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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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bist ein tapferer Junge«, bestätigte Nalaji.
    Er schwieg dennoch.
    »Dürfen wir diese Nacht hierbleiben?«, fragte die Frau. »Ich könnte kochen.«
    »Ihr seid mir willkommen.« Tatsächlich kam ihr die Gesellschaft gelegen. Mit dem unvollständig ausgeheilten Andenken an die letzte Begegnung mit Bren fielen ihr auch alltägliche Verrichtungen schwer. Es würde noch zwei Tage dauern, bis sie die Schiene vom Oberarm würde lösen können.
    Sie stand auf, um zu schauen, ob es in der Ruine noch eine oder zwei Decken gab, die nicht vollständig verbrannt waren. Peross hatte eine Kiste mit solchen Sachen besessen. Inzwischen war sie vielleicht weit genug abgekühlt, um sie zu öffnen. Vorsichtig stieg sie über die Trümmer. Die dicken Balken des Dachstuhls wirkten wie der Brustkorb eines riesenhaften, dunklen Skeletts, das aus dem Sternenhimmel herabfiel. Nalaji fröstelte.
    Sie hätte besser darauf achten sollen, wohin sie ihren Fuß setzte. Sie brach ein. Erschrocken schrie sie auf.
    Diesmal sah sie die Bewegung besser, obwohl sie noch immer blitzschnell war. Jemand fing sie in ihrem Sturz auf. Dieser Jemand hatte eine zu bleiche Haut für einen Menschen, und sein Griff war leichenkalt.
    »Flieht!«, rief sie zu der Frau hinaus. »Die Schatten sind hier!«
    Sofort hörte sie schnelles Laufen. Selbst jetzt blieb der Junge stumm.
    Nalaji schlug nach dem Angreifer, fingerte nach ihrem Messer. Sie konnte ihn nicht verletzen, aber wenn sie Glück hatte, tötete er sie schnell. Seine Hand näherte sich mit menschlicher Langsamkeit ihrem keuchenden Mund. Sie biss zu.
    »Schon gut, Mutter.« Die Stimme drang in ihr Ohr wie ein Eiszapfen. Sie gehörte Keliator, und doch war sie ganz anders. Gar nicht mehr rau, jetzt hatte sie etwas Samtenes. Andere mochten das angenehm finden. Für Nalaji war es fremd und unheimlich, sie so verändert zu hören. »Schon gut«, wiederholte er und löste seine kalte Hand mit sanftem Zug aus ihrem erschlaffenden Mund.
    Sie wollte ihn ansehen und fürchtete sich zugleich davor, war erstarrt wie eine Forelle, die in einem Tümpel eingefroren war.
    Behutsam zog er ihren Fuß aus dem Hohlraum, in den er eingebrochen war. Sie schien kein Gewicht für ihn zu haben, er trug sie auf den Armen wie einen leichten Mantel und brachte sie nach draußen. Von Halas und seiner Mutter war nichts mehr zu sehen.
    Zärtlich stellte er sie ab.
    Ein Schaudern lief durch ihren alten Körper, als sie sich zu ihm umdrehte.
    »Keliator«, flüsterte sie, und dieses Wort war wie ein Stemmeisen, mit dem sich das Undenkbare Einlass in die Wirklichkeit verschaffen wollte. Sie hob eine Hand, verharrte aber auf halbem Weg. Noch konnte sie dieses bleiche, dieses falsche Gesicht nicht berühren. Dabei war es auf perverse Art schön, aus der Sterblichkeit in eine Ewigkeit enthoben, die die Götter den Menschen verboten hatten. »Was ist mit meinem Sohn geschehen?«
    »Ich bin dein Sohn.« Auf einmal wirkte dieser übermenschlich starke Unsterbliche schwach, sogar getroffen.
    Diese Verletzlichkeit war es, die ihr ermöglichte, die Distanz zu überbrücken. Sie nahm seine Hand und ließ ihre Tränen darauf fallen. »Der Feind hat dich zu einem der Seinigen …« Ihre Stimme versagte, aber sie wusste, dass er sie dennoch verstand.
    »Nein, Mutter, das hat er nicht. Sieh!« Er zog sein Hemd hoch.
    Zunächst wusste sie nicht, was er meinte, aber dann fiel es ihr auf. »Da ist keine Narbe!« Zögerlich betastete sie die unverletzte Haut.
    Er nahm ihre Hand und drückte sie flach auf seine Brust. »Spürst du mein Herz schlagen? Es ist noch in mir, nicht in der Kammer der Unterwerfung, nicht bei ihrem Schattenkönig.«
    Sie schluckte. Noch verwehrte sie der Hoffnung den Zugang zu ihrem Fühlen. Sie wollte sich nicht erheben, nur um darauf umso tiefer zu fallen. »Wovon nährst du dich?«
    Er wich ihrem Blick aus.
    »Sage mir, dass du niemandem das Leben raubst, das die Götter ihm schenkten.«
    Seine Hände schienen etwas greifen zu wollen. Schließlich ließ er sie schlaff herabhängen. »Es geht nicht anders. Nur wir stehen zwischen den Menschen und den Schatten.«
    »Ihr? Dann gibt es noch mehr wie dich?«
    Er ließ ihr die Zeit, selbst den richtigen Schluss zu ziehen.
    »Die Paladine, von denen alle sprechen«, flüsterte sie. »Ihr habt Schattenfürst Velon erschlagen.«
    Er nickte grimmig. »Und er wird nicht der Letzte gewesen sein.«
    Sie barg das Gesicht in den Händen. »Aber welch schrecklichen Preis müsst ihr dafür

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