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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Gedanken machen, wen wir jetzt zum Statthalter von Ilyjia machen wollen.«
    »Was habe ich getan?«, stammelte Bren.
    »Ihr habt Euch genommen, was Ihr begehrtet«, stellte Jittara fest. »Tut uns allen und auch ihr den Gefallen, es nicht einfach zu vergeuden. Nutzt das Leben, das jetzt Euer ist.« Ihr Lächeln war so kalt wie die Finsternis, die der Kult predigte.

    »Ihr müsst Euch zunächst nach Süden wenden«, sagte Nalaji. »Nur dort gibt es Hoffnung.«
    »Seht nach Halas’ Kopf, ich bitte Euch.« Die Frau hielt ihr das Kind hin. Drei Jahre mochte es alt sein.
    Der Verband war an der rechten Seite durchgeblutet, aber immerhin glänzte er nicht mehr nass, also hatte die Flüssigkeit verkrusten können. Der kleine Junge starrte vor sich hin.
    »Die Monde sind noch nicht aufgegangen, und wenn sie es tun, werden sie schwach sein. Silion wird kaum über den Horizont steigen, Stygron und Vejata werden sich noch nicht einmal zur Hälfte zeigen.«
    »Bitte! Ihr seid die Einzige, die uns helfen kann.«
    Nalaji seufzte und setzte sich auf die Bank, die durch eine merkwürdige Laune der Angreifer heil geblieben war, obwohl die Schäferhütte ansonsten eine Ruine war. Ironischerweise hatten die Ondrier wohl nicht gewusst, dass Peross ein Mittelsmann gewesen war, der mit seiner Wolle auch Nachrichten nach Norden und von dort zurück transportiert hatte. Geschweige denn, dass er Keliators Schwert in einem Geheimfach aufbewahrt hatte, solange dieser mit seinen Eltern in Orgait gewesen war.
    Auch vor der Besetzung hatten sie in Ilyjia nicht jedem vertraut. Manchem Mächtigen hatte die Vorstellung gefallen, sich durch die Gunst der Schatten die Unsterblichkeit zu erschleichen. Deswegen hatten sie nicht immer die Boten des Tempels eingesetzt, sondern manchmal Leute wie Peross. Vor langer Zeit war er Kaufmann gewesen, hatte selbst mit den Schatten kokettiert, um seinen Reichtum zu vergrößern. Dann hatte er seine Frau, seine Kinder und zwei Brüder an die Finsternis verloren. Seitdem war er ein Schäfer gewesen – zudem ein ziemlich reicher, mit mehreren Herden. Und einer, der den Hass auf die Schatten im einsamen Herzen getragen hatte. Nalaji, Narron und Keliator hatten sich manchmal hier, eine knappe Tagesreise nördlich von Akene, getroffen, um nicht belauscht zu werden. Und sie hatten verabredet, sich bei ihrem Freund zu treffen, wenn sie getrennt würden und es nicht geraten erschien, in Akene zu bleiben. Auf dieser Bank außen am Haus hatten sie oft gesessen und auf das silberne Band hinuntergeschaut, das der Bach am Fuß des Hügels malte. Ihre Hand strich über den leeren Platz neben ihr auf der Bank. Sie wusste noch nicht einmal, was mit Narrons Leiche geschehen war. Gut möglich, dass der Hunger von Ghoulen … Sie verscheuchte den Gedanken.
    Jetzt konnte niemand mehr in Akene bleiben. Die Stadt war noch gründlicher zerstört als diese Hütte. Also hatte Nalaji gehofft, Keliator hier zu treffen. Ihr Herz sagte ihr, dass er zu den Paladinen gehörte, von denen man wisperte, dass sie aus Akene entkommen waren. Er konnte nicht tot sein. Er durfte nicht!
    Nicht so wie Peross, den man aufgehängt hatte, bevor man sein Haus in Brand gesteckt hatte. Ondrische Truppen waren nicht zimperlich, wenn jemand die Schafe zurückhalten wollte, die sie für die Verpflegung ihrer Krieger forderten. Nalaji hatte den Freund am Mittag begraben, eine schwere Aufgabe, nicht nur wegen ihres Alters, sondern auch, weil der Bruch ihres linken Oberarms trotz ihrer Gebete noch nicht vollständig verheilt war.
    »Ich bin erschöpft«, sagte sie schwach. Dennoch betastete sie vorsichtig den Verband des Kindes. Sie hatte keine frischen Binden, um diese zu ersetzen, wenn sie sie löste.
    »Wird er leben?«, fragte die Mutter. Sie war jung, fünfundzwanzig etwa. Keine Schönheit, aber auch nicht hässlich. Nur die zitternden Augen störten. Ihr Blick stand niemals still, als fürchte sie ständig, etwas zu übersehen.
    »Seine Wunde blutet nicht mehr. Wir dürfen hoffen, dass sie sich schließt. Was ist mit dir selbst?«
    »Sie haben mich geschändet«, sagte sie. »Nichts weiter.«
    Nalaji nickte langsam. Körperlich schien die Frau nicht mehr als ein paar blaue Flecken abbekommen zu haben. Manchen gelang es, eine solche Erinnerung in einen tiefen Kerker ihrer Seele zu sperren, den Schlüssel wegzuwerfen und nie wieder daran zu denken. Aber die zitternden Augen der jungen Mutter ließen befürchten, dass dieses Monster früher oder später

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