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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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übermittelt wurde, die er gewohnt war. Ein … Ziehen. Ein Prickeln. Als striche jemand mit einer in Honig getunkten Eulenfeder über seine Brust, zugleich hauchzart und doch klebrig. Aber außer seiner Kleidung war nichts auf seiner Haut.
    Bren drehte sich, richtete sich an dem Zug aus, bis er längs über die Brust lief, knapp unterhalb der Warzen. Unwillkürlich atmete er ein und war enttäuscht, weil keine Essenz in seine Nase stieg. Die Aufnahme des ätherischen Stoffs, der die Untoten im Leben hielt, kam seinem Empfinden am nächsten.
    »Ein Astralstrom«, flüsterte Jittara neben ihm. »Vier davon queren diesen Raum. Bahnen der Kraft. Bei Weitem nicht so stark, dass sie von sich aus etwas bewirken könnten, aber genug, um damit zu arbeiten, wenn man sich darauf versteht.«
    Bren ärgerte die Herablassung in ihrer Stimme, aber er entgegnete nichts. Er war hier, um zu lernen. Ohne magische Fertigkeiten würde er in der Gesellschaft der Osadroi stets ein Unterlegener sein.
    »Spürt Ihr einen Druck in Eurem Schädel, Schattenherr?«
    Bren schüttelte den Kopf, hielt dann aber inne.
    »Ja, nicht wahr? Ihr fühlt es. Am Hinterkopf. Aber kein Druck von außen, keine Last wie ein schwerer Hut oder eine Krone. Es ist innen.«
    Sie hatte recht mit dem, was sie wisperte. Es war ein sehr schwaches Gefühl, aber jetzt, da er seiner gewahr wurde, war es unangenehm. Als drücke jemand direkt auf sein Hirn. Er stellte sich eine Hand vor, die sich daraufgelegt hatte. Auf dem Schlachtfeld hatte er mehr als einmal einen aufgebrochenen Schädel gesehen und die gräuliche Masse darin, wie eine übergroße Walnuss. Sie war weich, man konnte mit einem Finger darin herumrühren. Ein Schattenherr hätte das sicher überlebt, aber der Gedanke widerte ihn an.
    »Geh aus meinem Verstand!«, forderte er.
    Jittara kicherte. »Das bin ich nicht. Ihr spürt Vejata. Der blaue Mond ist noch beinahe voll, seit zwei Nächten erst nimmt sein Schein wieder ab. Sein Licht dämpft die Magie.«
    Bren legte den Kopf in den Nacken, drehte ihn zur Seite. Das änderte nichts daran, wo er den Mond spürte.
    »Wenn Ihr weiter fortgeschritten in der dunklen Kunst wäret, könntet Ihr auch Silion und Stygron spüren, an anderen Stellen. Heute sind sie noch zu schwach für Euch.«
    »Und wenn wir nach draußen gingen?«
    Wieder kicherte sie. »Das würde keinen Unterschied machen. Gebäude dämpfen die Kraft der Monde nicht. Wolken vermögen das, auch manche Höhlen. Aber nichts von Menschenhand Geschaffenes.«
    Er hörte, wie sie um ihn herumging, wollte aber die Augen nicht öffnen, weil er befürchtete, dann sein Gespür zu verlieren. Ihr Stab klackte auf den Boden.
    »Die Monde sind am deutlichsten zu spüren, aber auch die Kraft der Sterne leitet die Magie. Die meisten Machtlinien gehen von ihnen aus, deswegen nennen wir sie Astralströme. Darum gibt es Zeiten starker und solche schwacher Magie, und man kann sie vorausberechnen. Die Sterne haben kurze und längere Zyklen, manche dehnen sich über Jahrhunderte. In Eurer neuen Existenz habt Ihr genügend Zeit, sie zu erforschen.«
    Nun öffnete er doch die Lider, um ihre Reaktion zu beobachten, als er fragte: »Höre ich Neid in deiner Stimme?«
    Sie zuckte die Schultern. »Neid ist ein starkes Gefühl, ein Antrieb, der zu Großem führen kann.«
    »Hebe dir die Predigt für die Gläubigen auf.«
    »Ihr habt gefragt.«
    »Nicht nach den Floskeln des Kults, sondern nach der Wahrheit.«
    Lächelnd legte sie den Kopf schräg, fasste ihren Stock, als wolle sie sich darauf stützen, während sie ihn ansah. »Was ist der Unterschied? Die Schatten sind allmächtig. Alles, was der Kult sagt, ob Lüge oder nicht, dient letztlich dem einen Zweck, diese letzte Wahrheit zu verkünden.«
    »Machen wir weiter«, forderte Bren.
    Sie nickte zu der grünen Flamme. »Feuer aus dem Schweif eines Kometen. Ich hätte gern etwas davon in Karat-Dor, aber die Kathedrale von Orgait hütet es mit Argwohn und in Æterna ist der Preis zu hoch. Das größte brennt tief unter uns, dies ist nur ein Ableger, aber für unsere Zwecke reicht er. Nehmt die Eisenscheibe und legt sie über die Öffnung, aus der es steigt.«
    »Aber dann wird es verlöschen.«
    »Richtig.«
    »Ist es wieder der Neid, der dich treibt?«
    »Der Neid ist eine Kraft, die mir oft half. Aber sorgt Euch nicht um die Kathedrale. Diese Flamme ist dazu da, erstickt zu werden. Das gehört zur Ausbildung. Sie ist nur ein Ableger, den man bei Bedarf wieder entzünden

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