nach Lisannes Lehen? Gesundes Misstrauen war in Ondrien überlebensnotwendig. Aber wenn man Lisanne überzeugte, dass Bren trotz der Geschehnisse in der Vergangenheit ein wertvoller Verbündeter sein könnte, dann würde sie einsehen, dass es besser war, die Feindschaft zu begraben. Gemeinsam mit Bren könnte sie doch auch Widaja viel leichter auf ihren Platz verweisen!
    Und dann … Wenn Lisanne und Bren Frieden schlössen, würde wohl auch das Gefühl der ständigen Bedrohung von Bren weichen. Ilyjia war erobert, er war ein siegreicher Feldherr. Wenn Lisanne ihn stärkte, statt ihn zu bekämpfen, könnte er sich sicher fühlen. Seinen Panzer ablegen und aus der Finsternis zurückkehren. Wenigstens ein Stück weit wieder der Mensch werden, den Kiretta liebte. Sicher, sein Körper würde kalt bleiben und seine Triebe waren jetzt andere, aber das würde die Liebe überbrücken können. Kiretta würde lernen, ihm Freude zu bereiten. Ganz sicher könnte Quinné ihr dabei helfen.
    Sie blinzelte, als sie merkte, wohin ihre gedankenversunkene Wanderung sie geführt hatte. Sie stand vor Lisannes Zelt. Anders als bei Bren hatte man es um die Kutsche herum errichtet. Die gefangenen Fayé waren davor eingepfercht wie Tiere. Man hatte sogar einen Trog aufgestellt, in den ein Gardist gerade ihr Essen kippte.
    Als sich der Mann umwandte, nickte er Kiretta zu. »Was ist Euer Begehr?«
    Sie schluckte. Sollte sie …?
    »Ist die Schattenherzogin erwacht?«
    »Sie kleidet sich an.«
    »Könnt Ihr nachschauen, wie weit sie ist, und sie fragen, ob es ihr angenehm wäre, mich zu empfangen?« Kirettas Puls hämmerte in ihrem Hals. Man musste etwas wagen, um einen außergewöhnlichen Preis zu erringen. Bisher hatte das für sie immer bedeutet, in unbekannte Gewässer zu segeln oder einen Gegner mit dem Entermesser herauszufordern. Aber in Ondrien war eben alles anders. Da konnte es das größte Wagnis sein, Frieden schließen zu wollen.
    Der Mann sah sie zögernd an, dann ging er in das Zelt.
    Kiretta sah den Fayé zu, wie sie die Nahrung aus dem Trog klaubten. Man hatte ihnen keine Messer gegeben, also mussten sie die Brotlaibe und das kalte Fleisch mit den Zähnen abreißen. Nur ihre Kleidung ließ ihnen einen Rest von Würde. Die Blätter, die sich an ihre schlanken Körper schmiegten, sahen noch immer frisch aus.
    Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen. Der Gardist deutete hinein.
    Sie durchquerte einen Windfang, danach kam sie in den Hauptbereich, der seinerseits mit erlesenen Seidentüchern unterteilt war. Eine Dienerin mit einer Öllampe leitete sie stumm. Wo Bren Karten, Rüstungen und Waffen aufbewahrte, gab es in Lisannes Zelt unauffällige Kunstwerke. Die gedrehte Statue einer Tänzerin, eine Flüssigkeit, die von unten nach oben an einem Faden entlanglief, der in einer Art Spinnennetz endete und funkelte, als bestünde er aus winzigen Diamanten.
    Alles verblasste vor dem Anblick Lisannes, die wie eine Göttin neben ihrem Thron stand. Sofort fiel Kiretta auf die Knie.
    »Was begehrst du?«, fragte Lisannes vollkommene Stimme.
    »Bren«, sagte sie, denn vor Lisanne gab es keine Möglichkeit, etwas zurückzuhalten. So konnte sie nur anfügen: »Frieden. Ich wünsche Frieden zwischen Euch, Hoheit, und Bren.«
    Kiretta merkte, wie sich Essenz aus ihrer Brust löste. Glitzernd floss sie durch die Luft bis zu Lisannes Gesicht. Der Atemzug war kaum hörbar.
    »Ah. Hoffnung. Du setzt wirklich deine Hoffnung auf mich.«
    Die Schleppe ihres Kleids raschelte, als sie zu Kiretta ging, um ihr mit den Krallen über den Hinterkopf zu streichen.
    »Du dummes, dummes Menschenkind.«

    »Er missfällt dir?«, fragte Bren.
    »Er ist wahnsinnig«, sagte Ehla.
    Das war kaum zu übersehen. Der Mann, der sich mit Bren messen wollte, war ein Arriek. Die Wüstenbewohner wickelten Stoff um ihre Köpfe, bis nur noch die Augen frei blieben, aber ein Blick in diese reichte aus, um zu erkennen, dass sich der Verstand dieses Mannes in einen entfernten Winkel seines Hirns zurückgezogen hatte.
    »Ist er ein guter Fechter?«
    »Davon verstehe ich nichts.«
    Bren kletterte über den aus krummen Brettern zusammengenagelten Zaun. Gemeinsam mit der Hauswand begrenzte er einen fünf mal fünf Schritt

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