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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Dennoch blieb der Palast der Schattenherzogin so imposant, dass sein Anblick alle anderen Eindrücke verdrängte.
    »Bei Tag lastet sein Schatten auf allen Häusern. Die Stadtmauer darf nicht weiter gezogen werden, als seine Dunkelheit zwei Stunden vor dem höchsten Sonnenstand reicht, und einige Häuser gibt er bis zum Einbruch der Nacht nicht mehr frei. Die Hügel im Westen schlucken die Helligkeit, bevor sie diese Gebäude erreichen könnte.«
    »Ist das dort hinten der Tempel des Kults?«
    »Zwei Jahre lang wurde ich dort ausgebildet.«
    »Ihn trifft das Licht also nie.«
    »Es gilt als große Ehre, ein Haus zu besitzen, auf dem beständig der Schatten der Herzogin ruht.«
    Es muss kalt und feucht dort sein. An der Ostseite schloss die Stadt an einer fünfzig Schritt hohen Steilwand ab, von der aus ein Überhang etwa doppelt so weit über die Stadt hinausragte, wie ein Dach, das nur an einer Seite gestützt wurde. Der Tempel presste sich an den Steilhang. Er wies die für klerikale Gebäude übliche Vielzahl an Vorsprüngen und herausragenden Zacken auf. Für gewöhnlich sollten sie Schatten werfen. In Zorwogrod würde ihnen diese Aufgabe schwerfallen, da kein Licht sie erreichte.
    Bren verspürte eine Art von Erschöpfung, die ihm zuvor fremd gewesen war. Sein Geist war scharf, er bemerkte die gespannte Erwartung der Krieger, die zur Wache eingeteilt waren, ebenso wie die Nervosität der wenigen Bürger, denen sie zu dieser späten Stunde kurz nach Mitternacht begegneten. Auch sein Körper folgte den Befehlen seines Geistes ohne Widerspruch. Die Eskorte, die sie zum Palast brachte, zeigte keine Ungeduld, also bemerkte sie wohl nichts Auffälliges. Dennoch fühlte sich Bren erschöpft. Nein, eher … taub. Wie jemand, der einen lauten Knall gehört hatte und dem danach für eine Weile leise Geräusche entgingen. Es betraf weder Augen noch Ohren, sondern jenen Sinn, den Bren gerade erst entdeckte und entwickelte. Wenn er zu den Monden aufsah, spürte er ihre Kraft ebenso wenig wie die Astralströme, die sie zweifellos ab und zu auf ihrem Weg kreuzten. Hatte er sein magisches Talent überfordert? War es nur eine vorübergehende Erschöpfung, von der er sich nach einiger Zeit erholen würde? Er hätte Attego danach fragen können, aber der machte einen ratlosen Eindruck. Der Dunkelrufer hatte sich noch nicht von der Überraschung über das erholt, dessen Zeuge er geworden war.
    Flaschenzüge waren die einzige Möglichkeit, von der Stadt in den Palast der Schattenherzogin zu gelangen. Vielleicht gab es vom Gebirge aus einen weiteren Zugang. Bren hätte zumindest einen Fluchtweg dort oben angelegt, damit die Residenz nicht ausgehungert werden könnte. Eine Dame von Widajas Rang unterhielt einen großen Hofstaat, der versorgt werden musste. Auch jetzt waren sieben Gondeln auf dem Weg nach oben. Attego und Bren gaben die Pferde einem Burschen, stiegen in eine achte und betätigten das Signalseil. Sofort ruckte die glockenförmige Konstruktion an.
    Während sie hinaufgezogen wurden, fiel Bren die gute Übersicht auf. Sollte es eine Schlacht um Zorwogrod geben, hätte man als Feldherr vom Palast aus mehr Informationen zur Verfügung, als er selbst sie jemals gehabt hatte. Ich bin auch ohnedies siegreich gewesen. Dennoch, oft hatte er sich gewünscht, genau zu wissen, wo die verschiedenen Truppenteile standen. Die Nacht setzte auch seinen Augen Grenzen, aber trotzdem konnte er die Lager sehen, die sich jenseits der Stadtmauer erstreckten. Die aus Ästen gefertigten Hütten der Barbaren aus Bron, die sie an der Peripherie passiert hatten, danach die Haufen der Pikeniere und Speerträger, die Geschützmannschaften beinahe ganz innen. Ihr Gerät war noch zerlegt, sie würden die Katapulte, Rammen und Türme erst zusammensetzen, wenn ihr Einsatz befohlen würde. Allein die kleinen Ballisten für den Gebrauch in Feldschlachten waren einsatzbereit. Das Licht einiger Lagerfeuer beschien doppelt mannshohe Strohballen, an denen bei Tageslicht Zielübungen durchgeführt wurden.
    Ein merkwürdiges Stöhnen drang an Brens Ohren. Zuerst glaubte er, es rühre von der Anstrengung jener, die an den Winden Dienst taten, aber als sich ein Schmerzensschrei hineinmischte, verwarf er diesen Gedanken.
    Hauptmann Boldrik erwartete sie in dem Raum, in den sie durch ein rundes Loch im Boden gezogen wurden. Man schob eine Platte darüber und schwenkte den Haltearm der Gondel zur Seite, um sie dann abzusetzen. Boldrik kniete nieder, als Bren den

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