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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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bringen. Silber für Waffen.«
    »Warum die Eile?«, fragte Nalaji matt.
    Narron küsste sie sanft. »Du weißt, dass wir entdeckt sind. Solange er dich braucht, um Kiretta zu heilen, wird Monjohr uns in Ruhe lassen. Aber wir sind nicht mehr sicher, und wenn sich seine Herren umentscheiden, kann er jederzeit mit seinen Ghoulen wiederkommen.«
    Nalaji sah in die Senke hinab, wo sich die Gläubigen zum Aufbruch bereit machten. »Ich traue keinem mehr. Jeder von ihnen könnte ein Verräter sein.«
    »Deswegen können wir ihnen die Botschaft nicht anvertrauen«, sagte Keliator. »Ich werde sie überbringen.«
    Nalaji spürte in sich hinein. Sie erschrak nicht. Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde.
    »Und ich werde unsere Gefallen einfordern«, kündigte Narron an.
    Die beiden Männer umfassten ihre Unterarme und schüttelten sie, wie es gerüstete Paladine oft taten, nur dass sie wegen Narrons Verkrüppelung die linken Hände nehmen mussten. Nun spürte Nalaji doch Tränen aufsteigen. Ihr Mann hatte einen Arm im Kampf gegen die Schatten verloren, ihr ältester Sohn war gefallen. Die Frage durchzuckte sie, ob nicht doch jene weise handelten, die sich aus all dem heraushielten, solange es ging. Noch hundert Jahre mochten vergehen, bis die Schattenherren ihre Truppen nach Ilyjia schickten, wenn man sich dort ruhig verhalten würde. Genug Zeit, damit Keliator sich eine Frau suchen, eine Familie gründen und seine Kinder ein langes, erfülltes Leben würden leben können. Für wen kämpften sie hier eigentlich? Für die Kinder der Kinder ihrer Kinder? Oder doch für ihre Göttin?
    Sie verscheuchte den Gedanken. »Was auch geschieht: In Peross’ Schäferhütte können wir uns immer wiederfinden. Vergiss das nicht!« Sie wandte den Blick ab, zwinkerte ihre Tränen fort. »Wir kommen nach, sobald wir können.«

    »Ihr hasst mich, aber ich bin nicht Eure Feindin«, behauptete Jittara. Sie kniete auf dem blanken Steinboden vor Bren nieder. Als Nachtsucherin hatte sie einen der höchsten Ränge des Kults inne, was die Exzentrik ihrer Kleidung erklären mochte. Beinahe alle Roben der Kleriker waren schwarz, Reichtum und Status der Träger zeigten sich lediglich im Schnitt und darin, ob grobe oder fein gewebte Stoffe Verwendung fanden. Einige wenige Kleriker, vor allem aus den östlichen Kathedralen, mischten dunkles Grau hinzu, um Schatten anzudeuten. Jittaras Robe aber hatte knochenweiße Applikationen, sogar eine Borte, die die funktionslosen Aufsätze und die Pelerine betonte – umso mehr, da diese Elemente bei jeder Bewegung flatterten. Auch jetzt brauchten sie eine Weile, um auf der knienden Gestalt zur Ruhe zu kommen, als zögerten sie, sich auf dem fahlen Körper niederzulassen. Jittara war in einer Nacht des dreifachen Neumonds geboren worden. Das Fleisch unter ihren Fingernägeln, die Kanten ihrer Augenlider, ihre Lippen, alles war von der gleichen Helligkeit, das Haar dagegen kohlschwarz.
    »Du magst verzeihen, dass ich als einfacher Mensch gelebt habe. Als Krieger. Für mich gibt es Kameraden und Feinde, und dazwischen nur wenig. Für eine Kameradin warst du bislang sehr kühl.«
    Jittara sah ihm nicht ins Gesicht. Ihr Blick war auf seine Stiefel gerichtet, die ihm in diesem Moment geckenhaft vorkamen. Er hielt sich zurück, um sich nicht vorzubeugen und das weiche Wildleder zu beäugen. Er fühlte die Feuchtigkeit hindurchdringen. In der Kathedrale war es nicht warm, aber es reichte aus, um den Schnee zum Schmelzen zu bringen, der sich auf dem Weg vom Palast hierher festgesetzt hatte.
    »Das war, als Ihr noch ein Mensch wart, Schattenherr.«
    Er nickte. Vielleicht hätte er Jittara loswerden können. Vielleicht auch nicht. Trotz ihrer Unterwürfigkeit hatte eine Nachtsucherin in Ondrien einen erheblichen Status. Keinesfalls hätte er sie ungestraft töten dürfen, was sie von den meisten Menschen unterschied. Zudem war ihr Einfluss auf ihn zwar nicht bestimmend, aber in den nächsten Jahren einigermaßen sicher. Wegen seiner kriegerischen Erfahrung hatte der S CHATTENKÖNIG Bren zum Burgherrn von Guardaja ernannt. E R hatte alle mit dem Wappen überrascht, das E R Bren übergeben hatte. Nicht wegen des Motivs, das Einhorn mit den Reißzähnen war unverändert geblieben. Aber es war in Blau gemalt, nicht in dem Schwarz, in dem alle anderen ondrischen Wappen prangten. Eine Sitte aus der Zeit, in der G ERG zuletzt auf dem Schädelthron gesessen hatte? Oder ein Zeichen S EINER Gunst für Schattenherzogin Widaja,

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