Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
Bewaffneten zu einem späteren Zeitpunkt auffüllen.«
Als Bren das Podest erreichte, sah einer der Kämpfer ihn für einen Augenblick an, anstatt seinem Gegner die schuldige Aufmerksamkeit zu widmen. Dieser nutzte die Ablenkung, um ihm einen Fuß wegzutreten. Laut schlug er auf die Bretter, ein tief hallender Ton, verstärkt durch den Hohlraum unter dem Schwingboden. Das Übungsschwert war an seiner Kehle, bevor er sich wegdrehen konnte. Zum Zeichen der Niederlage ließ er Schild und Waffe fallen.
Unterdrückter Jubel raunte durch die Gardisten. Sicher hätten sie laut gebrüllt, wäre kein Osadro hier gewesen.
»Ein fähiger Streiter, scheint mir«, dozierte der Seelenbrecher mit nasalem Ton.
»Die Qualität eines Kämpfers zeigt sich erst bei einem Gegner, der ihn an seine Grenzen bringt.«
Der Seelenbrecher trug die Nase so hoch, dass er an ihr vorbeischielen musste, um die Gardisten zu mustern. »Sollen wir Dengor gegen ihn antreten lassen?«
»Ich habe eine bessere Idee.«
Der Morgenstern war keine Übungswaffe. Bren legte ihn auf den Boden, dann kletterte er unter den Seilen auf das Podest. Mit fordernder Hand ließ er sich das Schwert des Unterlegenen geben. Es war wenig mehr als platt geschmiedetes Eisen, wies weder die Wellen einer guten Klinge noch eine geschliffene Schneide auf.
Sein Gegner zögerte nur kurz, bevor er Kampfhaltung einnahm.
»Aber Herr, Ihr könnt Euch doch nicht mit einem Gemeinen messen!«, rief der Seelenbrecher.
Bren fixierte ihn. »Gut, dass du dabei bist. Da weiß ich immer, wen ich um Erlaubnis fragen muss.«
Beschämt sah der Kleriker zu Boden.
»Lass uns mit dem Eisen sprechen«, forderte Bren seinen Gegner auf.
Der Mann griff zögerlich an, bis Bren ihm einen schmerzhaften Schlag auf den Oberschenkel versetzte. Das weckte seine Wut, was den Hieben Kraft verlieh. Dennoch sparte er hohe Attacken aus, wohl, weil Bren keinen Helm trug. Bren ärgerte sich über die Schonung, spürte aber die Lust des Kampfes von seinen Muskeln Besitz ergreifen. Zwei Wochen lang hatte er keine Waffe mehr gegen einen Gegner geführt. Seit jener Stunde, als er sich zu Helion durchgekämpft hatte, um ihn in seinem Sarkophag zu erschlagen. Natürlich war es kein Kampf gewesen, mit dem Morgenstern einen leichenstarren Körper zu zertrümmern, aber die Wachen hatten sich gut gewehrt. Viel besser als dieser Mann jetzt.
Bren wusste schon nach einem kurzen Schlagabtausch, dass dieser Gardist noch viel lernen müsste, bevor man ihn einen guten Fechter nennen könnte. In einer Schlachtreihe hätte er sich vielleicht passabel geschlagen, er hatte Mut, Kraft und Auge, aber Gardisten kämpften nicht in Schlachtreihen. Nicht wie die Krieger des Schwarzen Heeres. Für einen Einzelkämpfer fehlte diesem Mann jedoch die Fähigkeit zu kombinieren, mit einer geschickten Finte einen Angriff vorzubereiten, mit einer klugen Abwehr den Gegner in eine verletzliche Position zu bringen.
Bren spielte eine Weile mit ihm, dann beschloss er, dass es an der Zeit war, die Lektion zu beenden. Er trieb ihn in eine Ecke auf einen der Eisenpfosten zu, an denen die Seile festgebunden waren. Im letzten Moment erkannte der Mann, welche missliche Lage ihm drohte, und versuchte, seitlich auszuweichen. Er war jedoch zu langsam, um dem Schlag gänzlich zu entgehen. Bren stieß das Schwert seines Gegners herunter. Es war dem Gardisten hoch anzurechnen, dass er es nicht fallen ließ. Um ihn doch noch zu entwaffnen, riss Bren seine eigene Klinge in einem engen Bogen herum und ließ sie von oben nochmals gegen die seines Gegners prallen.
Der Mann hielt krampfhaft fest, aber die Spitze seiner Waffe donnerte auf den Eisenpfahl.
Sicher hatte es mit der Mühe zu tun, die es Bren bereitete, die Kräfte seines untoten Körpers richtig einzuschätzen. Manchmal scheiterte er daran, eine vergleichsweise leichte Last zu bewegen, bei anderen Gelegenheiten riss er beinahe eine Tür aus den Angeln. Jetzt lag so viel Wucht in seinem Hieb, dass das gegnerische Eisen brach.
Bren war so überrascht, dass er dem scharfkantigen Bruchstück nicht auswich, als es auf sein Gesicht zuflog. Es bohrte sich durch seine Wange, durchschlug den Oberkiefer und blieb tief in seinem Schädel stecken.
Bren spürte den Schmerz, aber noch stärker nahm ihn sein Erstaunen gefangen. Hätte er nicht sein gesamtes Leben auf Schlachtfeldern verbracht, hätte er wohl das Schwert fallen gelassen. So aber sicherte er damit den Rückzug gegen den erstarrten Gegner. Die
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